Zitat:
Zitat von Jakob
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Ich lehne aber die hier vorherrschende Verteufelung der dopenden Sportler ab und glaube nicht, dass man Jan Ullrich und einen Volkslaufsieger aus Hintertupfing mit den gleichen moralischen Maßstäben messen kann. Wenn dein ganzes sportliches Umfeld - und das war bei Telekom wie bei US Postal so - Doping befürwortet, du davon ausgehen kannst, dass alle anderen es auch tun, und du Ziele hast wie einen Sieg bei der TdF kann ich mir - ehrlich gesagt - mittlerweile vorstellen, dass einem die Grenzen verschwimmen. ... Ich würde meinen Sohn übrigens niemals aktiv motivieren, Profiradsportler zu werden, weil ich mir wegen genau diesen Dingen Sorgen machen würde.
Und ja: die TdF ist für mich eine Show. So wie Usain Bolt, der Ironman Hawaii, Wimbledon und das Fußball EM Finale. Was soll es denn sonst sein? Was ist es denn für dich?
Zu den dopenden Age Groupern - ganz ehrlich: wenn sich jemand in meiner Leistungsklasse (wie gesagt in Frankfurt hoffentlich eine Chance auf einen Qualiplatz) ernsthaft EPO oder so einen Scheiss reinzieht, hat der sie doch einfach nicht mehr alle. Deswegen werde ich aber nicht vorbeugend alle Mitkonkurrenten verdächtigen sondern werde den Qualiplatz einfach trotzdem schaffen, notfalls beim nächsten Mal.
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Ich wollte dich natürlich nicht persönlich angreifen, Jakob, und hoffe das ist auch nicht so rüber gekommen!

Manchmal lassen sich Dinge aber greifbarer analysieren, wenn man einen persönlichen Bezug herstellt.
Es gibt ein Sprichwort, das lautet "Der Fisch stinkt vom Kopf her". Man kann Doping nicht im privaten Umfeld ablehnen (für sich persönlich und für unmittelbare Konkurrenten) und im Spitzensport akzeptieren.!
Wo will man dann die Grenze ziehen? Wenn es bei den A-Profis O.K. ist, dann muss man es doch auch den B-Profis (also denen, die in Hawaiii zwischen Rang 1o und 30 einlaufen) erlauben. Und direkt dahinter kommen ja schon die C-Profis, die sich i.d.R. mit den talentierten Age-Groupern vermischen...?
Und beim Jugendsport wird der innere Widerspruch deiner Einstellung eben noch deutlicher. Dass für einen 15jährigen Doping ein absolutes Tabu darstellt, darüber lässt sich ja noch problemlos ein allgemeiner Konsens herstellen. Aber was soll er tun, wenn er mit 18 oder 19 den Sprung in den A-Kader schafft und bis dahin immer der beste seines Jahrgangs war. Soll er jetzt -sofern er weiter fair und sauber bleiben will mit Leistungssport aufören oder ist es nicht vielmehr unser aller Aufgabe, mitzuhelfen (als Sportler, Funktionäre, Trainer, Eltern), dass auch der Spitzensport so fair wie möglich abläuft? Diesem besagten Jugendlichen also nicht die Zukunft im Sport zu verbauen, indem wir einfach angesichts der Komplexität eines Problems resignieren und den Kopf in den Sand stecken?