Moin Fly, unabhängig von deiner Epilepsie möchte ich dich erstmal willkommen heißen.
Du stellst in deinem Eingangspost einige typische Anfängerfragen. Ich möchte dich daher auf
diese Einsteiger-Artikelserie verweisen, welche dir ein grundlegendes Verständnis der allgemeinen Triathlon-Trainingslehre vermitteln wird. Darüber hinaus findest du auf
Triathlon-Szene noch viele weitere Artikel, die du dir bei Zeit und Interesse durchlesen solltest, im Video-Archiv gibt es tolle (teils gratis angebotene) Filmbeiträge. Nach und nach fügen sich diese Puzzleteile dann zu einem ordentlichen Bild zusammen, das gleichzeitig eine Basis für die neuerdings ebenfalls kostenlos anschaubare Live-Sendung am Freitag Abend (den Link findest du dann oben auf der Hauptseite), wie auch eine Diskussionsgrundlage für das Forum ist. Somit stehen dir also zahlreiche Mittel zur Verfügung, dich kostenlos auf einem meiner Meinung nach sehr hohen Niveau der Trainingslehre zu bilden.
Natürlich dauert es eine gewisse Zeit, bis diese vielen Puzzleteile besagtes Bild ergeben. Daher möchte auch ich dir nochmal sagen: Am wichtigsten ist, dass du Spaß hast. Ein Trainingsplan ist eben auch nur ein Plan, keine zwingende Vorgabe. Der beste Schlachtplan überlebt den ersten Feindkontakt nicht. Man wird krank, hat irgendwelche Termine, das Schwimmtraining des Vereins ist an einem anderen Tag als im Plan vorgesehen, die gemeinsam angepeilte Radstrecke dauert eine Viertelstunde länger als im Plan vorgesehen... Verrenne dich nicht in Details, denn gerade für Einsteiger gilt, was auch viele Routiniers sich immer wieder zu Herzen nehmen müssten/sollten:
"Getting stuff done" ist die Hauptdevise. Besser wird, wer den Arsch hochkriegt und trainiert. Da geht es nicht um 8 Minuten mehr/weniger und auch nicht um Abweichungen von 5 Schlägen beim Durchschnittspuls.
Nichtsdestotrotz sind die von mir anfangs verlinkten Einsteigerpläne und auch die anderen Gratispläne von Arne (dem Mann hinter triathlon-szene, im Forum "Klugschnacker") eine super Orientierung, auch für jemanden, der erst 14 ist. Schließlich hast du ja einen durchaus leistungssportlichen Hintergrund und einen super BMI für einen Triathleten. Vergiss nicht, dass Triathleten schwerer sind als Langstreckenläufer, weil sie ebenso Oberkörperkraft und damit -muskulatur zum Schwimmen brauchen, wie starke Beine zum Radfahren. Du solltest also keine Diät zum Abnehmen halten, sondern dich einfach gesund ernähren und mehr in den Spiegel, als auf die Waage schauen, gerade weil auch ein gewisser Aufbau an Muskelmasse oft mit einer Gewichtserhöhung einher geht (besonders, wenn man, so wie du, nicht viel Fett mit sich rumträgt, das "im Gegenzug" abgebaut werden könnte). Keine Angst, du wirst nicht über Nacht zu Herkules und im Bereich deines BMI musst du dir wirklich keine Sorgen machen, irgendwelche "unfemininen Proportionen" zu entwickeln. Vermutlich wächst du ja auch noch ein Stück; während eines Wachstumsschubs ist es oft schwer genug, nicht automatisch in der Relation zur neu gewonnenen Größe (BMI) abzunehmen. In dieser Phase möchtest du deinen Körper doch sicher mit allem versorgen, was er benötigt, und deiner Entwicklung nicht im Wege stehen.
Zu deiner Epilepsie: Setz dich auch mit diesem Thema auseinander und scheue keine Arztbesuche, es macht sich langfristig bezahlt!
Kurzfristig würde ich sagen, dürfte Lauftraining auch alleine kein Problem sein, schließlich bist du ja auch im Alltag nicht permanent beaufsichtigt, oder? In Begleitung wäre es natürlich besser und es sollte immer jemand wissen, dass du unterwegs bist und wo du laufen willst.
Beim Schwimmen sollte sich schon ein Verein finden lassen, der dich aufnimmt. Wenn die Trainer und am besten auch deine Mitsportler informiert sind, wirst du schon nicht so schnell auf den 50 Metern einer Bahn verloren gehen. Vielleicht hilft es, wenn du die entsprechenden Gespräche im Beisein deiner Eltern führst. Auch, wenn du das vielleicht selbstständig regeln möchtest und auch könntest, macht das so einfach einen besseren Eindruck. Als ich mit 20 eine Wohnung gesucht habe, habe ich auch meine Mutter mitgenommen und das hat mir definitiv weitergeholfen.
Problematisch stellen sich Radtraining und Freiwasserschwimmen dar. Es tut mir leid, das zu sagen, aber so lange du nicht so eingestellt bist, dass du einen Führerschein erwerben dürftest, gehörst du meiner Meinung nach auch nicht auf einem Rennrad in den Straßenverkehr. Man fährt einfach wesentlich schneller und andere Strecken, als die 2 km mit vielleicht 15 km/h zur Haustür deiner Freundin, die du vielleicht manchmal mit dem Rad zurücklegst, und es steht nicht nur deine Eigen-, sondern auch eine Fremdgefährdung im Raum. Hier gilt, dass du maximale Compliance zu deinen Ärzten zeigen solltest, um möglichst schnell einen entsprechenden Zustand zu erreichen. Wenn es dir wirklich wichtig ist, solltest du das auch entsprechend zu deinen Ärzten und Eltern kommunizieren.
Kurzfristig kannst du aber ja gerade jetzt im Winter mit Indoor-Training (Rolle, Spinning, ...) arbeiten. Es gibt durchaus auch Wettkämpfe, die nicht im Freiwasser, sondern im Schwimmbecken durchgeführt werden. So weit ich weiß, sind das in deiner Altersklasse sogar mehr, als bei den "alten Herren".
Und du findest bestimmt jemanden, der ganz speziell dich, falls es erforderlich sein sollte, am Beckenrand begleitet, u. U. ja sogar im Training.
Auch wenn es jetzt etwas unstrukturiert wird: Du hast vermutlich durch deinen sportlichen Hintergrund eine gute "Grundathletik" und die ist sehr viel wert. Beweglichkeit und (teils dadurch) Verletzungsfreiheit sind wichtiger, als man sich eingestehen möchte. Eine gute Rumpfstabilität schlägt sich auch unmittelbar in besserer Technik und besseren Zeiten nieder. Vernachlässige diese Fähigkeiten nicht!
Hier findest du einige Artikel, die sich mit dem Thema "Krafttraining" beschäftigen.
Es ist also ein Stück weit davon abhängig, was genau "weitgehend anfallsfrei" bedeutet. Falls du dich weiter darüber austauschen möchtest, kannst du mir gerne auch eine PN schreiben. Ich komme wie du aus einer Kleinstadt in NRW und bin zwar kein Arzt, aber immerhin Student und kenne auch Epileptiker in meinem Bekanntenkreis.
Und jetzt pack die Sache an, leg los und hab deinen Spaß!