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Alt 14.10.2011, 09:38   #285
bellamartha
Szenekenner
 
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Registriert seit: 30.05.2010
Beiträge: 6.166
Whow...

...bin ich froh, dass ich mich nicht paleo-mäßig ernähre! Ich verspeise hier gerade mein Vollkornsschwarzbrot (Teufel!) mit Käse (Teufelteufel!!) und das schmeckt so geil! Köstlich! Nie würde ich auf leckere Käsebrote verzichten können, schon gar nicht für rohe Tierleichen!

Guten Morgen liebe Mitfische,
gestern bin ich mal nicht geschwommen, sondern gelaufen, muss ich mich doch schließlich auf den Halbmarathon Anfang November vorbereiten. Der Trainer wollte mal wieder Zeiten von mir wissen, also trug er mir auf 3x2000m zu laufen. Ich tat es, zunächst mehr aus Pflichtbewusstsein, denn aus Lust heraus. Es hat dann aber doch Spaß gemacht. Die Zeiten haben mich eigentlich positiv überrascht: 9:43 Min., 9:30 Min. und 9:43 Minuten. Hatte schlimmeres befürchtet. Auch fühlen sich meine Beine heute ganz gut an, kein Muskelkater, worüber ich angesichts der heutigen Vereinsmeisterschaften des Schwimmclubs froh bin. Darauf bin ich extrem gespannt und schon ein bisschen aufgeregt.
Drückt mir bitte die Daumen, dass ich mich bei 50 m Delphin nicht komplett lächerlich mache. Tipps, wie ich meine Schwimmbrille beim Start nicht verliere, würde ich auch noch dankbar annehmen.

Und sonst? Gestern und vorgestern waren die Essener Suchttage, die leider ein totaler Misserfolg waren. Vertreter der verschiedensten Suchthilfeeinrichtungen aus Essen waren in der VHS, um Interessierte zu informieren oder zu beraten. Leider waren fast keine Interessierten da. Um diese anzulocken, waren wir auch stundenweise dazu eingeteilt, Menschen von der Fußgängerzone die paar Meter runter zur VHS zu locken. Leute, das war vielleicht ein Scheiß! Zwei Stunden habe ich mir in der Fußgängerzone den A... abgefroren und habe versucht, Leuten den Veranstaltungsflyer zu geben oder mit ihnen kurz ins Gespräch zu kommen. Ich glaube ja, dass man für solche Aufgaben geschaffen sein muss. Ich bin es nicht! Eigentlich hatte ich schon nach fünf Minuten den Papp auf! Die Leute waren wie ich, wenn ich durch die Fußgängerzone gehe: Keine Lust darauf, von irgendwelchen Leuten mit Flyern angequatscht zu werden. Und weil ich das selbst so gut kenne, hatte ich doch große Hemmungen, Menschen anzusprechen, die mir körpersprachlich sehr deutlich zeigten: "Lass mich in Ruhe!" Die meisten, die freundlich reagierten waren trockene Alkoholiker, die so was nicht mehr brauchen. Erstaunlich, wie viele davon vormittags durch die Fußgängerzone laufen. Immer wieder freundliche Aussagen wie: "Ich bin seit x Jahren trocken!", "Ich bin bei den Anonymen Alkoholikern in XY!" oder "Ich bin darüber hinweg, viel Erfolg!" Freundlich auch die Mehrzahl der Methadon substituierten Patienten, die mich kannten und die auf dem Rückweg der Methadonvergabe waren. Nervig die älteren Männer, die Diskussionen mit mir anfingen, dass es so was in ihrer Generation nicht gebe (wohlgemerkt: Es ging um Sucht im Allgemeinen, nicht um Drogenabhängigkeit), woraufhin ich mich innerlich fragte, was die ganzen alten Säcke dann auf der Alkoholentzugsstation machen, wenn ich dort vertrete. Oder der noch ältere, der sagte, so was habe es unter Hitler auch nicht gegeben, woraufhin ich mich nicht nur innerlich, sondern ihn gefragt habe, was er denn meine, was für ein Zeug es gewesen sei, das der fette Göring sich täglich reingepfiffen hat. Das konnte er mir erwartungsgemäß nicht sagen, ich ihm dann aber schon.
Saudummes Nazipack! Davon haben wir übrigens aktuell auch wieder eine erkleckliche Anzahl unter den Patienten auf der Station. Wir könnten schon fast eine eigene Kameradschaft gründen. Das glaubt ihr gar nicht, wie viele Drogenabhängige rechtsradikale Einstellungen haben. Als ich letztens Herrn B. sagte, dass seine Verehrung für die Nazis doch total hinrverbrannt sei, weil er doch als einer der ersten im Viehwaggon Richtung Osten geschickt worden wäre und dann höchstens noch als Krimineller mit grünem Winkel im KZ hätte Karriere machen können, antwortete er mir so, dass ich dann auch nix mehr zu erwidern wusste: "Nein, Frau W., damals wäre ich ja gar nicht drogenabhängig geworden. Da wäre ich als Kind in der Hitlerjugend gewesen und später in der Wehrmacht oder hätte sonst wie dem Volk gedient!" Und was soll ich sagen, vielleicht wäre es ja wirklich so gewesen. Ich habe ja eine These dazu, warum viele Drogenabängige Faschos sind. Die habe ich entwickelt, als ich Maurice W., einen meiner Lieblingspatienten, einen psychisch total kaputten, von Kopf bis Fuß tättowierten Mann mit einer extrem rechtsradikalen Haltung, kennen lernte: Wenn man nichts, aber auch absolut nichts im Leben hat, auf das man stolz sein kann, weil man z.B. so wie er ein Heimkind war, das dort schlimmste Gewalt erleben musste und sich bei diesem Start ins Leben eben nichts Gutes entwickeln konnte, wenn alles, worauf man zurück blicken kann Drogen, Kriminaliät, Knast, Suff und Rauch und zerstörte Beziehungen sind, dann ist das einzige, auf das man stolz sein kann die Nationalität, denn die hat man einfach so. Dafür musste er nichts tun und die kann ihm niemand nehmen. Im Gegensatz zu seiner Würde und Unversehrtheit. Und wenn man in den Augen der Normalgesellschaft der letzte Abschaum ist, und die meisten Menschen werden in Herrn W. nur einen süchtigen, kriminellen, tättowierten Assi sehen - und nicht den weichen, traurigen, verletzlichen, freundlichen und liebesuchenden Menschen, den ich auch kennen gelernt habe, dann braucht so jemand Menschen, auf die selbst er noch herunter schauen kann. Wer aber soll das sein? Noch kaputter geht doch kaum? Noch weniger erreicht im Leben hat doch fast niemand. Also erheben sie sich Kraft ihrer Herkunft, die sie einfach so haben, ohne etwas dafür zu tun, über andere, die eben nicht deutsch sind. Mit Herr W. habe ich immer wieder viel über diese Themen diskutiert, ohne nennenswerten Erfolg. Als er aber vor einigen Wochen mal wieder hier war und ich ihn in eine Therapie vermittelt habe, haben wir wieder darüber gesprochen und da sagte er - oh Wunder! - dass er viele Dinge heute nicht mehr so sehe wie früher. Es geschehen noch Zeichen und Wunder, man soll die Hoffnung nicht aufgeben und auch im letzten Nazi noch den Menschen sehen.
Herr H., der aktuell hier ist, ist von neuen Sichtweisen aber noch weit entfernt. Er wollte die Tage bei irgendeinem Amt anrufen und alle Nummern der Stadt Essen fangen mit der 88 an. Er: "Schöne Nummer!" Ich: "Herr H., Ihren Fascho-Scheiß werden Sie wohl auch nicht mehr ablegen, was?" Daraufhin erläuterte er mir, dass er ja schließlich nur wegen der "Bimbos" heroinabhängig sei, die den Stoff hier verkaufen. Ah ja... Ich habe das Thema nicht weiter vertieft.
Schöne Grüße aus der freien Kameradschaft Station S2:
Judith.
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