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Szenekenner
Registriert seit: 30.05.2010
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Wenn Engel laufen...
...letzten Mittwoch also der Sommernachtslauf. Den ganzen Tag hatte es geregnet, teilweise aus Kübeln geschüttet. Kaum machte ich mich aber auf den Weg, kam die Sonne heraus! Mist, also wohl doch Zuschauer an der Strecke, die Zeuge meines Elends werden. Freundin Inga will zum ersten Mal in ihrer Karriere unter 50 Minuten bleiben, wir sind alle zuversichtlich, dass das klappt, weil sie an Silvester bei total vereister Strecke 50,XX gelaufen war. Sie hatte zwei Tempomacher an ihrer Seite: einen Arbeitskollegen und meinen Liebsten. Ich entschied mich dazu, ihr Tempo mal mit anzugehen und zu gucken, wie lange das klappt.
Schnell nach dem Start wurde deutlich, dass das Tempo für Inga an diesem Tag voraussichtlich zu schnell ist. Sie hatet ganz früh Probleme und war dementsprechend gefrustet. Friedel und Björn blieben bei ihr und ich lief einfach mal das Tempo weiter, immer zwischen 4:50 und 5:00 Min/km. Fühlte sich prima an. Ich traute aber dem Braten noch nicht. Zu Recht, wie sich schon bald heraus stellt. Nach km 5 dachte ich schon, dass es jetzt doch anstrengend ist und nach km 6 frage ich mich, ob ich nicht besser aufhören soll. Das Tempo konnte ich nicht mehr halten, lief jetzt deutlich über 5 min/km. Es war ein sehr kleines Frauen-Startfeld ohne starke Läuferinnen und ich war bis dahin an Platz 5 oder 6. Auf den nächsten Kilometern habe ich mehrere Frauen überholen lassen müssen und habe kurzzeitig sogar ans Aufhören gedacht. Dann war da aber km 8 und dann schon 9 und am Ende habe ich 51:40 oder 42 oder so gebraucht. Scheiße, die 50 Minuten also fett verfehlt, obwohl ich mich doch sehr angestrengt hatte. Mit meiner Form vom Frühjahr 2010, also aus der Zeit, als ich noch vernünftig trainieren konnte, hätte ich den Lauf haushoch gewonnen, denn die Gewinnerin ist auch nur 46:xx glaufen. Inga hat sich auch noch mal berappelt, nachdem sie fast ausgestiegen wäre und hat dann 52:xx gebraucht. Damit war sie natürlich sehr unzufrieden.
Ich hatte trotz der Zeit, die in Anbetracht von nicht vorhandenem Lauftraining ja zu befürchten war, viel Spaß.
Am Abend hatte ich merkwürdige stark schmerzhafte Stiche in der rechten Hand und habe natürlich sofort MS Panik geschoben. War das doch zu anstrengend? Sollten die Ärzte mir vielleicht doch nicht zu Unrecht von starken sportlichen Anstrengungen abraten, bei denen sich mein Körper stark erwärmt?
Nachdem ich in den ersten Monaten mit der MS Pest sehr vernünftig war und mich an alles gehalten habe, was mir die Ärzte rieten, stellt sich nun heraus, dass es mir doch nicht so leicht fällt, all das sein zu lassen, was mein Leben seit so vielen Jahren prägt. Im Moment ist es nicht mal so sehr der Wunsch nach Triathlon. Aber das Laufen, es fehlt mir so sehr!
Und sonst?
Sonst ist heute ein nicht so guter Tag. Die Interferon-Nachwehen halten sich heute in Form von Kopfschmerzen recht hartnäckig. Normalerweise bin ich die Nebenwirkungen ab mittags wieder los, heute plagen sie mich lange.
Der Arbeitstag? Kann man auch vergessen! Ich bin faul, träge und unmotiviert und scheine das auch auszustrahlen, denn ein Patient hat mich heute Morgen dermaßen unverschämt angepampt, von wegen, ich solle jetzt mal mit meiner Kaffepause aufhören (ich hab gar keinen Kaffee getrunken, sondern nur im Dienstzimmer Zeitung gelesen!) und meinen Job machen. Sehr unflätig war der. Naja.
Ich habe meinen Nicht-Schwimm-Streak tatsächlich die ganze Woche durchgehalten und es war gar nicht schwer! Auch heute werde ich noch dran hängen, um dann morgen (hoffentlich) wieder ins Training einzusteigen. In vier Wochen ist schließlich mein erster Schwimmwettkampf. Anfang der Woche fehlte mir die Motivation, Mittwoch dann der Sommernachtslauf und von Donnerstag bis einschließlich gestern der Umzug meiner Freundin Yvonne, also erst Kisten packen, alles vorbereiten, neue Schränke aufbauen, dann der eigentliche Umzug und gestern auspacken und weiter aufbauen. Ätzend!
Gleich werde ich trotz des geilen Wetters nix mehr groß machen, sondern mich erst mal ne Stunden ins Bett legen und dann vielleicht mal meine total chaotische Wohnung aufräumen, bzw. damit mal anfangen, das ist mit einem Mal nicht getan.
Am Abend, wenn es kühler ist, will ich noch ein bisschen laufen gehen, damit ich bald mal wieder unter 50 Minuten laufen kann.
Schöne Grüße!
J.
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