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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - schmaddes Beleuchtungskompendium.
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Alt 12.10.2006, 23:37   #2
schmadde
triathlon-szene.de Autor
 
Benutzerbild von schmadde
 
Registriert seit: 09.10.2006
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Teil 1: Auswahlkriterien

Zunächst einmal die Auswahlkriterien.

Am Anfang sollte (wie so oft) immer die Frage nach den Anforderungen stehen - wozu brauche ich die Lampe, wo will ich hin, wie lange will ich fahren. Die Frage nach den Kosten und dem Aufwand, den man gewillt ist, in Wartung (z.B. Akkupflege) zu stecken ist dann auch nicht ganz unbedeutend.

Fährt man ausschliesslich dort, wo ohnehin gute Strassenbeleuchtung vorhanden ist (wie z.B. in der Stadt) oder wenn man nur ein Licht braucht, um in der Dämmerung noch sicher nach Hause zu kommen, reicht ein Positionslicht. Zum schnellen Fahren in der Dunkelheit muss es dann schon etwas heller sein, vor allem, wenns auch noch ab und zu bergab geht.

Auf Strassen, die für KFZ ausgelegt sind, ist allerdings ein Licht ausreichend, welches das meiste Licht nach vorne wirft - enge Kurven gibts da selten, weil sie ja für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt sind und die werden oft durch Pfosten (mit Reflektoren) am Strassenrand mit recht wenig Licht sehr früh sichtbar.

Fahren durch Wald und Parks auf mehr oder weniger breiten, aber meist kurvigen Wegen verlangt schon etwas mehr Licht und vor allem auch eines, welches auch eine akzeptable Seitenausleuchtung bietet, damit man rechtzeitig sieht, wohin der Weg führt. Viel Licht braucht man im Normalfall auch für Radwege in der Stadt, denn die Augen können sich wegen Streulicht nicht so recht an die Dunkelheit gewöhnen, aber die Wege sind meist sehr dunkel wegen der Schatten die parkende Autos am Strassenrand und Bäume unter den Strassenlaternen. Sie sind oft in schlechtem Zustand und voller Hindernisse (Mülltonnen, unbeleuchtete Radfahrer oder Fußgänger, you name it). Hinzu kommt noch das Standard-Radweg-Problem, dass KFZ-Führer in dieser Richtung meist blind sind - mit viel Licht hat man da höhere Chancen gesehen zu werden oder evtl. mit einem Fahrzeug verwechselt zu werden, dem man nicht defaultmässig die Vorfahrt nimmt. Radwege ausserorts verlangen auch meist mehr Licht, insbesondere "tiefergelegte" und linksseitige, da man von KFZ-Scheinwerfern geblendet wird.

Fürs MTB-Fahren im Wald auf Singletrails braucht man wohl soviel Licht wie man bekommen kann, vor allem auch maximale Seitenausleuchtung. Hier ist sogar einen gewisse Ausleuchtung nach oben erwünscht, um z.B. herabhängende Äste zu sehen - bei Strassenfahrt ist das eher nicht so glücklich, weil man eine Menge Licht verschenkt.

Wie beurteilt man aber nun, ob ein Licht "hell" ist und wie vergleicht man zwei Scheinwerfer, anhand der technischen Daten? Hier fängts schon an ein bisschen kompliziert zu werden. Von Herstellerseite wird gerne mit der Angabe einer Beleuchtungsstärke in Lux geworben. Um es gleich vorwegzunehmen: diese Angabe ist fast völlig wertlos. Mit Lux misst man die Beleuchtungsstärke an einem bestimmten Punkt. Ohne weitere Angaben ist das genauso sinnlos, wie die Leistung eines Radfahrers mit einer Momentangeschwindigkeit anzugeben.

Selbst wenn man zwei Scheinwerfer nimmt und die Beleuchtungsstärke an einem bestimmten Punkt in 10m Entfernung angibt (wie das z.B. bei den Technischen Anforderungen für Scheinwerfer nach STVZO geschieht), ist das nicht so sehr aussagekräftig, wenn nicht beide eine gleich große Fläche bestrahlen und zwar in beiden Fällen sehr gleichmäßig. In der Praxis strahlen Fahrradscheinwerfer doch sehr unregelmäßig - ein besonders gutes Beispiel dafür ist z.B. der Lichtkegel der Sigma Mirage. Ganz nebenbei gesagt: Die 10Lux, mit denen oft geworben wird, und die mittlerweile der Mindestwert für eine Zulassung sind, sind sehr wenig. Mit so einer Funzel würde ich mich nicht aufs Rennrad trauen.

Will man bei den technischen Daten bleiben, so ist man wohl mit einem Vergleich des Lichtstroms in Lumen (lm) am besten bedient. Das ist, salopp formuliert, das Maß für die gesamte Lichtmenge, die man aus so einem Scheinwerfer herausbekommt (da dies eine photometrische Einheit ist, ist die Empfindlichkeit des Auges hier schon mit "eingepreist", gleiches gilt auch für Lux und Candela). Damit kann man die Helligkeit zweier Scheinwerfer schonmal ganz gut vergleichen - was dabei natürlich unberücksichtigt bleibt, ist die Frage nach der Ausleuchtung, die, wie ich oben schon kurz angerissen habe, nicht ganz unbedeutend ist. Ein Scheinwerfer mit 10° Öffnungswinkel und einer mit 30° können genausoviel Lumen ausstrahlen, die 30° Variante ist natürlich an gleichen Messpunkten sehr viel dunkler, weil sich das Licht auf mehr Raum verteilt. Insofern lassen sich so nur Lampen vergleichen, die auch eine ähnliche Ausleuchtungscharakteristik haben. Die Angabe der Lichtstärke, also des Lichtstroms pro Raumwinkel wäre hier evtl. noch sinnvoll, solche Angaben findet man aber fast nirgendwo. An die Angaben in Lumen kommt man oft noch ran.

Manchmal wird auch nur die elektrische Leistung in Watt angegeben, die allerdings auch nur bedingt Aussagekraft besitzt. Die Wirkungsgrade der eventuell vorhandenen Elektronik, die Lichtausbeute der verschiedenen Leuchtmitteltechnologien und Verluste in der Optik machen hier so viel aus, dass ein seriöser Vergleich nicht möglich ist. Eine gute HID-Lampe kann gegenüber einem mittelmäßigen Halogen-Scheinwerfer locker 5mal so viel Lichtstrom bringen. [Ich werde mal bei Gelegenheit ein paar konkrete Werte nachschlagen, please be patient].

Damit das alles nicht so theoretisch wird, hier mal ein paar konkrete Daten. Sie stammen Teilweise aus den Messungen, die Olaf Schultz mit seinem Goniometer durchgeführt hat (siehe unten), teilweise sind es Herstellerangaben. Ein handelsüblicher Dynamo-Scheinwerfer Lumotec Oval (der schon eher zu den besseren gehört), spezifikationsgemäß mit 2,4W betrieben bringt so in etwa 13 Lumen, eine Sigma Mirage mit 5W steht mit 33lm schon etwas besser da, während die Mirage-X mit 10W schon recht ordentliche 75lm liefert. Mein selbstgebastelter LED-Scheinwerfer mit 2x3W Luxeon, selektiert nach hoher Lichtausbeute (T-Binning) und mit 1000mA schon am Limit betrieben, dürfte so ca. 160lm ausstrahlen, die 20W IRC-Lampen bringen es lt. Hersteller schon auf 500lm, im Überspannungsbetrieb ist (auf Kosten der Lebensdauer) noch wesentlich mehr drin. Lupine gibt für seine 10 bzw. 16W Edison einen Lichtstrom von gigantischen 900lm an (allerdings auch zu einem gigantischen Preis von ca. 900€).

Da die meisten hier wohl nicht genug Erfahrung haben, um sich unter den nackten Zahlen was vorzustellen, ist Ausprobieren wohl der beste Weg. Wenn ihr jemanden habt, bei dem ihr Lampen ausleihen könnt, macht es. Ansonsten guckt mal unter http://www.enhydralutris.de/Fahrrad/...llung_neu.html nach, da hat Olaf Schultz eine schöne Übersicht mit seinem selbstgebastelten Goniometer zusammengestellt. Leider hauptsächlich STVZO-zugelassene Leuchten und seine eigenen Basteleien mit Luxeon-LEDs. Er vermisst aber auch hin- und wieder Eigenbauten, wenn man sie ihm für ein paar Tage überlässt. Ansonsten haben pinguin und Joey aus dem Tour-Forum mal die Ausleuchtung ihrer eigenen Leuchten recht professionell fotografiert. Leider ist das Tour-Forum grade mal wieder down, sodass ich keinen Link posten kann, hole ich später nach.

Neben der nackten Leistung sollte man sich auch darüber im Klaren sein, wie lange man maximal unterwegs sein will. Wenn man plant 5 Stunden zu fahren muss man für eine 35W Lampe einen gigantischen Akku mitschleppen - zumal die real erreichbare Kapazität bei Temperaturen um den Gefrierpunkt locker mal nur noch die Hälfte der Nennkapazität eines Akkus betragen kann. In dem Fall kann es sich lohnen, eine leistungsschwächere Lampe für normale Fahrt mit einer hellen Lampe für schwierigeres Terrain zu kombinieren.
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