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Alt 28.12.2010, 11:34   #6
Michael Skjoldborg
Szenekenner
 
Benutzerbild von Michael Skjoldborg
 
Registriert seit: 10.10.2009
Ort: Holstebro, Danmark
Beiträge: 2.463
Was das Drafting anging, habe ich bis auf ein Mal, als ich auf einen Zug aus um die 10-12 Leute auffuhr nichts unfaires auf dem Rad gesehen. Nach ein paar Minuten hatte ich mich aber da durchgekämpft und ein paar Kilometer waren sie dann ganz abgehängt. Ein klein wenig unangenehm waren nur die ungefähr 2 mal 500 Meter über ein Kopfsteinpflasterstück in der Stadt, das rüttelte dann doch ziemlich heftig, und es lagen ein paar Flaschen am Straßenrand.
Die Strecke selber kannte ich ja schon, da ich wie gesagt bereits im April die Strecke mit axxel als Guide abgefahren war. Da Kopenhagen die bisher einzige Langdistanz ist, fehlt mir natürlich der Vergleich. Mir gefällt aber die Mischung aus Großstadt, Land, Wald und Dorf, das ganze bei einer Vollsperrung der Fahrbahn. Das war einfach „goil“, über die riesigen Kreuzungen rüberfahren zu können, während diese vom Zivilschutz abgesperrt wurden. Der Asphalt selbst war so weit in Ordnung, nur die kleinen Steinchen wurden halt einigen zum Verhängnis. „Technisch“ ist die Strecke sicher nicht, auch wenn es ein paar 90 Grad-Kurven gab. Die für mich gefährlichste Situation entstand in einem kleinen Dorf, in dem drei kleine Mädels am Straßenrand standen und die vorbeikommenden Fahrer „abklatschten“. Da wollte ich mit auch nicht lumpen lassen und hielt die rechte Hand raus. „Klatsch“ bei der Ersten, „klatsch“ bei der Zweiten, nur die Dritte hielt an meiner Hand fest! Irgendwas hatte die da wohl falsch verstanden, ich konnte mich aber knapp noch auf dem Rad halten. In der zweiten Runde waren die dann auch verschwunden.
Noch eine kurze Bemerkung zu den für manche offenbar obligatorischen Pausen an den kleinen Häuschchen. Auch ohne vorheriges Training „lief“ es ganz gut, recht oft sogar. Da muss ich nochmal gucken, ob ich zu viel getrunken habe. Auch wenn es für mich um keine Qualifikation oder Platzierung ging, wollte ich dafür keine Zeit verschwenden. Da habe ich halt meine paar tausend Kronen für das fehlende Karbon gespart...
Nach 5:38:49 war der Spaß dann vorbei. Die ersten Schritte nach der Radstrecke waren eine einzige Rumeierei. Hui, was mussten sich die Beine erst mal umstellen an den neuen Bewegungsablauf. Nach kurzer Sucherei ward mein Wechselbeutel gefunden und das Wechselzelt nach 2:48 wieder verlassen. Und das, obwohl ich mir sogar noch ein paar dieser engen und langen Strümpfe übergestülpt hatte. Und ich werde es sicher wieder tun, obwohl es nicht schöner macht. Aber wenn schon MAMIL (middle aged man in lycra), dann auch richtig.
Die Laufstrecke bestand aus drei Runden mit 17 Kilometern, wobei man halt drei Haarbänder sammeln musste. Von daher war es leicht zu sehen. Wie weit die anderen denn so in ihrem Tempo gekommen waren. Ich hatte als Ziel, als erstes mal durchzulaufen, was mir auch gelang! Dann wollte ich um die 6 Minuten pro Kilometer laufen, was auch ziemlich genau klappte. Zwischendurch, insbesondere die ersten Kilometer und dann die zwei, drei letzten, lief ich etwas schneller. Bei den Verpflegungsstationen ging ich dann so 5-6 Meter, um die ersten 30 Kilometer „Isoplörre“ und eine halbe Banane zu verdrücken, die letzten 10 Kilometer stieg ich dann auf Cola um. Auch wenn die Cola auch süß war, war die Abwechslung doch sehr willkommen. Außerdem gab es ein paar Powershots von Powerbar mit Koffein und Colageschmack. Darauf hatte ich mich schon die ganze Zeit gefreut, die Dinger liebe ich einfach.


Noch einigermaßen frisch nach der ersten Runde


Kurz vor dem Zieleinlauf


Die letzten Meter, Seite an Seite mit meiner Frau

(Nicht nur) An der Laufstrecke standen sehr viele Zuschauer. Insgesamt sollen es 125.000 gewesen sein, was ich mir gut vorstellen kann. Es gab ein paar Hotspots mit besonders vielen Interessierten, der Höhepunkt war aber auf jeden Fall das Zielgebiet, an dem man im Prinzip viermal vorbeikam. Man arbeitete sich durch die ersten drei Kanäle Runde um Runde zum Zielkanal vor. Und jedes Mal standen da tausende Zuschauer, die einen wie wild anfeuerten. Und nicht zuletzt kam ich immer wieder an meiner Frau vorbei, der so langsam klar wurde, wie „groß“ das eigentlich war, an was ihr Männe hier teilnahm. War sie anfangs eher als die treue Begleiterin dabei, wurde sie im Laufe des Wettkampf mehr und mehr von der Begeisterung und Stimmung angesteckt, die entlang der Strecke herrschte. Auch konnte sie wohl so langsam verstehen, was für eine Art der Anstrengung ich mir da auferlegt hatte. Ich konnte bei den kurzen Begegnungen am Rande von T1 und der Laufstrecke jedenfalls deutlich ihre Begeisterung spüren, die mich noch extra motivierte. Denn, um ehrlich zu sein, wollte ich nicht nur mich selber, sondern eben auch sie ein klein wenig doll beeindrucken.
Auf der Laufstrecke unterhielt ich mich mit einigen darüber, was sie bisher erlebt hatten und wie es so lief. Viele berichteten von den schon angesprochenen Plattfüßen auf der Radstrecke, einige aber auch von Magenproblemen, die sich in erster Linie in Durchfall, teilweise auch in Erbrechen äußerten. An dieser Stelle muss ich hier Abbitte leisten, denn im Stillen dachte ich, dass das auf einen Mangel an Anpassung an die High5-Produkte läge. Erst im Nachhinein wurde mir dann klar, dass daran wohl zumeist die Kolibakterien schuld waren.
Die Laufstrecke war eher flach, von daher gab es keine großen Herausforderungen. Nur ein paar Meter am Hafen entlang waren mit Kopfsteinpflaster belegt, was ich als recht unangenehm empfand.
Beim Einlauf in den Zielkanal war plötzlich meine Frau neben mir, was mir einen gehörigen Schrecken einjagte. Bei der Laufbesprechung hatte man ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass höchstens mal die Kinder mit ins Ziel laufen dürften, aber nix von wegen Ehefrau...! Von daher freute ich mich zwar riesig und hätte sie am liebsten an die Hand genommen, auf der anderen Seite hatte ich vor einer Disqualifikation Angst und dachte mir in meinem doch inzwischen etwas mitgenommenen Geisteszustand, dass ich vorsichtshalber mal so tue, als ob ich sie nicht kenne, damit ich hinterher eine Entschuldigung hätte. Denn obwohl sie sich gut gehalten hat, konnte sie nicht mehr als meine Tochter durchgehen, so viel war mir dann doch klar. Natürlich war das totaler Quatsch, aber in dem Moment konnte ich nicht mehr so klar denken. Nun bereue ich es natürlich einfach.
Meine Frau hat mir dann hinterher erzählt, wie das tatsächlich ablief. Sie fragte einen der Streckenposten am Ziel, ob sie neben mir ins Ziel laufen dürfe, worauf dieser mit einem breiten Grinsen antwortete: „Nein, nur die Kinder – aber ich werde dich wohl kaum aufhalten können, wenn du jetzt einfach losläufst...“
Den Zieleinlauf werde ich nicht so schnell vergessen. Schon 2 bis 3 Kilometer vor dem Ziel konnte ich merken, dass noch etwas im Kanister war, und ich begann ein wenig schneller zu laufen. So langsam fing es dann an in den Fingern zu „britzeln“ und meine Spucke fing an etwas unkontrollierter den Mund zu verlassen. Aber das war eigentlich der beste Teil, denn ich wusste, dass jetzt einfach nichts mehr schiefgehen konnte, dass ich tatsächlich nicht nur ankommen, unter 13 Stunden, sondern sogar weit unter 12 Stunden ins Ziel kommen würde. 11:11:56, mit 4:11:26 für den abschließenden Marathon.
Im Ziel fielen wir uns dann in die Arme und heulten wie die Schlosshunde. Sogar axxel trafen wir direkt hinter dem Ziel. Der Rest ist schnell erzählt: Duschen, ein wenig essen. Rad abholen und zurück ins Hotel geradelt (! Das beeindruckte meine Frau dann doch.), wo wir uns für die Party am Zieleinlauf frischmachen wollten
Für mich war es das perfekte Rennen. Zu keiner Zeit hatte ich einen Einbruch oder eine Schwächephase, ich hatte alle meine Ziele erreicht, meine Vorbereitungen hatten sich ausgezahlt, ich hatte alles selbst in der Hand gehabt! Es ging eigentlich nicht besser. Nicht mal die Knie taten mir weh!


Im Ziel, mit einem entschlossenen (leicht wahnsinnigen?) Blick ein den Augen
Michael Skjoldborg ist gerade online   Mit Zitat antworten