Am Freitag vor dem Wettkampf hatte ich mich mit Annie und t-from-ger zum Probeschwimmen in der Lagune verabredet, nachdem ich schon vorher hatte feststellenkönnen, dass meine Befürchtungen in Bezug auf die Quallen und die Wassertemperatur nicht in Erfüllung gingen. Das Wasser fand ich sogar eher etwas kühl, zumindest nicht sooo warm. Und zu salzig war’s auch nicht, womit die Checkkarte und der Rasierschaum doch nicht ihren Weg in den Wechselbeutel fanden.
Der Samstag war dann hauptsächlich geprägt vom Warten auf den Abend, denn ich war ein wenig ängstlich, was das Schlafen anging. Zuvor wollten aber noch ein paar Wechselbeutel und das Fahrrad abgeliefert werden. Und nun begann das Wetter sich von der erlebnisreicheren Seite zu zeigen. Um etwas 16 Uhr rum, begann es ganz langsam zu regnen, erst ein wenig, dann mehr, schließlich ein konstanter Wolkenbruch offenbar bis um Mitternacht rum. Das Einchecken war von daher ein feucht fröhliches Vergnügen. Alle waren klitschnass, trugen es aber mit Fassung.

Check In

Nicht die Lagune, sondern die Wechselzone

Konzentriert und klar
Im Laufe des Abends wurde es dann doch ein wenig dramatisch, denn es tickerten so langsam die Meldungen ein, dass es sich um die stärksten Regenfälle innerhalb der letzten 50 Jahre handelte, teilweise stand das Wasser bis über ungünstig geparkte Autos. Hinterher stellte sich heraus, dass das Rennen kurz vor der Absage stand, da Teile der Strecke zeitweilig nicht befahrbar waren, obwohl man mit der Streckenführung durchaus noch Glück gehabt hatte. Zwar liefen im Laufe der Nacht noch viele SMS ein, aber aus irgendeinem Grund konnte ich gut ein- und durchschlafen. Der Kaffee beim Morgenfernsehen war dann doch etwas zu unterhaltend, da Bilder der nächtlichen Schäden gezeigt wurden. Uuups, mal lieber loskommen und sehen, ob das Fahrrad noch stand. Am Strandpark und T1 sah es denn auch dementsprechend aus: Alles stand schlichtweg unter Wasser, der Beutelständer war wohl umgeblasen worden, einige Aerohleme segelten in den Pfützen umher. Trotzdem die typisch dänische Ruhe – das wird schon werden. Wurde es dann auch.
Die Zeit bis zum Schwimmstart verging dann auch wie im Flug, alles lief wie geplant, nur mit noch extra Gänsehaut, als die ersten Gruppen ins Wasser kamen. Kommentiert von Jørgen Leth, einer dänischen „Tour de France-Kommentator-Legende“. Witzig.
Die Musik in der Startbox und die überall gespannt wartenden Athleten waren einfach toll. Und ich mittendrin, ohne den Hauch einer Ahnung, was der Tag noch bringen sollte. Das Wasser war völlig ruhig und sah ungefährlich aus. War’s aber nicht, wie sich später herausstellte. Die Überschwemmungen der Nacht hatten nämlich die Kloaken überlaufen lassen, was zu einer etwas höheren Kolibakterienkonzentration als zugelassen geführt hatte. Die Rennleitung hatte die Meldung darüber wohl erhalten, als schon die Hälfte der Athleten im Wasser waren – und meiner Meinung nach dann gewollt oder ungewollt eine Situation herbeigeführt, in der letztlich alle losschwammen, bevor man das Rennen hätte abblasen müssen. Ich glaube auch kaum, dass sich mehr als eine Handvoll gefunden hätte, die nicht trotzdem hätte starten wollen.
Ich war in der schwarzen Badekappegruppe, die ohne die ganz grosse Prügelei am Start loskam. Das Schwarz sieht ja auch am Besten aus. Vor uns irgendwo die mit den roten Badekappen. Die konnte man gut sehen. Leider, denn wir schwammen irgendwann nach der ersten Boje in die Nachzügler rein. Und die Badekappen ließen die riesige Wendebojen nur schwerlich erkennen. Aber zum Glück war ich ja nicht allein auf der Strecke, und letztlich musste man einfach nur immer auf die Mitte der drei Brücken halten, dann kam man schon gut weiter. Vom Tempo her kam mir das eher ein wenig langsam vor, von daher versuchte ich ein Paar schnellere Füße zu finden, was sich aber als nicht so einfach erwies, da auf dem ersten Kilometer nicht so leicht Platz zum Überholen zu finden war. Nach etwas über der Hälfte der Schwimmstrecke zog mich dann doch mitten im Freiwasser irgendein Idiot am Bein, aber so richtig. Keine Ahnung, was das sollte. Jetzt war auch ein wenig mehr Platz, und ich entschloss mich dazu, einfach allein mein Tempo zu schwimmen. Und ich konnte tatsächlich ein paar überholen. Außerdem meinte ich zu sehen, dass die anderen in einem zu großen Bogen unter Land schwammen und nicht den direkten Weg zur letzten Boje nahmen. Ha, das kann ich besser als die! Und überhaupt konnte ich unter den angestrebten 1:20 bleiben: nur 1:13:37! Und so anstrengend war das gar nicht...!
Aus dem Wasser heraus torkelte ich doch ziemlich, wie ich später auf dem Video sehen konnte. Kappe und Brille verschwanden im Neoärmel, die Uhr im Mund den Beutel geschnappt und ins Umkleidezelt.
Was sagt die Uhr?

Erstaunt über die gute Schwimmzeit

Auf dem Weg durch T1