Ich frag mich ja vor allem, wie der Typ der die Dokumente an Wikileaks weitergeleitet hat so daemlich sein konnte. Er sitzt jetzt bald wegen Geheimnisverrats im Knast und verliert seinen Job im Verteidigungsministerium, ohne das irgendjemand substantiell etwas gewonnen haette. Wir wissen jetzt, dass Diplomaten intern nicht immer diplomatisch reden (teils sind die Formulierungen aber schon noch sehr freundlich) - aber das haben wir uns sicher alle sowieso schon gedacht. Gut, wir haben alle mal gelacht und viele von uns freuen sich jedes Mal wenn Westerwilli einen auf den Deckel bekommt - aber hilft das irgendwem? Ne...
Generell find ich es sehr bedenklich, wenn Staatsgeheimnisse ungefiltert im Netz landen. Denn teilweise hat es ja doch gute Gruende, wieso diese Geheimnisse auch wirklich geheim bleiben sollen. Zudem sind die Bezugswege so gut wie immer illegal. Das mag man gutheissen, wenn damit zukuenftiges Uebel abgewendet oder Schuldige zur Rechenschaft gezogen werden (siehe Steuerhinterziehungsdebatte, oder auch Watergate), aber Geheimnisverrat nur um der oeffentlichen Aufmerksamkeit Willen? Lieber nicht.
Die Art wie Wikileaks das macht, put everything online, geht sowieso gar nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dadurch erhebliche diplomatische Spannungen in eh schon instabilen Regionen entstehen. Wenn zum Beispiel irgendwelche Diktatoren die ehrliche Meinung von auslaendischen Diplomaten lesen und ihnen diese nicht gefaellt, dann kann so einiges passieren.
Aber das ist Assange herzlich egal, der macht mir den Eindruck als wuerde er die Publicity so richtig geniessen. Von wegen hehre Ziele...
@vherzo: Die Dokumente zu Kriegsverbrechen etc. gehoeren aber auch nicht ungefiltert ins Netz. Das ist ein Pranger - und der wurde nicht ohne Grund abgeschafft. Auf diese Art haben die Beschuldigten auch keine Moeglichkeit zur Verteidigung. Das hat nichts mit dem Rechtsstaat zu tun, den solche Leute angeblich schuetzen wollen. Es gaebe da andere Wege, aber die wuerden nicht so viel Aufmerksamkeit bringen. Dafuer aber vll nachhaltige (wieder ist Watergate ein gutes Beispiel, die Journalisten sind heute noch Ikonen). Andererseits wuerde ohne die Aufmerksamkeit natuerlich auch nicht so eine Menge an Material zusammen kommen.
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"Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft."
(Emil Zátopek)
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