Erich Kaestner ...
Ganz besonders feine Damen
Sie tragen die Buesten und Nasen
im gleichen Schritt und Tritt
und gehen so zart durch die Strassen,
als waeren sie aus Biskuit.
Mit ihnen ist nicht zu spassen.
Es ist, als truegen sie Vasen
und wuessten nur nicht, womit.
Sie scheinen sich stuendlich zu baden
und sind nicht duenn und nicht dick.
Sie haben Beton in den Waden
und Halbgefrornes im Blick.
Man haelt sie fuer Feen auf Reisen,
doch kann man es nicht beweisen.
Der Gatte hat eine Fabrik.
Sie laufen auf heimlichen Schienen.
Man weicht ihnen besser aus.
Sie stecken die steifsten Mienen
wie Fahnenstangen heraus.
Man kann es ganz einfach nicht fassen,
dass sie sich beissen lassen,
in und ausser dem Haus ...
Man koennte sich denken, sie stiegen
mit Hueten und Maenteln ins Bett.
Und stuenden im Schlaf, statt zu liegen.
Und schaemten sich auf dem Klosett.
Man koennte sich denken, sie liessen
die Maenner alle erschiessen
und kniffen sie noch ins Skelett.
So schweben sie zwischen den Leuten
wie Koeniginnen nach Mass.
Doch hat das nichts zu bedeuten.
Sie sind ja gar nicht aus Glas!
Man kann sie, wie andre Frauen,
verfuehren, verstehn und verhauen.
Denn: fein sind sie nur zum Spass.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
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