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Der Oktober - Erich Kästner
Der Oktober
Froestelnd geht die Zeit spazieren.
Was vorueber schien, beginnt.
Chrysanthemen bluehn und frieren.
Froestelnd geht die Zeit spazieren.
Und du folgst ihr wie ein Kind.
Geh nur weiter. Bleib nicht stehen.
Kehr nicht um, als sei's zuviel.
Bis ans Ende musst du gehen.
Hadre nicht mit den Alleen.
Ist der Weg denn schuld am Ziel?
Geh nicht wie mit fremden Fuessen,
und als haett'st du dich verirrt.
Willst du nicht die Rosen gruessen?
Lass den Herbst nicht dafuer buessen,
dass es Winter werden wird.
An den Wegen, in den Wiesen
leuchten, wie auf gruenen Fliesen,
Baeume bunt und blumenschoen.
Sind's Buketts fuer sanfte Riesen?
Geh nur weiter. Bleib nicht stehn.
Blaetter tanzen sterbensheiter
ihre letzten Menuetts.
Folge folgsam dem Begleiter.
Bleib nicht stehen. Geh nur weiter.
Denn das Jahr ist dein Gesetz.
Nebel zaubern in der Lichtung
eine Welt des Ungefaehrs.
Raum wird Traum. Und Rauch wird Dichtung.
Folg der Zeit. Sie weiss die Richtung.
'Stirb und werde!' nannte er's.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
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