Eine Sommer City Nacht in Berlin
Am letzten Samstag war es also wieder einmal soweit. Wettkampf, quasi Saisonhöhepunkt, falls man diesen Sommer als Saison bezeichnen kann. Ein schlichter, einfacher 10km-Lauf sollte es sein, passend zur momentanen Ausdauerleistungsfähigkeit. In gewisser Weise auch ein Test, ob strukturiertes Training und Wettkampf nach den Ereignissen von 2009 überhaupt (schon wieder) möglich sind. In der Vorbereitung liefen einige Dinge wunderbar, wie eine überraschende PB auf vermessenen 5k im Mai, oder die letzten Tempotrainings. Andere Versuche, schnell zu laufen endeten wieder im völligen Desaster. Nach Berlin fuhr ich dann mit 2 Erkenntnissen aus dem Training: 1. Zeitlich ist fast alles möglich, von knapp über PB bis zum Walkingtempo. 2. Körperliche Anstrengung bei Hitze ist Käse.
Und in Berlin wars richtig warm. Start war um 20.30, die Zeit bis dahin wollte ich mir mit einer Stadtrundfahrt mit dem Sightseeing-Bus vertreiben. Mit einigen Stops an den interessantesten Punkten und einem Kaufhausbummel durchs KaDeWe wurde es ein schöner, für die Beine nicht zu anstrengender Tag in Berlin.
Meine Vor-Start-Rituale sind zigfach bewährt, aber offensichtlich nur bedingt für Massenveranstaltungen geeignet. Und es waren Menschenmassen am Start. Einlaufen in einer Menschenkette, Schlange stehen am Wasserstand, Schlange stehen vorm Dixie, Schlange stehen auf dem Weg zur Startlinie. Mitten im Gedränge tat sich nach dem Startschuss erst mal nichts. Bis zum Überqueren der Zeitnehmungs-Matten vergingen über 5 Minuten und danach ging die Drängerei erst richtig los. Auf den ersten beiden Kilometern bestand so jedenfalls kaum Gefahr, zu schnell los zu laufen. Aber gut so, es ist heiss und Vorsicht angebracht, der Wettkampf dauert noch länger. Danach hatte sich die Meute zumindest soweit entzerrt, dass nach vorne 2 Schrittlängen Platz waren. Die Stimmung am Kurfürstendamm war grandios, Musik, Anfeuerungen aus dem Publikum.
So verflogen die Kilometer beinahe - Lauftempo angenehm flott, aber aufpassen wegen der Wärme, ich habe keine Ahnung, was nach km 6 (das war der längste TDL) passiert. Leider lief ich fast bis vors Ziel immer wieder auf "Mauern" aus quasselnden ganz-langsam-Läufern oder Walkerinnen auf. Diese Überholmanöver kosteten ganz schön viel Kraft und Nerven. Ein echter Laufrhythmus war so kaum zu finden. Beim 2. mal wirkte der Kurfürstendamm beinahe unendlich lang, dann kam eine 180° Kurve und dann eine über 2km lange Zielgerade mit riesen Stimmung und Musik. Ein echtes Fest. Ein paar hundert Meter vorm Ziel bin ich dann irgendwie schief auf eine Plastikflasche getreten, ein Krampf in der Fußsohle und eine kurze Gehpause waren die Folge, das Ziel mit Lichterspielen und noch mehr Musik dadurch leider etwas vermiest.
Nach 63min war ich im Ziel und hätte - mal abgesehen von dem Krampf- auch noch weiter laufen können. Ich bin sicher zu vorsichtig gelaufen, weit entfernt von jedem Limit. Mehr habe ich mich einfach (noch) nicht getraut. Aber im Endeffekt bin ich glücklich und sehr zufrieden damit, wie dieser Wettkampf gelaufen ist.
Die CityNacht kann ich empfehlen, eine schöne, gut organisierte Veranstaltung mit viel Flair.
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