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Alt 02.09.2007, 18:16   #55
the grip
Szenekenner
 
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Registriert seit: 09.10.2006
Ort: Passivhaus
Beiträge: 3.239
Teil 2 ...

...
Der Stuhl, welcher an jedem Platz steht, ist hochwillkommen. Nach dem Umziehen mache ich mich auf den langen Weg zum Ziel: 2 Runden mit 21 km, in der Hand eine Trinkflasche, aus der ich alle fünf Minuten einige Schluck Wasser trinke, um den Magen zu schonen, der sich durch unangenehmen Druck bemerkbar macht. An den Verpflegungsstellen nehme ich etwas Isostar oder Cola zu mir und verzichte auf feste Nahrung. Nach etwa 2km läuft es sich leichter; kurz danach kommt allerdings der Anstieg nach Embrun. Normalerweise laufe ich lieber bergig als flach, heute allerdings ist meine Muskulatur stark überlastet. Trotzdem geht’s irgendwie und nach 10km und einer kurzen Gehpause nehme ich die nächsten 10km in Angriff. Nach knapp zweieinhalb Stunden habe ich die erste Laufrunde hinter mir. Allerdings nimmt jetzt der Magendruck nach jeder Aufnahme auch von Wasser kontinuierlich zu und sogar der Darm beginnt zu rebellieren. Ein Gang in die Büsche bringt auch nichts. Der Anblick der Köstlichkeiten an den Verpflegungsstellen verursacht bei mir eher einen Brechreiz. Nach 24km habe ich genug und reihe mich unter die zahlreichen Wanderer mit Startnummer ein, nachdem eine kurze Hochrechung ergeben hat, dass ich auf jeden Fall vor dem offiziellen Zielschluß ankomme. Gerald Iacono, der Organisator der Veranstaltung, hat zwar versprochen, auf jeden Teilnehmer, der die Wechselzone zum Laufen im Zeitlimit erreicht, im Ziel zu warten, aber man hat ja auch seinen Stolz. Ich bin mit meinen Verdauungsproblemen nicht der einzige: immer wieder stehen Teilnehmer am Streckenrand und bringen das hoch, was sie doch gerade erst zu sich genommen haben. Wenigstens das bleibt mir erspart. Peinlich ists mir aber schon, dass ich an den zahlreichen Zuschauern, die anfeuern („allez Christophe, bon courage“....) vorbeigehen muß. Fast alle haben Startlisten in der Hand, mit denen sie die Teilnehmer namentlich anfeuern! Gottseidank steht keiner von den Campingplatzbesuchern meines Platzes mehr da, als ich in der zweiten Runde bei langsam einbrechender Dunkelheit vorbeiwandere. „Stunden später“ versuche ich wieder, kurze Strecken zu traben, um wenigstens das Ziel laufend zu durchqueren. Das klappt und so laufe ich wieder los, als der Zielbereich in Sicht kommt. Dummerweise macht die Strecke noch mal einen weiten Bogen um die Wechselzone, so dass ich weit über 500m traben muß, bis ich endlich nach einer Laufzeit von 5:55h (ich wollte eigentlich deutlich unter 5 Stunden laufen...) und mit einer Gesamtzeit von 16:15 den Zielkanal vor mir sehe. Mit Gänsehaut laufe ich durch ein enges Spalier von zahlreichen Zuschauern (wahrscheinlich die selben wie am Start und am Izoard...). Hut ab vor diesen Zuschauern, die auch noch nach 10 Uhr abends nicht heiser sind!
Ich packe meine Sachen und verschwinde in Richtung Campingplatz. Auf dem Weg dorthin kommen mir immer noch Teilnehmer entgegen, meist wandernd und mit Stirnlampe. Am Platz angekommen, muß ich mit der Stirnlampe duschen, da (nach 22 Uhr) das Licht aus ist. Der Druck im Magen ist noch nicht weg, so dass ich nach einer kleinen Mahlzeit und einigen Gläsern (natürlich französischem) Rotwein im Angesicht von Embrun und in Hörweite des Sprechers vom Zielbereich, der immer noch eintreffende Triathleten beglückwünscht, abliege.
Persönliches Fazit am Tag danach:
Sehr gut organisierter Wettkampf in einer grandiosen Landschaft, welche allein für sich schon die Teilnahme rechtfertigt, und relativ familiärer Atmosphäre, der aber gut vorbereitet werden sollte:
- viel Bergtraining mit Krafttraining über steile Anstiege
- angepasste Übersetzung: meine war für mich noch zu lang, weil ich keine Muskulatur habe, die Druckpassagen klaglos wegsteckt. Als inzwischen schwerpunktmäßiger MTBiker bin ich das Drücken nicht mehr gewohnt und schließlich der Meinung, dass meine Gelenke das nicht mehr klaglos hinnehmen (auch eine Frage des Alters...).
- Ansonsten normales Ultratraining: viele km, viele lange Einheiten.....

Für mich wars trotz der Probleme ein absolutes Highlight in meiner Triathlonkarriere. Allerdings muß ich mich fragen, ob meine Verdauung für Ultratriathlons überhaupt geeignet ist. Ich hatte schon beim Trans-Suiss-Triathlon ähnliche Probleme und hatte diese Mal versucht, dem durch regelmäßiges Trinken und Essen leicht verdaulichere Nahrung in kleinen Mengen entgegenzuwirken. Sogar auf den ansonsten obligatorischen Kaffee am Morgen habe ich verzichtet. Gebracht hats letztendlich nix.
2 Tage später:
wie schnell man unangenehme Dinge doch vergisst!: Die Magenprobleme, welche noch am Tag danach spürbar waren und die schmerzende Muskulatur sind praktisch schon wieder vergessen. Die Wettkampfanalyse bringt erstaunliches zu Tage: Schwimmen war dieses Mal von der Platzierung her meine beste Disziplin (das hats, glaub ich, noch nie gegeben), Radfahren meine schlechteste. Auf der sogenannten Laufstrecke (Wanderweg wäre der bessere Ausdruck....) habe ich 40 Plätze gutgemacht! Der prozentuale Abstand zum jeweils Zeitschnellsten als objektiveres Kriterium allerdings zeigt ein anderes Resultat: Schwimmen bleibt die beste Disziplin, gefolgt vom Radfahren und Laufen (ich bin schon beeindruckt darüber, daß der Zeitschnellste und Gesamtsieger Herve Faure nach dieser Radstrecke den Marathon noch in 2:53 laufen kann)
Was bleibt, sind die guten Erinnerungen an einen fantastischen Wettkampf und der Vorsatz, es noch einmal zu versuchen, in Embrun oder anderswo, z.B. in Norwegen, denn da solls einen Ultratriathlon mit noch mehr Höhenmeter geben (s.o.). Ich wollte doch schon immer mal in Norwegen Urlaub machen...........

Chris
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
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