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Alt 02.09.2007, 18:15   #54
the grip
Szenekenner
 
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Registriert seit: 09.10.2006
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Hier der Bericht meines Vereinskollegen, unzensiert:

Neulich beim Embrunman.......

Nach 680 km und gut 8 Stunden (mit Wohnwagen) bin ich, von Kirchzarten bei Freiburg aus gestartet, in Embrun angekommen, um am Embrunman teilzunehmen, einem Wettkampf, der schon lange ganz oben auf meiner Wunschliste „Wettkämpfe, die man in diesem Leben machen sollte“ steht: nach 21 Jahren Triathlon mal wieder ein echtes persönliches Highlight.
Ich hatte mich kurzfristig entschlossen, teilzunehmen, nachdem die familiären Urlaubsplanungen ergeben hatten, dass der Embrunman an der Strecke lag. Deshalb war nur eine kurzzeitige Vorbereitung möglich, die ich vor allem ins Lauftraining investierte. Normalerweise mache ich nur Sprint- bis Mitteldistanzen, MTBikemarathons sowie bei Gelegenheit den einen oder anderen Skilanglaufmarathon. Embrun war meine zweite Ultradistanz nach dem Trans-Suiss-Triathlon von 1999, den ich mit weit weniger Trainingzeit geschafft hatte. Die Tatsache, dass ich 8 Jahre älter war und letztes Jahr meinen 50sten gefeiert hatte, machte mir keinen Kopf. Ich hatte überwiegend für die Kurzstrecke trainiert und nur ab und zu, mit einer Ultradistanz im Hinterkopf, längere Läufe und Radtouren absolviert. Zur Vorbereitung: Im Jahr 2007 kam ich bis zum Wettkampf auf 146km Schwimmen, 3170km Rennradfahren, 1760km MTBiken (Kirchzarten ist MTBike Hochburg und der Schwarzwald ein Traumrevier für MTBiker) und 900km Laufen, was einschließlich Skilanglaufen (dieses Jahr leider nur wenige km) und regelmäßigen Kraft/Stabilisationsübungen einen Trainingsstundenschnitt von ca. 11 pro Woche ergab.
Embrun hat gut 6000 Einwohner, liegt am Lac de Serre Poncon, dem mit 20km Länge größten Stausee Europas, in den französischen Hochalpen, auf 800m Meereshöhe und umgeben von Bergen mit bis zu 3000m Höhe. Der See staut den Fluß Durance. Die Gegend ist ein beliebtes Urlaubsziel für Familien und Sportler: man dort gut im See baden, Surfen (es windet fast ständig), MTBiken, Paddeln in der Durance, Klettern und eben auch Schwimmen, Rennradfahren und Laufen. Die Orte direkt am See sind im Sommer von Touristen und Autos überschwemmt und man steht morgens und abends im Stau. Das Zentrum von Embrun liegt ca. 100m höher als der See, was man auf der Laufstrecke, die durch den Ort führt, zu spüren bekommt. Tagsüber ist es im Sommer oft sehr heiß, nachts kühlt es manchmal ab bis auf unter 10 Grad. Am und um den See herum gibt es zahlreiche Campingplätze.
Ein Anruf vom mir im Vorfeld hatte ergeben, dass man dort auf jeden Fall einen Platz bekäme.
Nach zwei erfolglosen Anfragen direkt in Embrun gehe ich aufs Touristikbüro, wo man tatsächlich einen Platz für mich findet. Er liegt 2km von Embrun weg auf der gegenüberliegenden Seite der Durance und sehr ruhig. Der Stellplatz ist ein Glücksfall: mit direktem Blick auf Embrun und die dahinterliegenden Berge.
Der Vortag vergeht mit den üblichen Beschäftigungen: Startunterlagen abholen, Einchecken und den Wechselzonenbereich anschauen. Am nächsten Morgen ist um 4 Uhr aufstehen angesagt, denn um 6 Uhr ist der Start. Die Temperaturen sind angenehm: Luft 18 Grad, Wasser 22 Grad. Die Schwimmstrecke besteht aus 2 Runden in einem abgetrennten, flachen Teil des Sees. 10 Minuten vor 6 startet ein kleines Häufchen von etwa 30 Frauen, Punkt 6 Uhr stürzen sich ca. 800 Männer in den See, begleitet vom Beifall zahlreicher Zuschauer (vermutlich Angehörige, die mit aufstehen mussten). Ich habe mich relativ weit vorne eingereiht, um so lange wie möglich Sichtkontakt zum beleuchteten Führungsboot zu haben, denn es ist fast dunkel und die Bojen sind noch nicht zu sehen. Nach der üblichen Keilerei vor der ersten Boje entzerrt sich das Feld. Ich bin wie üblich schnell angeschwommen und spüre bald, dass mir der Milchreis vom Morgen wie ein Kloß im Magen liegt. 30 Minuten später ist es hell genug, dass man die Bojen sieht und ich finde meinen Rhythmus. Nach 1:07 steige ich mindestens 5 Minuten früher als erwartet aus dem Wasser. Daher lasse ich es in der Wechselzone ruhig angehen und brauche für den Wechsel einschließlich Toilettengang fast 10 Minuten. Dann schiebe ich das Rad, welches kopfüber an einem Absperrgitter aufgehängt werden musste, (mal wieder was neues) aus der Wechselzone. Ein kurzer Blick nach oben: es ist bedeckt, was mir sehr entgegenkommt, denn ich mag Hitze überhaupt nicht.
Die Radstrecke kenne ich nur aus den Startunterlagen. Sie macht mir keine größeren Sorgen, da ich vorne eine Kompaktkurbel (34/52) und hinter 27 Zähne auf dem größten Ritzel habe. Außerdem ist das Radfahren meine beste Disziplin. „Zum Warmfahren“ geht’s gleich auf einen steilen Rundkurs von 40km in die Berge nördlich vom See, mit Steigungen von teilweise deutlich über 10%, so dass ich auch mit meiner guten Übersetzung häufig drücken oder im Wiegetritt fahren muß. Nach 40 km kommt wieder Embrun in Sicht. Ich schaue auf den Höhenmesser: fast 700 Höhenmeter sind geschafft und meine Beine nicht mehr ganz frisch. Dann führt die Strecke über kleine Nebenstraßen wellig das Durancetal hoch. Der Belag ist, wie in Frankreich gewohnt, rau und holperig. 20km später gehts rechts ab nach Guillestre, wo der lange Anstieg zum Col d´Izoard, 2360 Meter hoch gelegen und bekannt als häufig befahrener Tour de France-Pass, beginnt. Ich registriere, dass meine Oberschenkel die zurückliegenden 1200 Höhenmeter nicht klaglos weggesteckt haben. Der untere Teil des Anstiegs ist moderat. Ca. 15 km vor dem Pass geht es dann zur Sache: Steigungen zwischen 8 und ca. 12% zwingen mich ab und zu aus dem Sattel. Mittlerweile scheint die Sonne und es wird auch auf 1500m Höhe richtig heiß. Die ersten Teilnehmer beginnen zu schieben. Die Landschaft ist großartig, aber man kann die Aussicht nicht geniessen. Erst kurz vor dem Pass flacht die Strecke ab und es wird kühler, so dass ich die mittlerweile felsige und spektakuläre Bergwelt bewundern kann. Oben stehen auch wieder viele Zuschauer (vermutlich die selben
wie am Start: Angehörige, die verpflegen müssen), deren Anfeuerungsrufe mich den Berg hochtragen. Am Pass hat es immer noch um die 20 Grad. Trotzdem ziehe ich vorsichtshalber die Windstopperweste an (schließlich habe ich sie ja dort hochgetragen) und fahre nach kurzer Pause weiter, um nicht aus dem Rhythmus zu kommen. Die Abfahrt ist das absolute Highlight der ganzen Radstrecke und des Tages: über 1000m Höhenmeter bergab auf neu asphaltierter Strecke mit weiten Serpentinen. Der Tacho zeigt fast immer über 50km/h. Bei etwa 1500m Meereshöhe packe ich meine Windweste wieder ein; sie ist unnötig. Briancon markiert das Ende der Abfahrt und den Beginn des Rückwegs nach Embrun durch das Durancetal. Sie fließt abwärts, aber davon bekommt man nichts zu spüren. Im Gegenteil: es folgt der härteste Teil der Strecke: ein starker und böiger Wind (die Surfer am See wird’s gefreut haben) bläst das Durancetal hoch und mir entgegen. Dazu kommen immer wieder kürzere Rampen mit deutlich mehr als 10% Steigung. Die Oberschenkelmuskulatur beschwert sich zunehmend über die üble und ungewohnte Behandlung und leichte Magenbeschwerden stellen sich ein, was ich vom Radfahren her eigentlich nicht kenne. In Embrun angekommen, geht es noch mal für einige wenige 100Hm in die darüber liegenden Berge; irgendwie müssen die 3600 Höhenmeter ja schließlich zusammenkommen. Am Straßenrand sieht man jetzt vermehrt völlig erschöpfte Teilnehmer stehen oder liegen. Nach unendlich vielen Kehren bin ich am höchsten Punkt angekommen und es geht abwärts Richtung Embrun. Der Rückweg ist allerdings nicht erholsam. Eine schmale, sehr steile Straße mit holprigem Asphalt erfordert noch mal ein Höchstmaß an eigentlich nicht mehr vorhandener Konzentration und Kraft in den Armen und Beinen. Endlich in der Wechselzone angekommen, nach fast 9 Stunden Fahrzeit (Ich wollte eigentlich unter 8 Stunden bleiben!), spüre ich die Hitze des Tages noch mehr. Meine Wunschzeit von unter 15 Stunden habe ich mir bereits abgeschminkt.

... Teil 2 wg. Überschreitung der Zeichenzahl unten ...
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
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