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So, nachdem wir (ich auch) nun die ganze Zeit gemeckert haben möchte ich mal eine Lanze für den Autor bzw. den Artikel brechen.
Ihr alle kennt doch dieses Gefühl auf dem Rad. Der Moment wo es sich einfach geil anfühlt. Man glaubt in dem Moment, daß würde man weiter gewissenhaft trainieren, schon bald das Gelbe Trikot auf einen warten würde. Ich liebe dieses Gefühl einfach durch die Landschaft zu gleiten. Am allerliebsten fliege ich durch blühende Rapsfelder. Ich liebe es im Wettkampf an den anderen vorbei zu fahren. Vergessen sind die aberwitzig vielen Stunden bei Niesel und im Gegenwind. Wie hat man sich geschunden, wie hat man sich gequält. Vergessen der ganze Ärger über Autofahrer, Mitmenschen und den Rest aller Gemeinheiten, die einem so begegnen.
Ich trainiere für diese Gefühl. Aber was hat es mit dem Artikel zu tun? Es ist ein Erfahrungsbericht. Von einem der bei seinem Sport wahrscheinlich genau das erlebt, was ich auch erlebe. Eine zutiefst empfundene Erleichterung, Befriedigung und Selbstbestätigung. Aus einer anderen Sportart her rührt der Spruch: "Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde!" Für mich und wahrscheinlich auch für den Autor des diskutierten Erlebnisberichtes hat dieser Ausspruch nur dann Gültigkeit, wenn man Pred durch Drahtesel ersetzt.
Erfahrungsbericht heißt nun einmal, daß der Autor seine Eindrücke wiedergibt! Es mag uns vielleicht so erscheinen, als ob der Autor die Distanz zum Präparat Epo, dem Wort Doping und der Tätigkeit des Medikamentenmissbrauchs verliert. Und er verharmlost es in seinem Artikel auch noch. Man mag es Ihm verübeln, das er im Hochgefühl des Epo-Rausches, der Geschwindigkeit, dem Schreiben, ... diese Distanz, das kritische Betrachen nicht wahrt. Ich finde den Artikel inzwischen recht gut.
Der Artikel sollte zeigen wie "einfach" der Schritt hin zum Doper ist. Schlägt man eine Brücke zu den derzeitigen Geschehnissen im Profi-Radzirkus, so lässt sich nun wesentlich leichter nachvollziehen, wie doch viele der Radprofis des "Höher, Schneller, Weiter" das ihnen Epo ermöglichte nicht entziehen konnte. Nur sie haben Ihr Hobby zum Beruf gemacht. Das heißt: Noch mehr Qual, damit sich ab und zu das Hochgefühl einstellt. Und dann kommt auch noch die finanzielle Abhängigkeit gegenüber dem Rennstall hinzu. Da ist die Versuchung wirklich groß in die Trickkiste zu greifen.
Da ich nur den Online Artikel gelesen habe, möchte ich mich mit Kritik gegenüber dem veröffentlichenden Medium etwas zurückhalten. Allerdings würde ich es begrüßen, wenn zusätzlich zu dem Erfahrungsbericht, sachliche Artikel über die Gefahren des Dopings ausfuhrlich berichten.
Christian
ps: Soll kein Statement Pro-doping, nur falls das mal wieder jemand falsch verstehn will.
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Wie ein Quadrat in einem Kreis
Eck' ich immer wieder an
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