Wütend
Es ist so traurig und so erschreckend. In diesem Jahr habe ich zum ersten Mal nicht eine Minute Tour de France Berichterstattung angeschaut, keine Zusammenfassung, keinen Artikel in der Zeitung gelesen und auch hier im Internet nix dazu angeschaut. Die Schwimm WM zieht an mir vorüber und statt das ich mich über deutsche Erfolge freue, nehme ich sie mit einem Achselzucken zur Kenntnis. Vorige Tage freute ich mich über die Entscheidung, dass die neuen Anzüge wohl wieder verboten werden sollen. Dieser Artikel entlarvt mich nun aber auch als Naivchen, die glauben will, dass die Leistungssteigerungen eines Paul Biedermann sich nur durch die neuen Anzüge erklären lässt. Vor ca. zwei Wochen habe ich eine Übertagung eines Golden Leage Meetings der Leichtathletik ausgemacht, weil ich schon beim Anblick der Sprinter mit ihren Muskelbergen einen Kotzreiz bekam, aber als ich dann die Sprinterinnen sah, von denen NICHT EINE den Körper einer Frau hatte, sondern auf deren Männerkörpern lediglich noch ein Frauenkopf saß, konnte ich es nicht mehr ertragen. Vor einigen Wochen las ich im Spiegel das Interview mit Lisa Hütthaler und konnte kaum fassen, was sie da alles über Doping im Triathlon sagte. Und als ich am Wochenende in Hamburg die Weltspitze über die kurze Distanz live sah, konnte ich nicht mehr verdrängen, dass sie wohl überwiegend voll sind bis in die Haarspitzen. Und schließlich und endlich frage ich mich, wie viele von uns Hobby Triatheten bescheißen auch? Und auch auf die Gefahr hin, dass ihr diesen Vergleich lächerlich findet: Die ganzen Arschlöcher, die sich über Doping aufregen, sich aber selbst bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den Windschatten hängen, kotzen mich auch an, weil es im Grunde die wohl effektivste Art der Leistungssteigerung ist und dann noch ohne Chemie, wie praktisch...
Kurzum: Ich versuche so lange wie möglich die Illusion aufrecht zu erhalten, es sei im Triathlon nicht so schlimm wie in der Leichtathletik, dem Schwimmen, dem Langlaufen, dem Radfahren und und und... Und sehe doch mit wachsender Wut zu, wie meine Sporthelden demontiert werden, bzw. sich selbst demontieren und formuliere nun neue Definitionenn von "Helden". Denn es ist so: Jeder einzelne, ungedopte Hobbytriathlet ist ein besserer, erfolgreicher, heldenhafterer Sportler als z.B. Lisa Hütthaler, die eingestanden hat, mit dem Doping begonnen zu haben, noch bevor sie überhaupt erfolgreiche Wettkämpferin war. Eine Langdistanz ohne Doping hat sie nicht gemacht, also hat sie gar kein Ergebnis vorzuweisen. Jeder 15 oder 16 h Finisher hat mehr vorzuweisen. Mehr Heldenmut sowieso.
Ich hör' jetzt mal auf. Ihr merkt schon, das Thema bringt mich in Rage.
Judith, angepisst.
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