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Lieber Lutz,
ich verfolge jetzt schon einige Zeit Deinen Blog. Deine Berichte und auch die Resonanz aus dem Forum haben mich immer tief berührt. Was und wie Du es beschreibst erinnerst mich sehr an meinem vor sechs Jahren bei einem Unfall verstorbenen Bruder. Er litt unter Angstattacken, schweren Schlafstörungen, Depressionen, Essstörungen und hatte dazu noch eine Epilepsie. Die Medikamente, die er für das Eine bekam waren für das Andere schlecht und umgekehrt, Therapien hat er im Laufe seines Lebens vieles versucht aber nichts hat so wirklich geholfen. Da er nach seiner Ausbildung nicht lange genug arbeitet um sich einen Rentenanspruch zu erwerben (aber auch nicht arbeitsfähig war) blieb er sein ganzes Leben Sozialhilfeempfänger. Da er alleine (wegen seiner großen Angst vor Aussenkontakten) schwer existenzfähig war wohnte er mit unserer Mutter zusammen. Als unsere Mutter nach langer Krankheit starb und er alleine in dem kleinen Haus übrig blieb waren alle sehr besorgt ob er den Alltag würde bewältigen können und ob die externe Unterstützung von meinem zweiten Bruders und mir ausreichen könnte. Aber er hat es geschafft und Sport war ein ganz wichtiges Mittel zur Unterstützung für ihn. Er hat mit Ernährungsumstellung und sehr viel schnellem Walking innerhalb eines Jahres circa 60 Kg abgenommen (Ausgangsgewicht waren circa 200 Kg). Der Sport hat sein Selbstbewusstsein sehr gehoben und im das Gefühl gegeben etwas leisten und verändern zu können. Auch er hatte seine schlechten Phasen wo gar nichts ging aber er hat sich trotzdem immer wieder aufgerafft, so nach dem Motto: Hinfallen ist nicht problematisch nur dass dauerhafte liegen bleiben.
Du hast Dir nun mit dem Triathlon und den Wettkämpfen ein ziemlich anspruchsvolles sportliches Ziel gesetzt. Das finde ich gut und berechtigt! Aber bitte mache Dir nicht soviel Stress wenn Zwischenziele nicht termingerecht klappen. Der Weg ist das Ziel! Und das geht im Prinzip allen so. Auch darum lese ich so gerne Deine Beiträge weil es für mich Ansporn ist mich von meinen relativ kleinen Beschwernissen (im Vergleich zu Deinen) nicht vom Weg abbringen zu lassen – denn Du tust das ja auch nicht und darauf kannst Du Dir wirklich etwas zugute halten! Wenn Du phasenweise einmal kürzer treten musst ist das doch kein wirkliches Problem, solange Du die grundsätzliche Liebe zum Sport und die Freude an dem was Du tust nicht verlierst.
Es freut mich sehr bald wieder von Dir zu lesen – vielleicht auch einen spannenden Bericht über das Schwimmseminar in Uerdingen (ich hoffe, dass Du das hinbekommst).
Alles Liebe & Geduld mit Dir selbst
Silke
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"Ganzer Einsatz ist ganzer Erfolg"
(Mahatma Ghandi)
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