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Zitat von gurkenwasser
Also, dass miese Bücher gibt habe ich überhaupt nicht bestritten. Auch ich hatte schon das ein oder andere Exemplar in den Händen. Offenbar geht die Diskussion auch mehrere Richtungen. Mein Eindruck ist trotz allem: Lese ich ein Buch und verarbeite die gelesene Information, stelle ich mir die entsprechende Situation vor, unabhängig davon, ob es sich um einen seichten Roman von Fr. Courths-Mahler oder um angewandte Thermodynamik handelt. Dieses Vorstellen erfordert Geistesleistung. Sehe ich hingegen eine Talkshow, der erwähnten Art, so muss ich mir nur die Namen der Beteiligten merken und wer von den drei bis vier Personen mit wem inner Kiste war. Diese Geistesleistung ist demnach deutlich geringer, da weniger Information pro Zeiteinheit verarbeitet werden müssen. So ist zumindest mein Ansatz.
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Wann man nur das verarbeiten müsste, was man sich im Kopf ausmalen muss, dann wäre das Leben aber ziemlich einfach

Wenn du dich mit jemandem unterhältst - egal ob belangloses privates Geschnacke oder berufliche Meetings - da musst du dir auch "nur" merken, wer was warum gesagt hat. Stellt dann deiner Theorie zufolge auch "Geistesleistung" dar und ist völlig anspruchslos.
Ich persönlich finde Fernsehen oft sogar ermüdender als Lesen, weil ich dann gleichzeitig Bild, Ton und den sich daraus ergebenden Inhalt aufnehmen und verarbeiten muss, und zwar in einer vorgegebenen Zeit. Beim Lesen kann ich mich gemütlich zurücklehnen und jede Zeile so oft lesen und so schnell/langsam wie ich möchte (oder bis ich sie verstanden habe). Es sind ausschließlich die Wörter und deren Sinngehalt, die ich verarbeiten und speichern muss - mir kaut währenddessen keiner das Ohr ab, und es flimmern keine bewegten Bilder vor meinen Augen.
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Zitat von kullerich
Lesen ist Aufnahme von weniger Pixeln, aber recht kompliziertes Backend-Prozessing (Bilder zu Zeichen, Zeichen zu Text, Text zu "Sinn"), das ist sicher "komplizierter".
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Dieser Prozess läuft aber bei geübten Lesern irgendwann automatisch ab. Man erfasst beim Lesen nicht mehr Buchstabe für Buchstabe wie ein Erstklässler, sondern ganze Wörter, ja Wortblöcke. Die Zeichen der uns bekannten Buchstaben prägen sich im Laufe der Zeit (also ab 1. klasse Grundschule) so ein, dass da keiner mehr drüber nachdenkt und somit eigentlich nur noch der Sinn der beim Lesen erfassten Wortblöcke/Wortbilder im Kopf interpretiert werden muss. Und da sehe ich keinen Unterschied zum Fernsehen oder Radiohören.