Eine Neiddiskussion war die Debatte über die abartig hohen Investmentbanker-Boni vielleicht in den vergangenen Jahren, als es für Normalsterbliche einfach nur schwer vorstellbar war, wie einzelne Mitarbeiter in der Lage waren, in Einelfällen Jahresgehälter von mehr als 100 Mio Dollar zu bekammen.
Damals wurde seitens der Banker darauf verwiesen, dass dieser abartig hohen Entlohnung auch entsprechende geschaffene Werte in Milliardenhöhe in den Bilanzsummen der investmentbanken gegenüber stehen würden.
Heute wissen wir dagegen, dass die vermeintlich geschaffenen Werte in Wirklichkeit nur auf einer Blase, einer Neu- und letzten Endes Fehlbewertung von Risiken beruhten.
Da die auf diesen Irrtümern beruhenden finanzielle Katastrophe jetzt von der Allgemeinheit, den Steuerzahlern, bewältigt und bezahlt werden muss und nicht von denen, die den Schaden mit der Konzipierung immer schwerer zu durchschauender Finanzprodukte, angerichtet haben, geht es bei der Diskussion um Bonuszahlungen aktuell nicht mehr um Neidfragen, sondern um Fragen von Anstand und Moral.
Hat ein Banker Anspruch auf Erfüllung all seiner Vertragsbestandteile, wenn seine Bank gleichzeitig (aufgrund seines Fehlverhaltens in der Vergangenheit- und auch Unwissenheit zum Zeitpunkt früherer Fehler befreit nicht von Verantwortung) von der Allgemeinheit alimentiert werden muss?
Ich glaube nein! Das mag populistisch klingen, hat aber eher damit zu tun, dass Führungskräfte in ihrem Verhalten eben auch beispielgebend für die ihnen unterstellten Mitarbeiter sein müssen, ähnlich wie Politiker.
P.S.: Der Chef von Lehmann Brothers hat einen Tag nach der Pleite seiner Bank seine 10 Mio-Villa für symbolische 100 € an seine Frau verkauft, um sie vor evt. Schadenersatforderungen zu retten. Das war zwar auch "beispielgebend", aber eben nur als Beispiel, wie man es als Führungskraft eben nicht machen sollte...
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