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Alt Gestern, 22:35   #4387
welfe
Szenekenner
 
Registriert seit: 13.09.2014
Beiträge: 2.082
Ok, jetzt auch Off-topic, aber das Historikerherz blutet.

Karthago war genauso auf Expansion aus wie Rom (und wie jede andere antike Macht): Krieg war nicht nur EIN Mittel der Politik, sondern DAS Mittel der Politik. Im Krieg zeigte sich, wer die Gunst der Götter genoss und wer nicht. Krieg brachte Ressourcen, Sklaven, Karrierechancen. Und zu Beginn des Ersten Punischen Krieges war Karthago die große Macht im Mittelmeerraum und Rom das kleine Licht, eine unbedeutende Landmacht in Italien. Und als Rom Karthago aus Sizilien vertrieben hatte, wich Karthago nach Spanien aus (und fragte da auch niemanden, ob er eine karthagische Herrschaft haben wollte). Im zweiten Punischen Krieg müssen wir tatsächlich von einer Gleichrangigkeit der beiden Mächte ausgehen, dementsprechend ging es lange hin und her. Letztlich war Rom erfolgreicher, weil es schnell lernte und Militärstrategien anpassen und/oder neu erfinden konnte (Bau einer Flotte, das Entern) und Scipio mit seinem Angriff auf die Basis Karthago die Karthager in Zugzwang brachte. Am Ende hatte Rom wohl einfach den längeren Atem.
Die Plünderung und völlige Zerstörung einer unterlegenen Stadt - nebenbei bemerkt nach dreijähriger Belagerung - war in der Antike normal. Ob der gute Cato tatsächlich in jeder Rede die Forderung nach der Zerstörung Karthagos formuliert hat, klingt schon allein wegen der wunderbaren Vorlage für jeden Lateinunterricht (Alliteration plus Gerundivum mit esse) fast zu schön um wahr zu sein. Aber sei es drum. Dass Karthago unbewohnbar gemacht wurde (mit Salz...) ist eine alte Mär, tatsächlich war die Stadt schnell wieder bewohnt, das haben Ausgrabungen ergeben.

Sorry für die lange Ausführung, aber nicht alles, was hinkt ist ein Vergleich.
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