Diese Diskussion zeigt in meinen Augen ein grundlegendes Problem.
Deutschland scheint sich zunehmend in einem Kreislauf der Überkorrektheit zu verlieren. In dem Bestreben, allen gerecht zu werden, verlieren wir nicht nur unsere Identität, sondern auch unser Selbstbewusstsein. Andere Länder bewahren ihre Traditionen, ihre Sprache und ihre kulturellen Eigenheiten stolz – und das ohne dabei Intoleranz zu fördern. Warum also sind wir das Land, das sich selbst in vorauseilendem Gehorsam immer weiter aufgibt?
Ein Weihnachtsmarkt, der zum “Wintermarkt” wird, oder Apotheken und Straßen, deren historische Namen gestrichen werden – all das mag gut gemeint sein, aber es zeigt doch vor allem eines: unsere Angst, anzuecken. Diese Entwicklung führt nicht zu einem stärkeren Miteinander, sondern zu einer Gesellschaft, die aus Angst vor Kritik verstummt und erstarrt. Wo bleibt der gesunde Menschenverstand? Wo bleibt die Anerkennung von Geschichte, Tradition und kulturellem Erbe?
Natürlich ist es wichtig, sensibel mit Sprache und Symbolen umzugehen, doch Sensibilität darf nicht in Zensur umschlagen. Wenn wir jedem Versuch nachgeben, potenziell irgendjemanden nicht zu beleidigen, verlieren wir nicht nur unsere Sprache, sondern auch unser Rückgrat. Und eine Gesellschaft, die ihre eigene Identität ständig infrage stellt, macht sich auf der internationalen Bühne tatsächlich lächerlich.
Deutschland sollte lernen, stolz auf sich selbst zu sein – nicht arrogant, sondern selbstbewusst. Wir müssen uns trauen, Diskussionen zu führen, ohne direkt in Extreme zu verfallen, und wir müssen begreifen, dass eine Gesellschaft auch Widersprüche aushalten kann. Wer es jedem recht machen will, verliert am Ende alles – das sollte uns eine Lehre sein.
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