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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Der Duft Sardiniens / Sehnsucht, Einsamkeit und wirre Gedanken - ist 2+5 ausreichend?
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Alt 19.10.2024, 07:15   #28
ATom
Szenekenner
 
Registriert seit: 24.07.2018
Beiträge: 123
Tag 2: Cala Gonone-Villagrande Strisaili
85 KM / 2.073 HM / 06:26 netto Fahrtzeit / 115 HF / 2.645 Kalorien

Herrlich geschlafen, mit dem Sonnenaufgang aufgestanden, grandioses und reichhaltiges Frühstück zu zweit auf der wundervollen Panoramaterrasse mit Blick über die ganze Bucht - bei leiser Wohlfühlmusik. Melancholie, Dankbarkeit hier sein zu dürfen aber auch Euphorie machen sich breit. So kann jeder Tag beginnen.

Die ersten Kilometer sind wir bewusst Umwege gefahren um am Meer zu bleiben. Der Duft, das Rauschen und das goldene Licht machen uns glücklich und demütig. Wir verlassen das Meer und machen uns an die nächsten Passauffahrten „Viale Cristoforo Colombo“ und „Passo Ghenna Silano“ welche uns 27 KM beschäftigen werden.

Diesmal wird mein Hinterreifen gleich zu Beginn von einem kleinen, gemeinen Drahtstück durchlöchert. Mein letzter Ersatzschlauch tut seine Dienste, heute Abend ist Schlauchflicken angesagt.

Die Landschaft ist herrlich, die Straßen kaum befahren. Trotz Panne sind wir bester Laune. Schatzine hat etwas Bammel vor den heutigen Höhenmetern, wobei sie für die letzten 220 Höhenmetern selbst die Verantwortung trägt. Eigentlich hatten wir eine B+B Unterkunft in Villagrande Strisaili ausgesucht und in die Route eingebunden. Ganz zum Schluss hat sie noch ein anderes Hotel gefunden, welches mit eigenem Restaurant augenscheinlich Vorteile bot. Nach dem Buchen habe ich dann festgestellt, dass dies völlig abgelegen auf einer Bergkuppe liegt. Na ja, wir schaffen das trotzdem, Schatzine hat noch nie aufgegeben.

Das Wetter scheint heute zu halten. Ich kann sogar die Beinlinge ausziehen und fahre kurz, das ist ein herrliches Gefühl im Oktober. Allerdings wird der Gegenwind wieder stärker. Das scheint gegen Mittag hier normal zu sein. Erste Zweifel kommen auf, ob wir die Runde nicht lieber gegen den Uhrzeigersinn hätten fahren sollen.

Wir verlassen die sowieso schon einsame Straße und biegen nach rechts auf einen Schotterweg. Hier ist wirklich Niemandsland. Kein Haus, kein Auto, keinerlei Zivilisation. Ein Schild warnt vor Überflutungswellen, welches wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht verstehen.

An einem besonders schönen Platz mit herrlicher Aussicht machen wir einen kurzen Halt und essen etwas. Danach geht es auf der Schotterstraße weiter. Und wieder macht es pfffft. Erneut zeigt mein Hinterreifen Luftlosigkeit.

Zweimal an einem Tag! Was ist hier los? Ersatzschläuche sind aufgebraucht, also ist flicken angesagt. Das Hinterrad ausgebaut, Bremsscheibe nach vorne, Ventil nach oben, stelle ich fest, dass im Mantel auf 4 Uhr und auf 5 Uhr fette Kaktusdornen stecken.

OK, in der naheliegenden Pfütze überprüfe ich nochmals ob es wirklich „nur“ diese beiden Löcher sind, entscheide mich aber, lieber den Schlauch von heute Morgen zu flicken, da ich dort nur einen Flicken benötige.

In der Folge würden wir unsere Räder am liebsten über den Schotter tragen. Hier stehen links und rechts tausende Kaktusfeigen. Gefühlt halten wir alle hundert Meter an und überprüfen den Reifendruck. Nach ein paar Kilometern gibt es glücklicherweise wieder Asphalt und wir fahren am Ufer des bezaubernden „Lago di Santa Lucia“ einem Stausee, dem wir nun die Gefahrenschilder bezüglich der Überflutungswellen zuordnen. Die Kaktusfeigen fast schon vergessen, piept mein Garmin und zeigt links.

Eine steile Schotterrampe zeigt sich, die einen Bach quert und auf der anderen Seite ebenso steil wieder hoch geht. Nasse Schuhe auf diese Weise habe ich heute nicht eingeplant, zudem ist unsere Abneigung gegenüber Schotter nun ziemlich groß.

Ich möchte auf dem Handy nach Alternativen schauen, doch das findet kein Netz. Für Schatzine ist die Bachquerung keine Wahl, sie möchte auf Asphalt bleiben. Ich würde gerne die geplante Route verfolgen um weitere Risiken auszuschließen. Wir treffen die Übereinkunft drei, vier KM auf der Asphaltstraße zu bleiben und auf Handyempfang zu hoffen. Dieses Vorhaben trägt Früchte. Mit Umweg kommen wir nach einigen Kilometern wieder auf unsere geplante Route zurück.

Die neue Strecke entlohnt uns mit mannigfaltiger Vegetation und dem Weitblick auf zurückliegende Berge und den Stausee. Zudem dürfen wir eine weitere kleine Passstraße fahren, die dann in die SP27 Richtung Villagrande mündet.

Die Panne und der Umweg haben wieder Zeit gekostet und nun stehen noch gute 500 Höhenmeter auf dem Soll. Ab 17:00 Uhr wird es immer kühl, ab 18:30 Uhr wird es langsam dunkel. Schatzine muss beißen, das merke ich daran, dass sie ruhig wird. Keine Kommentare über schöne Bäume und Blüten, kurze Antworten auf Fragen und selbst die kleinen Ziegen bekommen kein „ach wie süß“.

Aber sie würde niemals jammern oder klagen, das liebe ich so sehr an ihr. Ich bin glücklich, dass ich mit ihr solche Abenteuer in dieser Harmonie, gleicher Begeisterung und gleicher Blickrichtung erleben darf. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, deshalb hege ich oft die Sehnsucht, allen Ballast abzugeben um mit ihr die Welt zu entdecken.

Ich fahre ihr nochmals entgegen und möchte sie die letzten Höhenmeter motivieren und ziehen. Dann kommt der erhoffte Wegweiser auf das Hotel. Wieder Schotter, nochmals Höhenmeter und Pampa pur. Doch nach 4 KM sind wir überrascht über die Größe des Anwesens, den Pool und die gepflegte Anlage.

Nach den Formalitäten ist es bereits dunkel. Wir sind die einzigen Gäste, das Restaurant ist geschlossen, doch der überaus engagierte und freundliche Herr nutzt seine Beziehungen um uns eine Pizza samt Salat zu besorgen. Auch mein Wunsch nach einem Bier kann er nachkommen. Dazu muss er aber den Barmann anrufen, der binnen 20 Minuten extra dafür herkommt.

Das Zimmer ist schön, aber eisig kalt. Heizung Fehlanzeige. Aber die warme Dusche funktioniert. Nach der Kleiderwäsche hoffe ich, dass die Wäsche bei den kalten Temperaturen bis morgen trocken wird.

Die südlichen Gepflogenheiten bezüglich der Bettdecken (Teppich in Laken gehüllt) gefallen mir gar nicht. Ich erinnere mich, dass wir früher auf Trainingslager immer unsere eigenen Bettbezüge mitgenommen haben, um mit diesen seltsamen „Teppichen“ nicht in Kontakt zu kommen. Andere Länder andere Sitten. Beklag Dich nicht, sonst musst Du zuhause bleiben.

Mangels Tischs wird das Festmahl dann später auf dem Bett kredenzt. Die Pizza ist lecker, der Salat lässt alle Zellen Hurra schreien und das Bier bringt mich in einen gemütlichen, gelassenen Zustand und beschert mir ein schnelles Einschlafen.

https://www.komoot.com/de-de/tour/19...0ykewPVdl&ref=

Geändert von ATom (19.10.2024 um 07:23 Uhr).
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