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4 Radtage Südbaden
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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Ironman Hamburg 2024
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Alt 05.06.2024, 23:20   #237
svmechow
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Registriert seit: 01.09.2021
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Beiträge: 1.242
Gegen Ulrikes Rennbericht erscheint mein Wettkampf wahrscheinlich eher wie ein Kindergeburtstag oder ein Sonntagspaziergang.
Aber ich habe mich auch angestrengt, easy ist sowas ja nie.
Ich merke das vor allem jetzt, so am dritten Tag danach kickt die Müdigkeit rein und vielmehr noch so eine mentale Ernüchterung.
Am Montag war ich kurz schwimmen, um die steifen Beinchen ein wenig zu erweichen, Dienstag und heute je ne halbe Std Zwift mit viertel Kraft voraus; mögen alle verrückt finden, ich brauche das, weil ich sonst Entzugskopfschmerzen bekomme.

Für mich war es der 5. Start in Hamburg und die 9. Langdistanz insgesamt; das ist beruhigend in sofern, als dass ich einerseits weiß, dass ich Langdistanz ganz grundsätzlich kann und andererseits aber auch die Vorstellung von einem weniger guten Ergebnis keine solche Katastrophe mehr darstellt.
Fünfte Teilnahme in Hamburg ist alleine schon Ausdruck davon, dass ich dieses Rennen gerne mag. Klar, die Alster ist trübe und die Radstrecke ist immer wieder ein neuer Versuch. Und an der Laufstrecke mit ihren Kehren und Engstellen kann man auch viel rummaulen. Aber mir gefällts, vielleicht bin ich auch einfach nur besonders anspruchslos und nehm das halt einfach so hin.

Ich war absichtlich nicht beim Testschwimmen; war ich noch nie, ich würde schon früh genug und auch lang genug in der Alster rumschwimmen. Für so ein kurzes rein ins Wasser, raus ausm Wasser ist mir das zu viel Aufriss.

Da ich das eigentlich geplante MoN-Sports Futter bekloppter Weise zu Hause vergessen hatte, musste ich kurzerhand auf Maurten umsteigen, schmeckt ja alles irgendwie gleich Scheiße und meinem Gekröse ist es am Ende auch immer egal gewesen, wie das Zeug heißt, das ich mir quasi an der Zunge vorbei direkt in die Beine knalle.
Sonntag Morgen dann also. Wecker um
04:20 Uhr. Ich erfrischt wie nochwas nach über 7 Std. exzellentem Schlaf.
Eine unübersichtliche Anzahl Nescafé infundiert bis zum obligatorischen Aufenthalt auf der Badkeramik: check. Klappt ja auch nicht jedes Mal gleich gut.
900 Meter oder so vom Scandic in die Wechselzone, krass windig war und so 16 Grad oder so.
Rad gecheckt, Futter verstaut, Benzintalk nach links und rechts. Warum nur müssen einem ständig irgendwelche Typen irgendwelche tollen Ratschläge an die Ohren geben?
06:15 Uhr: bitte verlasst jetzt die Wechselzone. Ich hatte mich vorsorglich noch mal in die Klo-Schlange gestellt und hatte kurz die Phantasie einer Dixie-Closingtime und wer den cutoff um
06:20 Uhr nicht schafft, muss bis zum Schluss drin bleiben.
Raus aus der Wechselzone, Bernhard erwartet mich schon; seine Anwesenheit wie immer wohltuend. Vollkommen nvorstellbar eine Langdistanz ohne so einen Supporter.
Dann ab in die Startformation. Zum Glück habe ich Ohrenstöpsel, dadurch werden die laute Musik und Moderation leichter erträglich. Ich möchte auch mit niemandem reden und würde gerne auch nicht riechen, was die Leute um mich rum am Vorabend gegessen haben.
07:20 Uhr oder so ist dann auch für mich Abflug. Im ersten Moment ist das alles irgendwie viel weniger schlimm als befürchtet. Das Wasser ist weniger kalt als ich dachte und dass es einfach komplett undurchsichtig ist, weiß ich ja schon länger. Links, rechts, links, rechts, links, rechts. Na gut, dann mach ich das halt jetzt eineinhalb Stunden lang, bleibt mir ja nichts anderes übrig. Immer nur bis zur nächsten Boje denken, nicht die volle Distanz, das wäre zu viel. Immer bis zur nächsten Boje. Dann irgendwann der Wendepunkt, weit draußen auf der Außenalster. Wind kommt auf, steifer, ablandiger Wind. Gegenwind und vor allem: Gegenstrom.
Meine Garmin gibt mir brav alle 100 m ein haptisches Signal, ein freundliches Vibrato, dass wieder ein achtunddreißigstel geschafft ist. Die Signale kommen, aber sie kommen langsamer und ich akzeptiere, dass es nichts wird mit neuer Schwimmbestzeit.
Um mich mehrer Schwimmer oder Schwimmerinnen, die sich zum Ausruhen auf den Rücken drehen. Auch an den Bojen halten sich welche fest, neben mir hängt einer am Kajak.
Einmal komme ich vom Kurs ab, finde mich weit rechts von der Strecke wieder, shit, diese Nummer kostet auch an die 5 Minuten. Wieder alles einsammeln, physisch und mental, mich lang strecken auf dem Wasser und weiter.
Immer weiter links, rechts, links, rechts. Immer bis zur nächsten Boje. Und plötzlich ist es doch so weit: Die Kennedy-Brücke kommt näher, dann noch durch die Binnenalster, auf einmal geht es wieder voran und nach 1 Std 38 komme ich trotz oder gerade wegen eines wirklich fordernden Schwimmsplits grinsend aus dem Wasser. Dass ich als 30. meiner Ak das Wasser verlasse, weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Möglicherweise hätte es mich frustriert, keine Ahnung.

Dass ich durchgefroren bin, merke ich erst daran, dass ich den Neo weder auf- noch ausgezogen bekomme; ich habe bei meinem 50 Kg Kampfgewicht nach fast 100 Minuten eher die Temperatur eines Reptils und brauche demnach über 10 Minuten für den Wechsel aufs Rad. Der Transition zone Soundtrack dudelt „Baby give it up, give it up, Baby Baby give it up!“; ich finde das ziemlich lustig, der Herr neben mir auf der Wechselbank ist entweder grundsätzlich humorlos oder nur in dieser Situation nicht bereit, sich mit mir über die Musik zu amüsieren und zieht eine Fresse, als ich ihn auf den Text aufmerksam mache.

Mein Rad steht wie gewohnt ziemlich einsam in der Wechselzone, die anderen sind schon lang auf der Strecke und die Profi Frauen beginnen grad die zweite Runde.

Der Radkurs, bei jeder meiner IM Hamburg-Starts ein anderer, gefällt mir gar nicht schlecht; letztendlich ist mir das aber auch nicht so wichtig. Es kurbelt sich ja eh irgendwie immer ganz ähnlich. Links, rechts, links, rechts. Ob ich jetzt Schafe sehe neben mir oder Häuser oder Fabrikgebäude, ist mir irgendwie nicht.so.wichtig.
Also im normalen Leben natürlich schon, aber beim Race juckt mich das nicht so. Der Wind kam auf dem Weg raus oft von hinten, das war schön, und auf dem Rückweg dann halt oft von vorne. Gerne auch heftige Böen von der Seite, bei denen ich Floh oft die Aeroposition verlasse, damit es mich nicht zur Seite wegschiebt.
Da es kalt ist, schwitz es sich viel weniger, zumindest ist das meine Theorie, warum ich schon bei km 50 Lust habe auf nen Biobrake. An jedem Verpflegungspunkt Schlangen am Dixie. Blöd. Man weiß ja nie, was die da drin müssen und wie lang. Zum vom Rad pinkeln, wie man das ja sonst macht, isses zu kalt. Also zumindest danach wird es kalt. Keine Option. Ich also bei km 78 links ran, das Rad an einen Schuppen gelehnt und ab ins hohe Gras. Die Brennesseln spürte ich Sekunden, bevor ich sie sah. Sei‘s drum.
Zweite Runde ebenso unspektakulär, der Wind noch etwas stärker. Ich fahre stumpf nach Watt, möchte mir nicht die Beine zersägen, weil ich ja für den dritten Teil der Prüfung noch einen Pfeil aus dem Köcher ziehen möchte.

Bike dismount nach 05 Std 45 als elfte meiner Ak, vorgearbeitet auf Rang 15, wie Bernhard mir zuruft.
Ich merke bereits mit dem Rad an der Hand, dass der Lauf laufen wird. Irgendwie zeigt sich das meistens sofort, ob die Beine gut sind oder nicht. Sie sind es. Ich fange an und muss mich einbremsen; Bernhards Stimme im Ohr. Ziel ist eine pace um 05:00 min/km. Nimm raus. Nimm raus. Nimm raus. Er hatte mich auf einigen Koppel-Einheiten mit dem Mountainbike begleitet und mir die von Arne gesetzte pace vorgegeben.
Immer wieder habe ich mich von meinen intuitiven 04:40/km runterkorrigiert auf 05:00/km und die dann einfach bis zum Schluss so beibehalten. An jedem Verpflegungspunkt Wasser und Iso und an jedem zweiten einmal in ein Maurten Gel gebissen. Zum Schluss wurde das gefühlt immer mehr in meinem Mund, ging aber trotzdem artig runter und blieb auch dort. Auf der ersten Runde hatte ich mich nur vom Rang 15 auf 14 vorgelaufen. Damn it! Wo waren sie, die ganzen anderen alten Schachteln Ak 50-55???
Nach der zweiten Runde dann Rang 11; geht doch, immerhin werden es die Top ten, mehr muss ja gar nicht, kann ich also ruhig auch ein bisschen nachlassen, wenn’s sein muss. Musste aber nicht. Es lief sich einfach so weiter in meiner Fünferpace, sodass ich nach 03 Std 28 als als schnellste meiner Ak den Marathon nach Hause bringen konnte.

So war das für mich, Ironman Hamburg 2024. Nicht meine PB, aber es kann nicht jedes Rennen eine Bestzeit sein. Ich fand es Mega und bin 2025 wieder genau dort. Vorher aber noch Cervia, das Kontrastprogramm im September.
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