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Nazi-Vorwürfe treiben AfD nach rechts
Es gibt einen zweiten Grund, weshalb die Nazi-geschwängerte Berichterstattung kontraproduktiv ist: Sie verändert die Mitgliederstruktur der AfD zum Vorteil der Radikalen. Seit Potsdam soll die AfD täglich 100 bis 150 neue Mitgliedsanträge erhalten.
Austritte gibt es sicherlich auch in beträchtlicher Größenordnung. Wer neu kommt, kommt trotz der Nazi-Vorwürfe, wer geht, will gerade nicht als Nazi gelten. Die Zaghaften gehen, die Hartgesottenen kommen. Wie sich das auf die innerparteilichen Mehrheiten auswirkt, dürfte klar sein: Der konservativ-deutschnationale Flügel wird geschwächt, der völkisch-identitäre gestärkt.
Dabei müsste dieser fatale Mechanismus längst bekannt sein. Denn seit ihrer Gründung ist die AfD stets nach rechts geschrieben worden, insbesondere von den tonangebenden linksliberalen Zeitungen und den großen Talkshows.
Stets viel schlimmer, als die Partei es zum jeweiligen Zeitpunkt tatsächlich gewesen ist. Gerade am Anfang als die Partei klar bürgerlich-liberal dominiert war, wurde akribisch nach den wenigen, bei jeder Parteigründung unvermeidlichen Spinnern und Radikalen gesucht, um sie groß ins Rampenlicht zu stellen.
Solche skandalisierenden, objektiv unfairen Darstellungen haben damals genauso gewirkt wie heute: Durch Austritte schrumpfte der bürgerlich-liberale Teil der Partei, durch Eintritte wuchs der rechte – bis die ganze Partei kippte.