Zitat:
Zitat von Bunde
Ich möchte weder Dir Angst machen noch allgemein Panik verbreiten, aber vielleicht solltest Du doch mal gucken, wie das in Deutschland in den 30er/40er Jahren gelaufen ist.
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Ich finde es zumindest bemerkenswert, dass jemand mit Migrationshintergrund hier so gleichgültig ist...
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Stell Dir vor, ich kenne die Geschichte, diese und viele andere auch; keiner von denen, die ihr heute unter "Nazis" subsummiert hat auch nur andeutungsweise den Ausmaß an Verbrechen angekündigt, was damals in 1933 schon über 10 Jahre bekannt war an Absichten, und im Gegensatz zu vielen halte ich sie weder für fähig noch für willig, sowas zu wiederholen.
Ich habe aber auch in einem totalitären System gelebt, und habe m.M.n. ein recht gutes Verständnis davon, wie sowas funktioniert, was sowas am laufen hält - und in der Hinsicht erscheinen mir nun mal die aktuellen Rechtsextremen harmloser, als die Schlägertrupps der 90-er im Osten. Aber ich schrieb ja schon, ich bin mir bewußt, daß die Menschen jederzeit in etwas extrem-totalitäres reinrutschen können, wenn die Atmosphäre passt. Corona hat es gezeigt, und aktuell sehe ich auch, wie zunehmend unversöhnlicher Hass auf andersdenkende aus verschiedenen Ecken der Gesellschaft rausschwappt, leider ist das kein Alleinstellungsmerkmal der Rechten mehr, weil viele glauben, der Zweck heiligt die Mittel.
Daher finde ich es wichtiger, gegen den Ausschluß von wem auch immer aus dem demokratischen Diskurs zu argumentieren, gegen die totale Ablehnung von ganzen Gruppen von menschen, von Meinungen (auch wenn ich sie für falsch halte), als sich auf eine Seite zu schlagen, und damit Teil von Mechanismen zu werden, die zu etwas Totalitärem führen können. Ich finde, daß es nur konstruktiv sein kann, FÜR etwas einzustehen, GEGEN etwas zu stehen ist immer eher zerstörerisch.
Für mich ist es eben nicht Gleichgültigkeit, sondern meine Form des Engagements für eine offene und liberale Demokratie, wie ich dieses Land bis ca. 2010 - 15 erlebt habe, und das ich mir zurückwünsche.