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Alt 09.01.2024, 12:06   #6938
qbz
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Registriert seit: 24.03.2008
Beiträge: 12.569
Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Billige Lebensmittel bedeuten: Die Kunden zahlen nicht den wahren Preis der Lebensmittel an der Kasse, sondern nur einen Teil des Preises. Den Rest bezahlen sie über Steuern, die dann als Subventionen an die Bauern fließen. Außerdem bezahlen sie früher oder später die Folgekosten für die Umwelt: Überlastete Böden, Artensterben, Klimawandel. In der politischen Debatte werden diese tatsächlichen Kosten verschwiegen. Stattdessen wird mit dem Schnitzel für 0,99 Euro Politik gemacht, angeblich zum Vorteil für Bauer und Bürger – dabei sind beide die verarschten.

Die Landwirtschaft gestaltet sich regional sehr unterschiedlich, meines Erachtens. Ich lebe ja nach der Rente in einem kleinen Dörfchen der Uckermark und bekomme vier Formen der Landwirtschaft direkt im Umfeld mit: 1. industrielle Nutzung 2. Bio 3. private Kleintierhaltung (Teilselbstverorger), Nebenerwerb 4. Jagd, regionale Fischerei und Forstwirtschaft / Groß-Sägerei. 5. Direktvermarktung aus Biolandwirtschaft

Zu 1. und 2. und über die 30 Jahre Nach-Wende Entwicklungstendenzen, Probleme hat der bekannte Doku-Filmer Volker Koepp (selbst Uckermärker) eine sehr schöne, informative Doku erstellt.
Volker Koepp: Landstück. bei Amazon als DVD erwerbbar.

2. Die Biolandwirtschaft scheint mir weitgehend der Initiative einzelner Personen und Gruppen geschuldet, welche Gelegenheiten, geeignetes Land zu erwerben, in der Nachwendezeit nutzten. Grösstes Beispiel ist das Gut Temmen bei Ringenwalde-Temmen. Sie haben über ihren Betrieb hinaus auch Initiaven unterstützt, Land für ökologische Landwirtschaft zu erwerben. Der verstorbene Gründer besass vorher in Berlin eine grössere Druckerei und druckte in den 70zigern unter dem Namen "Agitprop-Druckerei" in Kreuzberg für die APO (Raubdrucke, Flugblätter, Plakate etc.). Das Vermögen verwendete er nach der Wende für den Aufbau von Gut-Temmen, wohin er umsiedelte. Bei mir um die Ecke betreiben Uckermärker einen Bio-Rinderbetrieb, die Rinder sind ganzjährig auf der Weide.

1. Industrielle Nutzung: Um unser Dorf herum gab es noch vor 8 Jahren grosse unbestellte Trockenwiesenflächen auf sandigem Boden mit Lerchen, Feldhasen, breiter Gräser- und Blumenmischung. In der DDR machte die Dorf-LPG darauf Spargeln. Nach der Land-Rückübertragung verkauften die Dorfbewohner das Land, um sich damit die Häuser zu sanieren, oder wo es keine Rückübertragung gab, verkaufte der Staat an die Meistbietenden. Seither wird weiterverkauft oder verpachtet. Aktuell bewirtschaftet ein typischer Agrarbetrieb, ca. 15 km entfernt, der vor allem einen Maschinenpark wartet und einsetzt, die Flächen. Das bedeutet, im Jahr fahren ca. 3-4 mal Traktoren über die Felder, zur Aussaat- und Erntezeit. Der Winterroggen bleibt allerdings extrem mickrig (weil viel zu trocken), dass ich den Verdacht habe, es geschieht allein wegen der EU-Flächen-Subvention. Lerchen, breite Pflanzenvielfalt, Feldhasen sind seither Fehlanzeige. Diese Agrarbetriebe bestehen mehr oder weniger aus grossen Maschinenparks, die wirtschaftlich effizient im grossen Umkreis eingesetzt werden, auf eigenem oder teurem Pachtland, das von Großinvestoren zur Geldanlage / Spekulation erworben wurde. Dann findet man natürlich auch industrielle riesige Industrie-Tiermastanlagen, die von oft ortsfremden Investoren initiiert worden sind. Neue Anlagen entstehen selten noch, zuviele Bürgerinitiativen klagen aus ökologischen Gründen, teils erfolgreich.
Verwaltungsgericht stoppt Schweinemast. Genehmigung für Haßleben aufgehoben. Die Schweinemastanlage Haßleben wird nicht in Betrieb gehen. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hat endgültig festgestellt, dass die für die Anlage mit 37.000 Mastplätzen erteilte Genehmigung rechtswidrig ist. Damit endet der seit 16 Jahren andauernde Kampf gegen die geplante industrielle Tierhaltung in der Uckermark.

Die dumm und einfallslos angelegte, unter Druck im Schnellzugstempo durchgeführte Regierungssparpolitik nach dem Rasenmäherprinzip vereinigt jetzt fast alle Agrarbetriebe und den konservativen Verband im Widerstand, nur damit das Wirtschaftsministerium Intel und TSMC 15 Milliarden rüberschieben (subventionieren!) kann. Man könnte ja auch bei den Ausgaben vom ehemaligen KTF-Schattenhaushalt stärker streichen. Und das Ziel einer ökologischen Landwirtschaft gerät dabei total in den Hintergrund! Ich bin gespannt, wie die Landwirtschafts-Öko-Demo "Wir haben es satt" am 23.1.2024 ausfällt. Wir haben es satt Demo.

Geändert von qbz (09.01.2024 um 15:24 Uhr).
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