Zitat:
Zitat von Lucy89
Oh wow, dann bist du aber sehr (!) gesund und im ersten Moment dachte ich: Dann hast du keine Kinder, bis ich von dem Sohn las. Jetzt frag ich mich wie du 2-3 Tage nach der Geburt wieder Sport machen konntest und beneide dich, auch wenn du nicht prahlen wolltest (!), um deinen körperlichen Zustand!
Ich erinnere mich nämlich so an 3-4 Situationen in meinem noch nicht so fortgeschrittenen Leben, in denen ich tatsächlich so 4-5 Tage noch nicht mal fähig war, groß das Bett zu verlassen (Nierenbeckenentzündung, Brustentzündung, 2 Kaiserschnitte).
Du wirst schon das richtige tun- ist schön, dass dein Umfeld das auch so akzeptiert. Mein Mann ist da eher nicht so verständnisvoll, was mich manchmal aber auch vor Dummheiten bewahrt 
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Ähhhhmmm…mein Sohn ist 23 und ich habe tatsächlich erst wenige Monate nach seiner Geburt mit dem Ausdauersport begonnen. Sorry, dieses relevante Detail hatte ich unterschlagen. Für mich waren meine Laufzeiten die einzigen Momente, in denen ich ohne das schlechte Gewissen, mein Kind im Stich zu lassen, alleine losgezogen bin.
Da mein damaliger Mann und ich uns eigentlich schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so richtig viel nettes zu sagen hatten, habe ich in dieser Zeit die Läufe mehr und mehr ausgedehnt…ich bin einfach gelaufen und gelaufen und gelaufen und kam mir vor wie Forrest Gump; fehlte nicht viel, und mir wäre ein Bart gewachsen.
Folgerichtig habe ich mich dann für den Berlin Marathon angemeldet und den quasi aus dem Stand in unter 4 Std gefinished.
Dann kam, was zu erwarten war: ich war alleinerziehende Alleinverdienerin, damals noch nicht Ärztin, sondern Hebamme im Schichtdienst. Das war‘s dann erstmal mit dem Ausdauersport und es sollte mehr als ein Jahrzehnt vergehen, bis ich mich daran erinnert habe, wie gut das doch war, damals, mit etwas über Mitte 20.
Als Max 12 war und ich 37 und mittlerweile lieert mit meinem aktuellen Ehemann, war da plötzlich ein Marathon-Startplatz zu vergeben; eine Kollegin konnte ganz kurzfristig nicht und so bin ich praktisch von heute auf übermorgen bei meinem zweiten Marathon angetreten und nach 03:45 mit dem fettesten Grinsen auf der Visage ins Ziel geschwebt.
Seit dieses Zeit vergingen keine zwei Tage ohne Sport und ich weiss, dass das nur möglich ist aufgrund einer Mischung aus Wahnsinn (das so zu wollen) und Glück (das so zu können).
Im November 2016 kam mir die Idee da mit dem Triathlon, einfach so; am Abend der Abgabe meiner Doktorarbeit brauchte ich dringend ein neues Projekt und habe ich mich für den Ironman Hamburg 2017 angemeldet, einfach so ohne Sinn und Verstand.
Das hab ich dann auch durchgezogen, ohne strukturiertes Training aber mit dem Hintergrund als Läuferin ging das schon.
Und seit dem sind die Trainingsumfänge natürlich ziemlich gestiegen und es gab Zeiten, da ist das meinem Mann auch mehr als nur auf die Nerven gegangen. Schlussendlich mussten wir beide aber konzedieren, dass ich nun mal so bin und zu den Segnungen des Älterwerdens gehört eben auch, dass ich weniger versuche, anders zu sein oder schlimmer noch: jemand anders zu sein, als diejenige, die ich halt nun mal bin.
Von ausgemachter Selbszufriedenheit bin ich dennoch meilenweit entfernt; ich denke, es ist mehr sowas wie Akzeptanz. Selbstbewusstsein bedeutet ja nun nicht, sich selber für die Beste zu halten, sondern nur, sich seiner selbst bewusst zu sein mit den ganzen Ecken, Kanten und Scharten.
Alter. Das ist jetzt lang geworden und ein wenig Seelenstriptease. Ich drück trotzdem auf antworten.