Zitat:
Zitat von Feuerrolli69
Beim googeln stoße ich auf diesen Link der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: https://www.kbv.de/html/3632.php
Glück Auf,
Ich ,Mitte 50 wollte eigentlich auch mal ne Hafenrundfahrt machen lassen. Aber ein Bericht vor
kurzem im TV , ließ mich zweifeln u die Leitlinien haben mich darin bestätigt das nicht machen zu lassen.
Warum?
Erstens, ich würde mich (in meiner jetzigen Situation) nicht einer so risikoreichen OP (Impotenz/Inkontinenz) aussetzen.
Zweitens, solange es keine gesicherte Untersuchung gibt, erspare ich mir lieber die mutmaßlichen Ursachen einer negativen Diagnose.
Das ist meine ganz persönliche Meinung, ja es gab intensive Gespräche mit meiner Frau, aber sie akzeptiert z.Z meinen Standpunkt. Wie es in der Zukunft aussieht u wie sich meine Meinung ändert weiß ich nicht. Das lass ich auf mich zukommen.
Bleibt gesund!
Gruß Rolli
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Sic!
Noch wichtiger als eine Reduktion des Auftretens metastasierter Prostatakarzinome ist mir stets die Freiheit eines:r jeden, auf der Basis umfassender Aufklärung informierte Entscheidungen treffen zu dürfen.
Dazu zählt aber auch, dass Hausärzt:innen den Patienten Informationen für und wider das PSA-basierte Screening zur Verfügung stellen und sie nicht mit der Angst vor Inkontinenz und erektiler Dysfunktion nach Hause schicken.
Es geht ja nicht darum, jeden Patienten mit erhöhten PSA-Werten sofort zu prostatektomieren. Das PSA-basierte Screening dient ja nur der Diagnostik und was anschließend potentiell an Therapie erfolgt, ist eine individuelle Entscheidung in Abhängigkeit von der Tumorbiologie (diese beinhaltet Aussagen über die „Aggressivität“ und die Ausdehnung des Tumors und daraus resultierend die Wahrscheinlichkeit für Tumorprogress) und natürlich von den jeweiligen Wünschen des betroffenen Mannes.
Aus Sorge vor Übertherapie lieber keine Diagnostik machen zu wollen, ist ein nicht selten zu beobachtendes Phänomen und findet sich überproportional häufig bei Männern in Bezug auf die Prostatakarzinom-Vorsorge.
Dies hängt meines Erachtens auch damit zusammen, dass immer noch in den Köpfen vieler Menschen die Assoziation vorherrscht, Prostatakrebs = Prostatektomie = Inkontinenz und erektile Dysfunktion. Und beide Assoziationen sind eben dringend hervorzuhebend keine zwangsläufigen.
Sinn jeder Früherkennung ist ja die Erkenntnis, dass die meisten Tumoren in frühen Stadien deutlich besser zu behandeln sind, als wenn bereits ein lokal fortgeschrittener Prozess oder gar einer mit Fernmetastasen vorliegt. Je später die Diagnose, desto enger das „window of opportunities“.
Ein anderer Aspekt ist natürlich auch der psycho-emotionale. Will ich wissen, was (möglicherweise) los ist, oder möchte ich lieber nicht hinsehen? Womit lebt es sich für mich komfortabler, mit dem Wissen um die Diagnose einer bösartigen Erkrankung oder fühle ich mich wohler, wenn ich in diese Ecke meines Körpers besser nicht hineinleuchte?
All diese Dinge gilt es zu beachten, um hierauf basierend die individuelle Vorsorge-Entscheidung zu treffe.
Was mich nur an dem Diskurs so frustriert, ist die Ungleichbehandlung von Euch Männern gegenüber den geschlitzten 50% der Bevölkerung. Wir werden ab dem Alter von 50-70 Lebensjahren proaktiv (!) eingeladen zum mammographiebasierten Brustkrebsscreening, obwohl die Anzahl der verhinderten Todesfälle durch das Screening nicht über der Anzahl der durch Screening verhinderten Prostatakrebs-Todesopfer liegt.
Again. Ich bin ein großer Fan der PSA-basierten Früherkennung. Ein noch größerer Fan bin ich von Entscheidungsfreiheit. Es sollte dabei nur beachtet werden, dass in einer frühes Erkennung und Identifikation von Karzinomen das Potential liegt, diese frühzeitig zu therapieren - oder eben nur engmaschig zu beobachten (active surveillance), bevor sich das berühmte window of opportunities schliesst.
Warum mich das juckt, wo ich doch kein Mann bin?
Erstens habe ich zum Prostatakarzinom geforscht, bevor ich in die Gynäkologie gewechselt bin. Zweitens habe ich einen Mann und einen erwachsenen Sohn und es frustriert mich regelmäßig, wie wenig offenbar gesellschaftlich Wert gelegt wird auf dieses Thema. Es gibt den Weltbrustkrebstag am 19.10., Sportveranstaltungen unter dem Symbol der rosafarbenen Schleife und eine unübersichtliche Anzahl von Brustkrebsstiftungen und -informationskampagnen - als hätte das mehr Relevanz, als das häufigste Karzinom des Mannes.