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Zitat von Flow
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Ich fände es hilfreicher zu überlegen, welche Zukunft wir für die Welt, für Europa/Eurasien und Deutschland wir uns wünschen und was wir konkret dafür tun können, diesen Wünschen möglichst nahezukommen.
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Was wir uns wünschen ist eine Sache. Die Wünsche, die vor wenigen Jahren noch real umsetzbar schienen,haben sich längst komplett aufgelöst und als substanzlose Träumerei erwiesen.
Unsere tatsächlichen Handlungsoptionen liegen klar auf dem Tisch:
Wir können die Ukraine ein bisschen unterstützen geradeso, dass nicht komplett überrannt wird, aber nur so viel, dass sie kein verloren gegangenes Territorium zurückerobern kann, in der Hoffnung, Russland so in einem Abnutzungskrieg weiter zu ermüden, ohne uns gleichzeitig zur Zielscheibe russischen Hasses zu machen.
Wir können auch die Unterstützung der Ukraine einstellen und uns zukünftig alleine auf die Verteidigung der NATO-Außengrenzen konzentrieren. Unter dem Strich wird das teurer für uns, weil die Zukunft neben einem im Krieg siegreichen und nach Westen ausgedehnten Russland, das weiter von alten Zaren-Grenzen träumt große Instabilitäten mit sich bringt.
Oder wir können die Ukraine massiv -auch mit modernen westlichen Waffen in relevanter Zahl- unterstützen, um den Krieg abzukürzen und Putin zurück an den Verhandlungstisch zu zwingen. Putin wird, wenn er erstmal wieder in der Defensive ist, nicht so lange warten, bis seine Truppen komplett aufgerieben sind, sondern wird verhandlungsbereit sein, solange er noch etwas hat, was er in die Waagschale werden kann.
Innenpolitisch kann er dank seiner Meinungshoheit jedes Ergebnis des Krieges als Erfolg verkaufen, solange die Krim russisch bleibt und solange der Krieg mit seinen Toten nicht die Mitte der russischen Gesellschaft erreicht.
Die Verluste der RF werden vom britischen Geheimdienst mittlerweile auf 35000 Soldaten geschätzt, diejenigen des ukrainischen Militärs auf etwas über 10 000 Soldaten (= Tote; Verletzte und Gefangene nicht mitgezählt; offizielle Zahlen gibt es bekanntlich nicht). Putin steht mit seiner Armee längst mit dem Rücken zur Wand und die verzweifelte Luhansk-Offensive war ein teures Strohfeuer für die eigene Propaganda.