Zitat von Angliru
Überspitzter Artikel, der es im Cherrypicking darstellt. In Wahrheit sieht es so aus, dass gerade in Moldawien es in den 90er Jahren zu einer massiven Umstellung der Sprache und Diskriminierung rein russischessprachiger Menschen kam. Die Folgen der rasanten Umstellung führten dazu, dass Menschen ihre Arbeitsstellen verloren. Ab einem bestimmten Alter ist eine Sprache einfach nicht bzw. nicht in der benötigten Tiefe erlernbar. Dies führte dazu, dass Menschen reinweise ihre Jobs verloren, der Ausweg entweder irgendwie über die Runden kommen hieß oder Kriminalität. So führen viele in die Türkei und importierten jeden Scheiß und verkauften es auf Märkten. Andere kaufen Zigaretten und Alkohol und drehen es weiter auf Märkten illegal für etwas mehr. Es ist ein reines Überleben. Dabei sind Gehälter in Moldawien absolut nicht wettbewerbsfähig, auch im Vergleich zu den Lebenshaltungskosten. Zudem kommt hier ein extrem korruptes politisches System, was das Land analog zu Russland oder Ukraine ausgenommen hat, die Dimension ist gravierender, da Moldawien faktisch nicht viel zum umverteilen hat. Gleichzeitig erfolgte eine komplette Sprachenumstellung im System. Schulen, Unis, öffentliche Einrichtungen, alles läuft auf moldawische ab (ist dem rumänischen sehr ähnlich, bestehen aber einige Abhwandlungen und Dialekt). Dazu kommt die Vermögensenteignung zu Beginn der 90er. Ich gebe Dir ein Beispiel. Ich besaß am Rande von Kischinew in Zoonähe eine 2 Zimmerwohnung in den 90ern, welche ich 2003 verkaufte. Ich hatte auf meiner Etage 4 Wohnungsparteien. Mein Nachbar war ein alleinstehender Russe, promovierter Physiker, der plötzlich dazu gezwungen war, Autos aus Deutschland zu überführen. Er könnte kein rumänisch, davon abgesehen, war die Autoüberführung lohnreicher als die Anstellung an einer Uni etc. Die Familie von ggü. bestand aus einer moldawischen Hausfrau und ihrem ukrainischen Mann, der als Arzt im Geundheitswesen arbeitete. Er verlor den Job, Sie verkaufte ab dann Zigaretten. IhrvSogn studierte Jura in Chisinau, musste abbrechen, weil keinbGeld da war und arbeitet mitvpermanenten Unterbrechungen seit 8 Jahen als Kellner in Chicago. Seine jungere Schwester ereilte ein ähnliches Schicksal. Sie putzt in einem spanischen Hotel. Deren Nachbarn war ein Maschinenbauing, ein Moldawier und seine Frau, eine Gynäkologin. Sie war Russin, verlor den Job, Sie wanderten kurz darauf in die USA aus. Der Nachbar unter mir war Bauingenieur, die Frau arbeitete in der Verwaltung. Beide Ukrainer. Beide verloren den Job. Er züchtet bis heute Papageien und verkauft diese, früher auf dem Vogelmarkt. Was will ich damit aufzeigen: es wurden seitens der jeweiligen Regierungen eklatante Fehler begangen, die ein Gedankengut unterstützen, welches den Krieg in der Ukraine seitens dieser Menschen auch anders beurteilen lässt. Gerade die vorgenannten Gruppen sind leider einem extremen Nationalismus begegnet, bei dem es hieß, lerne moldawisch, pass Dich an oder hau nach Russland ab, was für die Mehrheit keine Option darstellte, da man in Moldawien wenigstens noch ein Eigenheim besaß, entweder zu UDSSR Zeiten erworben oder ex Post - nennen wir es mal - zwangsprivatisiert. Die Befindlichkeiten sind halt in einem gemischten Stadt, so wie die sind. Daraus erwuchs die Sichtweise, dass es in der Sowjetunion besser war. Nicht gut, aber besser. Interessanterweise ist die Sichtweise in dem moldawischen Teil der Bevölkerung geteilt. Ein Teil will weiterhin nach Rumänien, der andere Teil ist frustriert, dass Rumänien Moldawien in Stich gelassen hat, die Jahrelangen Demos zum Wunsch eines Beitrritts Moldawiens zu Rumänien scheiterten, der Wunsch nach einer Eingliederung zu Russland entstand. Faktisch ist es der Wunsch nach einem besseren, stabilen Leben, wie wir es bei uns (noch) kennen.
Ein Satz zu der Abwertung der anderen Sprachen: es ging doch rein darum, dass in der Sowjetunion weder moldawisch, noch ukrainisch gebraucht wurde. Natürlich lernte da kein Russe diese Sprachen. Es ging nicht um diesen nationalistisvhen Quatsch aus dem Artikel (nicht bei jedem Individum, anders als auf politischer Ebene), sondern um eine reine historisch bedingte Notwendigkeit. Zumindest für die genannten Generationen.
Ist das Vorgennante eine Rechtfertigung für den Krieg? Nein, für uns im Westen definitiv nicht. Für Menschen in diesen Regionen grundsätzlich auch nicht, es sind keine Tiere. Das Verständnis aufgrund der eigenen Situation ist aber ein anderes. Man ist leidgeplagt. Und noch einmal, es ist keine Rechtfertigung für das was in der Ukraine passiert, es ist eine Ausweitung eines Artikels, der eindimensional dargestellt ist.
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