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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Putin und die Ukraine
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 01.06.2022, 08:24   #6179
Hafu
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
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Ein einzelner Mensch kann wenig bewirken und hat keine Macht. Macht geben ihm erst die Menschen um ihn herum, die politischen Strukturen, die Befehlshierarchien und so weiter. Für einen Krieg braucht es außerdem viele Waffen und Soldaten. Die sind in Russland vorhanden – nicht weil Putin existiert, sondern weil unsere Weltordnung sich so entwickelt hat. Putin und sein Angriffskrieg sind ein Ergebnis dieser Verhältnisse. Kein konkretes, zwangsläufiges Ergebnis, aber es greift zu kurz, sie einem einzelnen Menschen zuzuschreiben.
...
Sehe ich im konkreten Beispiel anders. Die Rolle Putins, der in Russland seit über 20 Jahren an der Macht ist und in dieser Zeit mehrfach die Verfassung verändert hat, um sich selbst noch mehr Macht zu verschaffen und gleichzeitig systematisch mit geheimdienstlichen Methoden Oppositionelle unter fadenscheinigen Gründen vor Gericht gebracht oder ihre Kandidatur (zu Zeitpunkten als es in Russland noch dfemokratische Strukturen gegeben hat) hintertrieben hat, sowie in vielen klar belegten Fällen sogar oppositionelle Journalisten und Oppositionell umbringen hat lassen muss definitiv anders gesehen und beurteilt werden, als die Rolle eines Kapitalisten wie Jeff Bezos, der in einem kapitalistischen und pluralistischen System lediglich finanzielle Macht ansammelt.

Natürlich braucht es auch ein bestimmtes gesellschaftliches Umfeld, dass ein Autokrat in einer schwachen Demokratie überhaupt erst einmal an die Macht kommt und sich dort behaupten kann und es gibt zum Glück Länder, in denen das so nicht in dem Ausmaß vorstellbar wäre, da sie wirksame Sicherheitssystem in ihr politisches und rechtsstaatliches System eingebaut haben, aber es bleibt festzustellen, dass die Entwicklung Russlands in den letzten 20 Jahren undenkbar gewesen wäre ohne die Person Putin.

Natürlich hat er Helfer um sich herum, aber jede Person, die in Russland in irgendeiner Form nennenswerte Macht hat, ist mittlerweile von ihm handverlesen in ihre Position gelangt.

Der jetzige Angriff auf die Ukraine ist auch in keiner Weise das Ergebnis einer jahrelangen Eskalation mit zwei Völkern, die sich gegenseitig hassen und misstrauen, sondern vielmehr der imperialistische Angriff auf ein Brudervolk mit gemeinsamer Sprache und Geschichte. Selbst das Problem der prorussischen Separatisten in der Ostukraine wurde über Jahre hinweg von Putin aufgebauscht und die Separatisten von Putin mit Waffen und logistischer Unterstützung versorgt, sonst wären die dortigen Meinunsverschiedenheiten längst versandet ähnlich wie separatistische Bestrebungen von Südtirol in Italien oder der Katalanen in Spanien.

Im Kern war vor dem 24.2.22 der Großteil der Russen den Ukrainern ausgesprochen freundschaftlich zugeneigt, genauso wie die allermeisten Ukrainern den Russen, mit denen sie in zigtausend Fällen verwandschaftlich verbunden warenU.

Und weil du erwähnst, dass es für einen Krieg viele Waffen und Soldaten braucht: Es war über Jahrzehnte hinweg ein klares Ziel der Politik Putins, das nach der Beendigung des kalten Krieges stark heruntergekommene Militär zu modernisieren und massiv zu stärken. Ein großer Teil des Staatshaushaltes der vergangenen 20 Jahre landete im Militär, weil Putin das Militär als Garant seiner Macht verstand. Mit diesem Geld hätte Putin auch viel sinnvollere zivile Dinge in der russischen Gesellschaft finanzieren können, wie z.B. das Bildungssystem modernisieren oder wissenschaftliche Forschung voranbringen. Er hat sich anders entschieden. Es war aber ganz sicher keine zwangsläufige oder schicksalshafte Entwicklung. Wenn statt Putin jemand mit anderen Charakterzügen und anderen Visionen in Russland an die Macht gekommen wäre, dann hätten die letzten 20 Jahre angesichts des Reichtums an Bodenschätzen, über die Russland verfügt und den Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, auch durchaus anders hätten laufen können.