gemeinsam zwiften | youtube | forum heute
Triathlon Trainingscamp Südbaden
Triathlon Trainings-
lager Südbaden
Triathlon Trainingslager Südbaden
Keine Flugreise
Deutschlands wärmste Gegend
Kilometer sammeln vor den Wettkämpfen
Traumhafte Trainingsstrecken
Training auf dem eigenen Rad
04.-07.06.2026
EUR 299,-
triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Putin und die Ukraine
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 24.05.2022, 11:45   #6097
Hafu
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Sicherheitsexperte Markus Kaim: "Es wird vermutlich territoriale Kompromisse geben". Video, 13min
Markus Kaim geht meiner Einschätzung nach von falschen militärischen Prämissen aus und kommt damit logischerweise, obwohl er ansonsten viele sinnvolle Dinge, sagt zu falschen Schlussfolgerungen.

Bei 4:40 stellt er einfach mal in den Raum, dass Russland im aktuellen Konflikt haushoch überlegen ist, weil sie über viel mehr Artillerie-Geschütze und viel mehr Panzer verfügen. Wegen dieser "haushohen Überlegenheit" ist Kaim der Meinung, dass die Ukraine unmöglich gegen Russland "gewinnen" kann.

Daraus resultiert natürlich der in dieser Sichtweise durchaus logische Schluss, dass -wenn man der Meinung ist, dass die Ukraine militärisch nicht gewinnen kann- der Krieg mit dem "haushoch überlegenen" Angreifer nur mit territorialen Zugeständnissen enden kann.

Nach meiner Kenntnis (die auf Einschätzung sehr unterschiedlicher westlicher Militär-Experten beruht) gibt es diese "haushohe Überlegenheit" des russischen Militärs auf konventionellem Gebiet einfach nicht. Wenn Russland wirklich so überlegen wäre, dann wäre dieser Krieg längst entschieden. Russland verfügt über mehr Panzer und mehr 0815-Artillerie, das ist korrekt. Aber das Problem Russlands ist, dass es einerseits eklatante Führungsprobleme im gesamten russischen Militär gibt, so dass das sog. Gefecht der verbundenen Waffen fast nirgendwo in diesem Konflikt auch nur rudimentär geklappt hat und den Russen zunehmend das Personal fehlt, um diese Panzer und diese Artilleriegeschütze zu bedienen.
Auch ein Teilmobilmachung würde dieses Problem nicht lösen, da die meisten russische Reservisten nicht ausgebildet sind, um Panzer zu fahren oder Artilleriegeschütze zu bedienen, so dass Putin nach einer Mobilmachung von Reservisten erstmal die eingezogenen Reservisten aufwendig schulen müsste.
Das zweite Problem Russlands ist, dass die neu gelieferten westlichen Waffen (insbesonder US-amerikanische Artilleriegeschütze) deutlich präziser und auch weiter schießen als das ältere russische Gerät. Das heißt Russland läuft die Zeit davon und je länger der Krieg dauert, desto schwieriger wird es für Russland die aufwendige Logistik der im Feindgebiet stationierten Truppen zu gewährleisten, während die Ukraine umgekehrt eher an Stärke gewinnt.
Und dann findet man auch in jeder militärischen Lageeinschätzung den Faktor "Moral" der eingesetzten Kampftruppen.

In Russland wird seit einigen Tagen selbst von offiziellen russischen Militärexperten offen diskutiert, ob man nicht die Todesstrafe für Deserteure und Befehlsverweigerer unter den russischen Soldaten einführen sollte. Offensichtlich ist dies ein wachsendes Problem unter russischen Soldaten. Die kämpfen dort in erster Linie für Geld und haben keine Lust sich abschlachten zu lassen, weil sie oft auch selbst keinen höheren Sinn in dieser Militäraktion erkennen.
Zusätzlich wurde die Altersgrenze für Leute, die sich bei Kampftruppen des russischen Militärs verpflichten soeben von maximal 40 Jahren auf über 40 Jahre erhöht, in der Hoffnung so mehr Kanonenfutter rekrutieren zu können. Ein solcher Schritt in einem Land mit 140 Mio Einwohnern ist auch ein deutliches Indiz frür große Personal- und Rekrutierungsprobleme des Militärs.

Das ukrainische Militär umgekehrt kämpft als Verteidiger für die eigene Freiheit, die eigene Familie und hat damit keinerlei Motivationsprobleme und definitiv die bessere Moral. Der Faktor "Moral" ist zwar schwieriger zu messen, als irgendwelche Panzer oder Geschütze, aber er ist mutmaßlich der Hauptgrund für viele unerwartete russischen Probleme.

Wenn die politische und ukrainische Führung keine realistische Chance für eine Zurückgewinnung von aktuell russisch besetzten Territorium innerhalb der Ukraine sehen würde, dann gäbe es wohl längst ernsthafte Waffenstillstandsverhandlungen.
Tatsächlich bereitet sich die Ukraine aber höchstwahrscheinlich auf eine größere Gegenoffensive vor, mit der im Juni gerechnet wird und je nachdem wie diese dann militärisch verläuft, wird auch der Ausgangspunkt für Verhandlungen irgendwann im Herbst sein.

Geändert von Hafu (24.05.2022 um 12:09 Uhr).