Zitat:
Zitat von Klugschnacker
... Die Prognose "Russland wird das neue Nordkorea" wird ja nicht mit Sorge ausgesprochen, sondern mit auftrumpfender Zufriedenheit.
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In dieser Analyse lässt du komplett unberücksichtigt, dass das vorherrschende Gesellschaftssystem im gesamten Westen nicht nur demokratisch orientiert ist, sondern andererseits auch all diese demokratischen Staaten
marktwirtschaftlich und tendenziell kapitalistisch orientiert sind.
Das wird besonders deutlich im Umgang der EU sowie der USA mit China, das zwar einerseits autokratisch regiert ist und Menschenrechte mit Füßen tritt, andererseits aber ein hochattraktiver Markt für westliche Produkte und andererseits auch eine kostengünstige Produktionsstätte ist.
China hat aber bislang eben auch nicht den Fehler gemacht, Nabarstaaten mit imperialistischen Angriffskriegen zu überrollen.
Liebend gerne wäre der Westen auch weiterhin mit dem autokratischen russischen Regime so umgegangen wie mit China, nämlich von der Größe des russischen Volkes als Absatzmarkt zu profitieren und gleichzeitig billige Rohstoffe von dort zu importieren.
An der Schaffung eines neuen Nordkoreas hat grundsätzlich niemand in der westlichen Staatengemeinschaft ein gesteigertes Interesse. Allerdings ist es, wenn ein Staat ein schwer kalkulierbares Sicherheitsrisiko für den Rest der Welt wird, das kleinere Übel, wenn dieser Staat militärisch schwach wird.
Ein wirtschaftlich und militärisch schwacher, international isolierter Schurken-Staat wie Nordkorea ist nunmal weitaus leichter in seinem Imperialismus eingrenzbar, als ein starker Schurkenstaat.
Langfristig, in einer Ära weit nach Putin, ist ein wirtschaftlich starkes Russland (ohne imperialistische Bestrebungen) trotzdem die für den Westen viel attraktivere Option, gerade auch wegen der Nähe Russlands zur EU, der schieren Größe des Landes und den Möglichkeiten die Russland bietet.
Die USA (als Teil der Alliierten) haben es historisch schon einmal geschafft, dass ein militärisch starkes Land, das seine Nachbarn ungerechtfertigt angegriffen hat, durch eine katastrophale Kriegs-Niederlage zurück in die Staatengemeinschaft zurückgefunden hat und haben damals sogar den Aufbau dieses Landes, das gerade erst ein jahrelanger Feind war, nach besten Kräften unterstützt.
Natürlich ist dies auch das
sehr langfristige Wunschszenario im Umgang mit Russland.