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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Putin und die Ukraine
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 03.05.2022, 11:37   #4996
Hafu
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von keko# Beitrag anzeigen
...
Leider ist Putin am Drücker, er agiert und wir reagieren. Ich sehe momentan auch keine Möglichkeit, diese Situation zu ändern ohne eine Eskalation in Kauf zu nehmen.
Das ist ein ganz großes Missverständnis, zu glauben, dass Putin am Drücker ist und in der Lage wäre zu agieren.

Man kann die Handlungsoptionen in dem aktuellen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine nicht halbwegs realistisch abwägen, ohne ein rudimentäres Verständnis der militärischen Lage dort. Hier habe ich leider den Eindruck, dass sehr viele sich nicht die Mühe machen in diese Materie einzulesen und Einschätzungen unterschiedlicher Experten zur Kenntnis zu nehmen.

In den ersten Tagen dieses Krieges war die vorherrschende Meinung (hier im Forum, aber auch in der deutschen Politik), dass die übermächtige russische Armee die Ukraine in wenigen Tagen überrollen würde.
Wie wir heute wissen, war das eine absolut krasse Fehleinschätzung

Aktuell scheinen die meisten hier der Meinung zu sein, dass die militärische Lage auf einen reinen Abnutzungs- und Stellungskrieg hinauslaufen wird, in dem keine der beiden Seiten (weder der Angreifer noch der Verteidiger) irgendwelchen entscheidenden Vorteile erlangen können.
Auch wenn dieses Szenario nicht komplett undenkbar ist, gehört es keineswegs zu den Szenarien mit der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit, zumal es nur eintreten kann, wenn es Russland gelingen sollte, seine Truppenverluste in der Ukraine durch frische Soldaten laufend auszugleichen und die im Kampf verloren gegangenen Waffensysteme durch gleichwertige Systeme zu ersetzen.

Angesichts der Wirksamkeit der bereits beschlossenen Sanktionen und der hohen Wahrscheinlichkeit zukünftig verschäfter Sanktionen ist es vielmehr sehr wahrscheinlich, dass Russland in der Ukraine ein zweites Afghanistan erleben wird und sich den vor 60 Tagen begonnenen Krieg irgendwann nicht mehr leisten kann, weil er sowohl zu teuer wird, als auch weil sich in der Bevölkerung zunehmend Widerstand entwickeln wird, Soldaten in diesem Kampf zu verheizen.

Die Ukraine auf der anderen Seite hat weitaus höhere Personalreserven als Russland, wegen der höheren Moral dort und der bereits weit vorangeschrittenen Generalmobilmachung. Die Gefahr, dass der Ukraine die Waffen ausgehen besteht auch nicht, da (ziemlich egal wie sich Deutschland positioniert) alleine schon die militärische Unterstützung der USA und weiterer NATO-Partner auf lange Sicht ausreichen wird, die eigene Verteidigungsfähigkeit aufrecht zu erhalten.

Und dann gibt es aber auch neben dem Szenario eines Abnutzungskrieges, in dem es mit großer Wahrscheinlichkeit nach nicht allzu langer Zeit durchaus einen Verlierer geben wird, auch noch das Szenario, dass der Ukraine gegen den Agressor wirksame Gegenoffensiven gelingen und es (ähnlich wie in Kiew) gelingt, russische Truppenteile aufzureiben und damit zu zwingen bereits erkämpftes Gebiet wieder auf zu geben und sich zurück zu ziehen.

Auch dieses Szenario hat in der Einschätzung von Leuten, die sich mit sowas auskennen durchaus eine realistische Eintrittswahrscheinlichkeit, insbesondere dann, wenn die Ukraine über genügend schwere Waffen verfügt (was sie im Prinzip auch jetzt schon, ganz ohne schwere Waffen aus Deutschland) tut und das ukrainische Militär in der Bedienung dieser Waffen in ausreichender Zahl geschult worden ist (was zum Teil derzeit noch nicht der Fall ist)

Nochmal zusammengefasst: Putin ist nicht "am Drücker" und ist auch nicht in der Lage zu agieren. Putin steht schon jetzt mit dem Rücken zur Wand. Der Westen und die Ukraine sind aktuell am Drücker: Der Westen (und hier insbesondere Deutschland als bisheriger Hauptfinanzier Russlands) hat den Hebel, die Finanzquellen des russischen Militärs auszutrocknen und tatsächlich kämpft Putin aktuell nur noch darum irgendwelche Pseudoerfolge in der Ostukraine zu erringen, die er mit Hilfe der russischen Propaganda noch irgendwie als erreichte Ziele definieren kann.
Die Tatsache, dass Russland nach gerade zwei Monaten Krieg schon mit der Atomkarte rumfuchteln muss ist absolut kein Zeichen von russischer Stärke, sondern ein Symptom russischer Schwäche. Mit einer Atombombe, egal über welchem Gebiet Putin sie auch zünden könnte, würde er absolut Null erreichen, sondern nur das eigene Ende beschleunigen, aber das habe ich hier ja schon ein paar mal geschrieben.