Pauschalisierung, hat letztendlich auch nichts mit dem jetzigen Krieg zu tun. Aber um deinen Punkt aufzugreifen: der Großteil unserer türkischen Mitbürger kamen vor Generationen zu uns als Gastarbeiter, in der Regel minderqualifiziert, eine Anzahl ohne Schulabschluss, die sich in Kluster niedersiedelten. Daraus entstanden genau die Gebiete, die wir in Berlin, Köln, FFM etc. kennen.
Die Russen, wie die hier bezeichnest, gibt es nicht. Es gibt russischsprachige Einwanderer, die ab Anfang der 90er zu uns kamen. Diese umfassen mehrere Gruppen. Viele deutschstämmige aus Kasachstan und Sebirien, die überwiegend einfache Arbeiten ausgeübt haben und sich eher Deutsch als russisch ansehen. Dann hast du russische, ukrainische, moldawische, litauische etc. Bürger, die hier wohnen. Diese werden in Deutschland als Russen bezeichnet, obwohl diese in der Sowjetunion geboren wurden, aber dennoch unterschiedliche Bildunggstände und soziale Hintergründe haben. So haben Menschen aus der ehemaligen UDSSR mit jüdischem Hintergrund zum Großteil Hochschulausbildungen und kommen aus Großstädten, wohingegen andere, zB Russlandsdeutsche, parziell aus Hardcore Dörfern kommen, teilweise die Pflichtschule abgeschlossen haben. Wie Du siehst, schwierig zu pauschalisieren. Vergleichbar ist es mit der arabischen Welt. Viele in Deutschland in den Ende 70 / 80 zugezogenen Persern sind Akademiker, arbeiten auch hier als solche. Die haben nix mit den Zuzüglern aus den 2000ern zu tun.
So zusammengefasst: es ist nicht übertragbar. Gibt genug die die UDSSR zum motzen finden, einige sehen da auch gute Seiten, die es zweifellos auch gab, etc. Man kann es nicht pauschalisieren.
Zitat:
Zitat von Hafu
Ich vermute es ist dasselbe Phänomen, das man seit Jahren auch bei Deutschtürken, selbst vielen, die einen deutschen Pass haben, seit Jahren beobachtet.
Unter den Deutschtürken mit doppelter Staatsbürgerschaft erzielt Erdogan seit Jahren bessere Wahlergebnisse als in der Türkei selbst, obwohl Erdogan in der Türkei seit Jahren die Opposition unterdrückt und es oppositionelle Zeitungen dort kaum noch gibt.
Die Deutschtürken könnten sich viel leichter umfassend informieren, als die türkische Wohnbevölkerung, konsumieren aber dann eben doch, vermutlich aus Gründen des Zusammengehörigkeitsgefühl lieber die türkischen Fernsehsender und die der AKP nahestehenden Zeitungen.
Im Gegensatz zur türkischen Bevölkerung leiden sie in Deutschland wohnend auch nicht unter der türkischen Wirtschaftskrise mit Versorgungsengpässen und rasanter Inflation der Lira, so dass bei der Wahlentscheidung die emotionalen Punkte mit türkischem Nationalstolz und ethnischem Zusammengehörigkeitsgefühl dominieren, die Erdogan stets geschickt ausspielt.
Zusätzlich kommt dann natürlich zu tragen, dass die Deutschen türkischer Abstammung sich oftmals auch eher geduldet als restlos anerkannt und integriert fühlen und das liegt sicher auch an der ausbaufähigen Willkommenskultur der Deutschen ohne Migrationshintergrund. Deutschland versteht sich einfach immer noch nicht als Einwanderungsland, wie z.B. Kanada und viel zu viele Deutsche gerade aus dem konservativen Spektrum aber auch bei den Linken und erst recht bei der AFD haben immer noch das Gefühl, dass Menschen aus der Türkei oder Osteuropa die in Deutschland wohnen und arbeiten wollen, uns etwas wegnehmen wollen, obwohl sie doch nachweislich zum Wohlstand hierzulande beitragen.
Wenn man sich von der einen Seite voll akzeptiert fühlt, dann ist man weitaus empfänglicher für nationalistische Tendenzen der anderen Seite.
Bei den eineinhalb Millionen Deutschen mit türkischer Abstammung sind diese Hintergründe soziologisch gut erforscht, bei der deutlich kleineren russischen Community in Deutschland wird es aber höchstwahrscheinlich ähnlich liegen.
Erdogan hat sich im aktuellen Konflikt Russland und dem Westen gegenüber durchaus nicht ungeschickt positioniert, aber von der Persönlichkeitsstruktur und dem Umgang mit Oppositionellen im eigenen Land sowie ethnischen Minderheiten wie z.B. den Kurden gibt es zwischen Erdogan und Putin durchaus eine gewisse Schnittmenge.
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