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Alt 18.02.2022, 23:46   #62
svmechow
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Registriert seit: 01.09.2021
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[quote=schnodo;1646740]Ich bin vermutlich ein denkbar schlechter Ratgeber, weil ich es liebe, im Wasser zu sein. Das Schwimmen vor knapp 15 Jahren für mich entdeckt zu haben, war eine der schönsten und nachhaltigsten Erfahrungen. Und ich bin von Haus aus ein richtig beschissener und langsamer Schwimmer. Fortschritte, die andere in Wochen oder Monaten gemacht haben, dauerten bei mir Jahre. Aber das plagt mich nicht, weil der Weg so schön ist. Mein Herz öffnet sich, Sorgen und Ärger verblassen, schon wenn ich nur auf dem Weg ins Schwimmbad bin.

Es gibt allerdings andere Dinge, die vielleicht nützlich für mich wären, gegen die ich eine tiefe Abneigung habe. Und diese Dinge lasse ich dann überwiegend bleiben bzw. betreibe sie nur im absolut notwendigen Maß. Meine ernstgemeinte Frage ist also: Warum belässt Du es nicht beim aktuellen Zustand und tust beim Schwimmen nur das Nötigste, um nicht zu ertrinken, korrigierst mit Willenskraft eventuell gravierende Technikfehler, und räumst dann wie gewohnt von hinten ab? Was stört Dich an dieser Option?

Wenn Du tatsächlich den Hass gegen das Schwimmen ablegen willst, solltest Du aus meiner Sicht zuerst aufhören, das Mantra "ich HASSE Schwimmen" aufzusagen. Practice makes permanent.

Und dann hilft aus meiner Sicht die Vertrautheit. Das, was man kennt, was man oft tut, das mag man in vielen Fällen auch. Menschen mögen Gewohnheit. Wenn Du es zur Gewohnheit machst, oft und regelmäßig zu schwimmen, wirst Du vielleicht ganz überraschend nach einigen Monaten feststellen, dass Dir das Schwimmen gar nicht mehr so ätzend vorkommt. Mach es Dir dazu halt nicht zu schwer: Wenn das Wasser Dir zu kalt ist, dann sorge dafür, dass Du durchs Aufwärmen oder von einer langen heißen Dusche so erhitzt bist, dass Du Dich nach Abkühlung sehnst. Schwimm zur Not auch im Schwimmbad mit Neo. Ridicule is nothing to be scared of.

Frage andere, die unglaublich gerne schwimmen, was sie am Schwimmen so lieben und versuche, Dich in sie hineinzuversetzen, am eigenen Körper zu erfahren, was das sein könnte. Male Dir aus, wie es sein wird, wenn Du Spaß am Schwimmen hast. Wie fantastisch wäre es, schneller schwimmen zu können, im vorderen Drittel aus dem Wasser zu kommen?

Alternativ könnte ein Schocktherapie helfen: Melde Dich zu einem einwöchigen Schwimmcamp irgendwo im Süden an, wo Du nicht fliehen kannst. Mit etwas Glück nimmt Dich die Gruppendynamik so mit, dass Du plötzlich Freude am Schwimmen hast. Ich erwähne das, weil ich kürzlich auf Teneriffa bei einem Schwimmcamp war, wo für meinen Geschmack sehr viel geballert wurde. Eigentlich so gar nicht mein Ding, schon gar nicht nach kompletter Sportpause in Pandemie-Länge. Und dennoch bin ich am letzten Tag mit Flossen an den Füßen (Thema: "Hyperspeed") von der Woche ausgelaugt und mit letzter Energie in 14,7 Sekunden durchs 25-Meter-Becken gezappelt, innerlich brüllend wie ein Gestörter, und fand es (hinterher) geil und voll befriedigend.

Viel Glück, viel Spaß und berichte gelegentlich mal, ob sich irgendwas geändert hat und warum es sich geändert hat – oder auch nicht. [/QUOTE

Ach Schnodo. Danke für Deine Worte. Ich höre sie förmlich, höre den diskret Badischen Unterton vor meinem geistigen Ohr und danke Dir für Deine Mühe.

Tatsächlich ist das auch seit meiner ersten LD 2017 mein Credo. Da bin ich 01:32 geschwommen ohne jedes Training davor und habe nach initialen Schwimmversuchen im Rahmen meiner inneren Triage dieses Thema zu den Akten gelegt. 2018 war dann Duathlon wegen Blaualgen in der Alster. Das hätte mich eigentlich freuen müssen, aber ohne Schwimmen ist ein Langdistanztriathlon halt auch mehr Eunuch als IronMan. Aus der Zeit danach stammen dann die Erlebnisse mit Esoterik-Heike und Sergeant Susanne. 2019 - oh Wunder - bin ich dann 1:29 geschwommen, wow, AK 6. Das weckt Begehrlichkeiten. Da fehlten dann so 10 Minuten. DIE 10 Minuten.
Dann kam 2020 die Zombie-Apokalypse und das Thema Schwimmtraining war erstmal vom Tisch.
Mit dem Tag der Wiedereröffnung des Sportstüdio war ich bereit und habe fleißig Kacheln gezählt, einmal, zweimal oder sogar dreimal die Woche, in stoischer Beharrlichkeit ohne nennenswerten Fortschritt.
Dann das Fanal im September 2021. Nach 01:34 werde ich wie das Strandgut der Triathlongemeinde ans Ufer des Main-Donau-Kanals gespült. Der normale Fährbetrieb hatte bereits wieder begonnen und ich werde aus der Bugwelle eines Schleppers von helfenden Händen ans Ufer gezogen, freundliche Menschen ziehen mir die Schwimmsachen aus, tauschen die Schwimmbrille gegen den Fahrradhelm und setzen mich auf mein Bike.
Im letzten Teil verschwimmt die Grenze zwischen Fiktion und Realität möglicherweise ein kleines Bisschen, wer weiss das schon so genau. Auf jeden Fall bin ich nach 10:45 min ins Ziel (ich weiss, das zählt nicht, weil die Radstrecke kürzer war
Dieses Trauma brachte mich auf die Idee, mir für sehr viel Geld einen neuen Neoprenanzug zu kaufen, weil ja, wie alle wissen, die Badehose schuld ist, wenn der Bauer nicht schwimmen kann.
Das Ergebnis hiervon war eine unfassbare Schwimmzeit von 34 Minuten nur eine Woche später beim olympischen Triathlon.
Euphorisiert von diesem Erfolg war ich dann bis 21.12. gar nicht mehr schwimmen, gefolgt von einer unfallbedingten Schwimmpause bis vor drei Wochen.
Long story short: eigentlich arrangiere ich mich ganz gut damit, schlecht zu schwimmen. Andererseits gibt es eine Sache, die ich noch weniger mag als kaltes Wasser, und das ist aufgeben.
Du ahnst es vielleicht: mein Verhältnis zum Schwimmen ist gezeichnet durch mindestens knöcheltiefe Ambivalenz: ich kann es nicht richtig, bin auch immer wieder auch nicht bereit, es ganz zu lassen.
Daher werde ich mir Deine Tips auf der Zunge zergehen lassen und den einen oder anderen davon vielleicht auch umsetzen.
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