Still ist‘s geworden im Triathlon Szene-Lazarett; landauf, landab erfreu‘n sich alle stabiler Gesundheit. Allseits herrschen freie Atemwege und überall intakte Immunsysteme. Die Lahmen können wieder sehen, die Blinden gehen, die Irren kommen zur Vernunft und der Obstipierte berichtet von planmäßiger Defäkation.
In diese vor Optimismus strotzende Stimmung darf auch ich mich einreihen; vier Wochen nach Unfall tut das Gerippe kaum noch weh und das unansehnlich lila-blau-grün-gelbe Hautkolorit des Gesamtkadavers hat nun wieder seinen adelig blassen Farbton.
Es läuft seit einer Woche wieder, seit dem Vortag auch im öffentlichen Straßenraum und seit heute sogar zum Teil ohne Eskortservice.
Je schneller die Pace, desto weniger Panikattacken bei sich von hinten nähernden Fahrzeugen. Ist der Puls sowieso bei 150 spm, passiert nicht mehr viel nach oben hin und alles anfallende Adrenalin wird flott abgebaut.
Bei mir zumindest funktioniert das; wieviel davon auf die Selbstwirksamkeit eines ausgeprägten Placebo-Effektes zurück zu führen ist, juckt mich nicht: Hauptsache es läuft.
Zum Glück braucht man zum Laufen keine Hände, zumindest nicht zum aufrechten Gang; die linke Hand tut es immer noch nicht; keine Beugung der Finger und kein Faustschluss. Der Versuch, ihm gepflegt den Mittelfinger zu zeigen, erzeugte nur einen Lachanfall bei meinem geschätzten Gesponst.
Aber gut, unter den Eunuchen ist der Eineiige König und ich habe ja immerhin eine wunderbare rechte Hand. Das Zehnfingersystem ist ohnehin überholt und die wirklich wichtigen Dinge des Lebens gehen auch mit einer Hand.
Wer will schon operieren als Ärztin. So lange die Etap- und Di2-Schaltung bedient werden kann, ist alles gut. Und falls nicht, muss man halt auf Vollsynchro umschalten.
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