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Alt 05.10.2021, 23:49   #4943
sybenwurz
triathlon-szene.de Autor
 
Benutzerbild von sybenwurz
 
Registriert seit: 06.01.2007
Ort: Puy la Clavette
Beiträge: 38.618
Joh, und dann waren wir beim Dienstag Anfang September und in Arco stehengeblieben.
Die abrupte Planungsänderung mit Dolce fa' niente kam mir relativ gelegen, wie sich übern Tag rausstellte, weil doch häufiger mal das Telefon klingelte.

Der Mittwoch sah uns um Elfe an der Piazza in ner Bar sitzen, wo wir uns zu unserm jährlichen Arco-Happening trafen.
Einer war dabei, der letztes Jahr früher weg musste, zwei, die 'die Stammesatzung' gar nicht kannte, und weil unser Häuptling aus bisher unbekannten Gründen die Geschichte nicht mehr als Tour sondern als Kurs ausgeschrieben hatte, wo die Mannstärke für einen Trainer/Kursleiter zu hoch war, kam ein zweiter hinzu.
Da dem sein Ruf vorauseilte und er auch Trainer für Leistungsbergsteigen ist (hört sich schoma ungeschmeidig und stressig an, auch ohne zu wissen, was genau nu 'Leistungsbergsteigen' ist) wars Konsens, dass wir unseren beiden Anführern gleich mal den Wind aus den Segeln nehmen und sie deswegen mit nem Aperol Spritz oder Hugo begrüssen wollten. Nicht, dass noch irgendwer irgendwelche Leistungsgedanken mit uns in Verbindung bringen würde.
Ich war als erster da, orderte absprachegemäss nen Aperol Spritz und schaute dann zu, wie alle andern der Reihe nach eintrudelten und Cappucino, Wasser(!), alkoholfreies Weizen und sonst noch alles mögliche, aber nix mit Alkohol bestellten.
So gings dann auch gleich weiter.
Bei der Vorstellungsrunde stapelten natürlich alle tief, klar, Corona und so, dieses Jahr noch nicht viel geklettert und letztes Jahr (ausser in Arco, klar) quasi gar nicht, als hätten wir das abgesprochen und nicht die Sache mit dem Aperol, hing sich jeder bei ner 4 oder allerallerbestestenfalls ner 5 am Fels auf, wir tranken aus, trugen unser Gepäck vom Auto ins Hotel und tingelten los, das Sarcatal hoch, n bissl klettern, was zu Fuss erreichbar war.




Nu gut, davon gibts nicht viele Bilder, dazu waren alle zu am Arsch.
Wir haben zu zweit immerhin vier Seillängen geschafft, ich keine einzige davon vorgeklettert, ich hab mir selbst im Nachstieg noch fast in die Hosen geschissen, die andern waren noch übler dran, kamen teils nur zwo Seillängen weit und das vereinzelt nur durch Nachhelfen per Flaschenzug.
Irgendwie hatte ich die ersten Stunden der unzähligen Mehrseillängenkletterkurse, die ich mittlerweile gemacht hab, alle etwas anders und deutlich stressfreier in Erinnerung...
Standplätze mehr oder weniger Fehlanzeige, als wir hier ankamen, haben wirs gut sein lassen.




Glücklicherweise kam die Direktive von unten, wir sollten auf einen der zwo Trainer warten, da wir abseilen würden.
Das ging von dem depperten Busch hier aus mehreren Gründen nicht, also erstmal seitlich zurückklettern, da war irgendwo n Haken.
Abseilstand eingerichtet, irgendwie ergab sichs so, dass ich als letzter noch oben war.
Ich hing da also etwa ne Viertelstunde, während die andern zwo sich abseilten, und guckte unserm Fixpunkt, an dem wir alle hingen 'bei der Arbeit' zu.
Das Ding bestand aus nem üblichen 10mm-Bolzen, der im ca. 45°-Winkel nach oben eingedübelt war. Der hielt ne selbst gebogene, aber auf keinen Fall genormte Blechlasche, die wiederum nen Ring hielt.
Und ich guck also 15Minuten zu, wie das Ding bei jedem Ruck fröhlich hin und her federt.
Ja ok, es hat gehalten und sicherlich wirds beim Abseilen alleine auch weniger belastet als wenn man reinstürzt, aber insgesamt erinnerte mich die komplette Aktion den Nachmittag über an alles, was mir speziell beim Mehrseillängenklettern nicht taugt, genaugenommen, was ich hasse. Konstant überm Limit klettern, damit dauernde Sturzgefahr, verbunden mit in solchem Ambiente eben grösseren Sturzweiten und Verletzungsgefahr (der Sichernde sieht einen meist nicht, Verständigung ist sowieso oft schwierig, vorallem, wenn man nicht allein in der Wand ist, daher ists nötig, dem Kletterer immer etwas mehr Spielraum am Seil zu geben, was halt im Falle eines Sturzes fatal ist), teils endlose Abstände der Zwischensicherungen, die hier oft noch selbst gelegt und dementsprechend zwielichtig und und und.
Ich war ziemlich angefressen, denn üblicherweise klettert man aus all diesen und noch mehr Gründen eher mindestens eine Nummer unter seinen Möglichkeiten und nicht eine drüber, und damit war ich noch gut bedient (mit nur einer drüber), die andern sahen keinesfalls besser aus (s.o., Nachhelfen per Flaschenzug, was meint, den Betreffenden als Hilfestellung hochzuziehn), mal noch ausser Acht gelassen, dass die Konzentrationsfähigkeit in solchen Situationen nu auch nicht grad gefördert wird, wenngleich jedoch grad in erhöhtem Masse notwendig.

Aber ok, es begann sich fast schon Meuterei-ähnliche Stimmung breitzumachen, wir kamen irgendwann komplett am Ende am Hotel an, machten uns frisch zum Abendessen und gingen in unsre Stammpizzeria.
Nachm Abendessen gabs ne kleine Feedbackrunde und noch ärgerlicher als ich eh schon war, machte mich der Umstand, wie sehr sich die zurückhaltenden Kommentare nun von jenen untereinander aufm Rückweg vom Klettern unterschieden.
Glücklicherweise war ich relativ früh an der Reihe und zog ordentlich vom Leder, so sich die Leutchens nach mir auch nimmer ganz so zurückhielten, jedenfalls hatten unsre Ausbilder sehr gut verstanden und wirkten fast schon bestürzt.
Der Knabe, mit dem wir bisher (ohne Co-Trainer) unterwegs waren, kannte seine Pappenheimer ja eigentlich und kann uns alle recht gut einschätzen, zudem war die Route auch n bissl dem geschuldet, dass wir relativ einfach und schnell zu Fuss hingelangen konnten und strenggenommen wars auch kein Anfänger-MSL-Kurs wenngleich genausowenig Absicht, uns da überm Limit irgendwelche 6er-Routen hochzupeitschen, auf jeden Fall kam die Message deutlich an.

Eilends wurden fürn Donnerstag zwo parallel verlaufende Routen, einmal 2/3 und die daneben 4-/4, rausgesucht, die in Schlagdistanz lagen und die Wogen waren halbwegs geglättet.
Beim abschliessenden Gintonic im Gatto Nero machte sich jedenfalls ne leichte Entspannung einerseits, aber natürlich auch ne gewisse Spannung, wie das morgen dann werden würde, breit.




Naja, schaumerma...
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
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