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Alt 05.07.2021, 20:01   #1069
Hafu
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von Weißer Hirsch Beitrag anzeigen
...
Leider kann ich deiner Argumentation - Hafu - bzgl. dieses Themas wirklich nicht viel abgewinnen. Sorry dafür.
Natürlich darfst du eine eigene Meinung haben und auch bei dieser bleiben und wenn du willst, darfst du dir auch die Meinung der Springerpresse zu eigen machen und wen du wählst ist erst recht deine persönliche Entscheidung.

Ich bin nicht der Meinung, dass Baerbock bei ihren verspätet an den Bundestag gemeldeten Sonderzahlungen, bei ihren Ungenauigkeiten im Lebenslauf oder bei ihrem Buch alles richtig gemacht hat.
Aber ich bin der Meinung dass es letztlich Lappalien sind, die medial weit über Gebühr aufgebauscht werden, angesichts der wahren Probleme, denen sich Deutschland schon in der unmittelbaren Zukunft gegenüber steht.

Hinter der Diskussion über korrektes Zitieren steckt letztlich nur der (evt. unbewusste Wunsch) nicht ernsthaft über das eigene Verhalten nachdenken und dies evt. ändern zu müssen. Denn wenn es gelingt die Person, die einen an das eigene Fehlverhalten im Umgang mit dem Klima in unangenehmer Weise erinnern, persönlich zu diskreditieren, muss man sich auch nicht ernsthaft mit den transportierten Botschaften auseinandersetzen.

Genau dasselbe war doch vor 2 Jahren im Umgang mit Greta Thunberg zu beobachten, wo die Springerpresse über Wochen darüber spekuliert hat, welche PR-Agenturen und welche anderen Personen im Umfeld von Greta von deren Popularität profitierten, emsig jedes Bild geteilt wurde, auf dem Greta mal einen in Plastik verpachten Salat gelöffelt hatte und abenteuerliche Berechnungen angestellt wurden, ob ihr symbolischer Segeltrip über den Atlantik vielleicht doch ein paar Kilogramm Co2 bei ihrer Begleitcrew verursacht hat.

Dieselbe Situation gab es ein Jahr später bei Luisa Neubauer und Carla Reemtsma. Da kam als Nuance noch dazu, dass die Springerpresse die Rollen der Großeltern bzw. Großonkel von Neubauer und Reemtsma im dritten Reich beleuchteten und aus deren Kollaboration mit dem NS-Regime versuchten eine moralische Mitschuld der Fridays-for.-future-Aktivisten im Sinne einer Art Sippenschuld abzuleiten um ihnen damit die moralische Legitimation abzusprechen, der aktuellen Generation, die wissentlich das Klima in die Katastrophe reitet, Vorwürfe zu machen.

Es ist eine sehr durchsichtige Empörungsmaschinerie. Wenn Greta, Luisa oder Baerbock Menschen sind, die Fehler machen, dann verlieren sie damit die Legitimation, anderen Fehler im Umgang mit dem Klima vorzuhalten oder etwas dagegen zu unternehmen. Dann ist es O.K., weiterhin zum All-inclusive-Kurzurlaub nach Thailand oder in die Dom.Rep. zu fliegen, SUVs zu kaufen und zu fahren und den Bau von Windrädern in der Umgebung zu verhindern.

Blöd ist nur, dass -wenn man alles mal zu Ende denkt- es dem Klima völlig egal ist, ob Baerbock oder ihr Ghost-Writer oder der Lektor beim Ullstein-Verlag schlampig gearbeitet hat und was die Familie von Neubauer und Reemtsma vor 70 Jahren gemacht hat. Für das Klima ist wichtig, was wir jetzt und in den nächsten Jahren machen.
Und selbst wenn einem der Charakter von Frau Baerbock nicht passt. Der Charakter ihrer Gegenkandidaten ist sicherlich nicht besser (oder humanistisch formuliert: es sind alles Menschen mit Stärken und Schwächen) Laschet war pikanterweise ebenfalls wegen eines Buches, auf dessen Cover er stand, dass er aber komplett von anderen schreiben hatte lassen und damit zusammenhängender Steuerhinterzieung schonmal kurz vor dem politischen Aus und Scholz fühlt sich bekanntermaßen eher Privatbanken verpflichtet als dem Steuerzahler, der sein Einkommen über Steuern finanziert.

Wer bei Baerbock aus deren Fehlern charakterliche Defizite herauslesen will, der müsste gleiche Maßstäbe auch an ihre Konkurrenten anlegen und würde reichlich fündig werden.

Letztlich wählt man mit der Zweitstimme eine Partei und nicht einen Kanzlerkandidaten und da muss man sich Gedanken machen, welche politische Ideen die Partei hat und wie wahrscheinlich es ist, dass sie möglichst viele von diesen ideen nach der Wahl auch schaffen umzusetzen.
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