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Alt 30.03.2021, 22:59   #16450
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Zitat:
Zitat von Rälph Beitrag anzeigen
kommt das Christentum der heutigen Zeit nicht soo schlecht weg.
Das "Christentum der heutigen Zeit" ist sehr stark von der Aufklärung und vom Humanismus geprägt. Tatsächlich denken die meisten "modernen" Christen, dieser Humanismus wäre der eigentliche Kern des Christentums, und er wäre das, "was Jesus wollte". Gerne werden dann einzelne Verse zitiert, die entfernt an Humanismus erinnern.

Unter den Tisch fällt dabei die Tatsache, dass diese humanen Verse eine Ausnahme darstellen. Der Humanismus wird in den Texten nicht entwickelt (also begründet und hergeleitet), sondern taucht zusammenhanglos auf in einem Kontext, der eine ganz andere Ausrichtung hat. Entwickelt und begründet werden hingegen die Gebote zur bedingungslosen Unterwerfung (siehe die Hiob-Geschichte), und dass jene, die Gottes Willen im Wege stehen, nicht nur umgebracht werden, sondern dass sie gequält und entehrt werden (etwa durch den Hinweis, dass man ihre Leichen noch den Hunden zum Fraß vorwerfen würde).

Warum gibt es diese zwei Richtungen in den Religionen? Oft findet man in den älteren Texten einer Religion große Grausamkeit und einen gewissen "Militarismus" (Eroberungen usw.), aber später wandelt es sich zu einer "Botschaft der Liebe". Wie könnte man das erklären?

Meine Hypothese ist, dass eine Religion für ihre Ausbreitung einen gewissen Fanatismus und eine gewisse Gewaltbereitschaft benötigt. Wenn eine Religion klein ist, beschäftigt sie sich vor allem mit der "Außenwelt", weil diese größer ist. — Aber wenn eine Gesellschaft erstmal von dieser Religion erobert wurde, wird diese Frontlinie nach "außen" uninteressant. Die Religion wendet sich dann dem "inneren" Bereich zu, also den Gläubigen. Diese Gläubigen erreicht man weniger durch Drohungen und Militarismus, als vielmehr durch etwas, was für die Leute vorteilhaft und begehrenswert wirkt. Denn ansonsten könnten sich die Leute wieder abwenden. Also verspricht man ihnen das Blaue vom Himmel, beispielsweise, der Gott würde sie ganz besonders lieben, oder ausgerechnet ihre Gebete erhören, oder ihnen das ewige Leben schenken. Auch das Gebot der Nächstenliebe, das in den alten Texten keine Rolle spielt, wirkt nun stabilisierend nach innen. Eine betont friedliche Gemeinde ist vorteilhaft für den Priester. (Aber Ketzer wurden natürlich unschädlich gemacht. So viel Liebe wollte man dann doch nicht üben.)

Religionen sind nach außen oft erbarmungslos und feindselig; nach innen reden sie mit Engelszungen. Dies ist auch charakteristisch für Jesus. Heutige Christen nehmen nur noch seine "weichen" Verse zur Kenntnis. Hier hat der Wandel also vollständig stattgefunden.
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