Zitat:
Zitat von Hafu
Da verstehst du mich sehr falsch(und natürlich bin ich dir wegen dieses Missverständnisses nicht böse, da es ja meine Schuld ist, wenn ich mich misvserständlich oder eben zu umständlich ausdrücke).
Ich bin am Schulthema nunmal als dreifacher Vater und da meine Frau Grundschullehrerin in einer Kombi-Klasse (3/4) ist, sehr nahe dran.
Schulen ( v.a. die weiterführenden ab der 5. Klasse) sind natürlich in dieser Pandemie rein epidemiologisch betrachtet ein großes Problem wegen der damit einhergehenden Sozialkontakte und auch wegen der Größe der Schulen sowie der Besonderheiten der Unterrichtsräumlichkeiten. Das habe ich nie in Abrede gestellt.
Nichtsdestoweniger ist Bildung die wichtigste Ressource in unserer Gesellschaft, viel wichtiger als das Geld, dass die Autoindustrie gerade noch von der Pandemie ungebremst mit der letzten Generation ihrer hochentwickelten Verbrennermotoren verdient, wichtiger als die ungebremsten Dividendenzahlungen deutscher Aktiengesellschaften in diesem und dem nächsten Jahr und wichtiger als eine ungebremst florierende Bauindustrie, wo es nach wie vor nahezu keine Infektbekämpfungsmaßnahmen und nicht mal verpflichtende Covid-19-Tests oder so banale Dinge wie Maskenpflicht in Innenräumen gibt.
Wenn es einen Bereich gibt, den man auch um den Preis von zusätzlichen Infektionen flankiert von vernünftiger Teststrategie offen halten sollte, dann ist es nunmal der Bildungssektor, da hier Deutschlands Zukunft und nicht nur die Gegenwart auf dem Spiel steht.
Lockdownmaßnahmen in der Industrie, verpflichtend angeordnetes Homeoffice kosten einfach nur Geld (und bei manchen Maßnahmen nicht mal das, bzw. die dadurch hervorgerufenen Kosten sind nur Peanuts). Geld ist das was für das reichste Land Europas in dieser Pandemie das allergeringste Problem ist. Lockdown-Maßnahmen im Bildungsbereich kosten uns die Zukunft.
Und es geht im übrigen dabei auch nicht nur um die Schulen, sondern auch um die seit einem Jahr geschlossenen Universitäten. Studenten erleiden durch Distanzvorlesungen, Verzicht auf Seminare. Lerngruppen, aktive Forschungsprojekte natürlich nicht so schnell irreversible Schäden wie sozial deprivierte Grundschüler, die über Monate hinweg mit niemand anderes mehr Kontakt haben wie mit ihren Eltern, aber bei den meisten Studenten ist nach dieser langen Zeit auch die Belastungsgrenze erreicht und die in der modernen Arbeitswelt so wichtige Fähigkeit zu Team-orientierten Arbeiten verkümmert in endlosen Teamkonferenzen immer mehr.
|
1. Das Sender/Empfänger - Modell (z.B. nach Schulz von Thun) wird dir sicher geläufig sein, daher wissen wir ja, dass der "Schuldige" da gar nicht so einfach auszumachen ist. Darüber hinaus bin ich es gewohnt mich mit komplexen wissenschaftlichen Theorien auseinanderzusetzen - umständlich ausgedrücktes gehört daher zu meinem Alltag.
2. Als Vater bist Du am Schulthema erstmal überhaupt nicht dran. Aber auch da sind wir uns nicht böse, denn diesem Missverständnis unterliegen viele Eltern, von der ungelernten Hilfskraft bis zum Arzt. Über Deine Frau hast Du sicher einen Ausschnitt, solltet aber aus Bayern heraus nicht auf die ganze Republik schliessen (ich mache das umgekehrt aus dem Norden heraus auch nicht). Denn gerade über den eigenen Ehepartner erhält Du nunmal eine sehr subjektive Sicht - das brauche ich Dir sicher nicht zu erklären.
3. Zur Bildung als wichtigste Ressource: Da gebe ich Dir vollkommen recht. Verwunderlich nur, dass dies jetzt allen einfällt in Zeiten außerhalb der Pandemie aber überhaupt nicht. Man schaue sich nur die Zustände in den Schulen (Gebäude, technische Ausstattung, Lehrermangel, etc ..) und den Anteil des BIPs, der bei uns in Bildung fließt an. Jahrzehntelang war es so, dass faktisch Bildung offenbar die unwichtigste Ressource in unserem ach so ressourcenreichen Land war. Insofern möge man hier eine gewissen Skepsis und Verwunderung verzeihen.
Ganz nebenbei bemerkt: Deinen Blick auf die Automobilindustrie teile ich als "Fachmann" durchaus.
4. Über die Unis spricht Du einen wichtigen Punkt an. Einem Schüler in der 12./13. Klasse ist nämlich nicht zuzumuten, was einem Studenten ein halbes Jahr später ohne Probleme zuzumuten ist. Darüber wird fast gar nicht gesprochen - da ist halt die Lobby der Eltern nicht mehr so dahinter. Aber auch dort habe ich einen ziemlich guten Einblick, weil ich nicht nur selbst mal an der Uni tätig war, über Verbandsarbeit mit Dozenten und Professoren an der Uni vernetzt bin, sondern auch einen regen Austausch mit ehemaligen SchülerInnen pflege, die heute halt selbst Betroffene sind. Da geht das alles wunderbar mit dem Distanzlernen ...
Dazu kommt dann eben die mangelnde Differenzierung des Begriffs "Schule" Grundschule in Klasse 3 ist eben weit entfernt von Gymnasium m Leistungskurs Abiturienten, sowohl inhaltlich, didaktisch, pädagogisch, methodisch als auch epidemiologisch (auch natürlich in der Zumutbarkeit in all diesen Bereichen).
5. Persönlich interessant finde ich auch, dass man im wichtigsten aller Bereiche nach wie vor keine FFP2 Maske benötigt, beim Arzt z.B. kommt man bei uns aber nicht mehr in die Praxis. (auch beim Facharzt - da zieht dann das Argument der Kranken die dorthin kommen nur noch bedingt.)