Aus meiner Sicht ist Sprache häufig nicht der Ursprung der Diskriminierung, sondern Ausdruck einer bestimmten Denkweise.
Ich kann einen Begriff sprachlich verwenden und ihn überhaupt nicht diskriminierend meinen. Andererseits kann ich einen Begriff, der auf den ersten Blick nicht diskriminierend ist, so verwenden, dass ich Personen damit diskriminiere und/oder beleidige.
Schriftlich sind solche Unterschiede schwerer festzustellen als im direkten Gespräch. Ohne Kenntnis der Person, die den Begriff verwendet, kann das auch schwer sein. Ich sehe z.B. einen Unterschied, ob diese Person flapsige Begriffe für alle Personen/Personengruppen verwendet oder nur für bestimmte Personengruppen. Letzteres ist klar eine Diskriminierung/Beleidigung, bei ersterem vielleicht nicht, sondern nur Ausdruck seiner flapsigen Ausdrucksweise. Dann ist es vielleicht im Zweifel dennoch beleidigend, aber nicht diskriminierend.
Ich, und das ist meine persönliche Meinung und nicht auf Einzelfall bezogen, habe das Gefühl, dass die "potitical-correctness-keule" gerne möglich schnell rausgezogen wird. Ist einfach und man muss nicht über den Einzelfall nachdenken. Häufig wird dadurch aber eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema abgewürgt oder gar nicht erst ermöglicht.
Von Herbert Feuerstein habe ich mal das Zitat gelesen: „Auch Behinderte haben ein Recht, verarscht zu werden!" Das würde ich grundsätzlich auf alle Gruppen ausweiten. Es sollte auch weiterhin möglich sein, mal einen Witz oder einen dummen Spruch zu machen oder mit Klischees zu spielen, ohne gleich in eine frauenfeindliche, fremdenfeindliche o.ä. Ecke gestellt zu werden. Wichtig ist, welche Absicht dahinter steckt und dass man gewisse Grenzen hierbei einhält. Und natürlich muss man darauf achten, wie die Botschaft beim anderen ankommt.
Ich würde mir - rein was das Sprachliche angeht - etwas mehr Verständnis/Toleranz auf beiden Seiten wünschen. Von denen, die die Begriffe verwenden, dass sie darüber nachdenken, was sie gerade von sich geben und dementsprechend Einsicht zeigen. Von den anderen, dass sie nicht gleich empört sind, sondern darüber nachdenken, wie es gemeint sein könnte. Im Zweifel kann man auch ruhig darüber reden und denjenigen darauf hinweisen, wie es angekommen ist, ohne denjenigen gleich in eine Schublade zu stecken.
Womit ich nicht sagen will, dass sich Sprache nicht entwickeln kann und muss. Aber nicht alles, was auf den ersten Blick diskriminierend, abwertend o.ä. wirkt, ist auch tatsächlich so gemeint. Häufig haben sich Begriffe vom ursprünglichen Sinn gelöst und werden nur noch in einem anderen Zusammenhang verwendet, wie z.B. der Begriff des heruntergekommenen Alltagsfahrrads.
Wenn Begriffe aber eindeutig rassistisch, beleidigend, benachteiligend o.ä. gemeint sind, sich Personen in eindeutiger Weise verhalten oder Personen/Personengruppen diskriminiert werden, kann es natürlich keinen Spielraum für Toleranz geben!
Ich will natürlich in keiner Weise in Abrede stellen, dass es Diskriminierung gibt. Es steht für mich auch außer Frage, dass man gegen Diskriminierung in jeder Weise vorgehen muss!
M.
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