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Zitat von NDR-Podcast
...KLEINE KINDER SIND KEINE
INFEKTIONSTREIBER
In England haben sie die Daten gut ausgearbeitet. Die
haben einen Public Health England, so eine Statistik,
wöchentliche Inzidenz von Schülern. Und hier sieht
man das auch, was wir schon gesagt haben, in allen
Jahrgängen von Kita über weiterführende Schulen, die
Fälle steigen in den Wochen 35 bis 45 an, also innerhalb von zehn Wochen. Da gibt es überall einen relativ
gleichmäßigen Anstieg, aber die Anzahl der Fälle
korreliert trotzdem mit dem Alter. Also die Kita-Zahlen
sind trotz des Anstiegs noch deutlich niedriger als die
von den Kindern oder den Jugendlichen in weiterführenden Schulen. Immer wieder finde ich es auffällig, dass die Inzidenz bei den ganz Kleinen, also bei
Kita-Kindern im Vergleich zu den Jugendlichen, nachhängt. Schulausbrüche, sagen die in England, sehen
die häufiger in den weiterführenden Schulen als zum
Beispiel in Kitas. Einschränkend muss man hier sagen,
dass vor allen Dingen symptomatische Kinder getestet
wurden. Und wenn ich es noch mal zusammenfassen
darf, was so meine Meinung ist aus diesen Daten:
Kleine Kinder haben überall in Europa einfach eine
niedrigere Inzidenz im Vergleich zu anderen Altersgruppen, das zieht sich wirklich durch ganz Europa.
Und da gibt es viele, viele Daten, dass die Inzidenz in
allen Altersgruppen steigt, wenn die Gesamtinzidenz
steigt und das etwa auch im gleichen Verhältnis, da
machen kleine Kinder natürlich überhaupt keine
Ausnahme. Wenn also die Inzidenzen, so wie jetzt in
Deutschland, ganz stark gestiegen sind, dann steigen
sie natürlich auch in dieser Gruppe. Wenn man überlegt, wie zum Beispiel in Kitas die Schutzmaßnahmen
sind. Also so ein Kleinkind, wenn das drei bis vier Jahre
alt ist, hält sich nicht an Hygieneregeln. Demgegenüber gestellt ist das eher als gering zu bewerten. Und
einige Daten zeigen, dass nach Öffnung der Kitas und
Schulen das Verhältnis so geblieben ist. Es ist es nicht
so, dass sich das jetzt umgedreht hätte und auf einmal
die Kleinkinder viel häufiger positiv werden. Ich sehe
eher die als Mitläufer oder als Nachhänger und nicht
als der Treiber.
Korinna Hennig
Auf Kitas wollen wir gleich direkt noch einmal zu
sprechen kommen, weil Sie da auch konkrete Forschungsergebnisse haben. Trotzdem noch einmal bei
den etwas größeren Kindern geblieben. Nun sind Sie
nicht in der Position, über Maßnahmen entscheiden
zu müssen. Sie haben nur Ihre virologische Sicht, die
Sie dazu beitragen können. Würden Sie sich trotzdem
auf Grundlage dieser Daten zutrauen, irgendwo eine
Grenze einzuziehen und zu sagen, unterhalb dieser
Grenze kann man Kinder weitgehend von Maßnahmen
in den Schulen verschonen? Oder das sind die letzten,
die dann verschärfte Maßnahmen abbekommen
müssten, also zum Beispiel zu sagen, Grundschulen
können am längsten mehr oder weniger uneingeschränkt offenbleiben.
Sandra Ciesek
Es ist schwierig, das hängt ganz stark von der Inzidenz
ab. Und wenn man sich die jährliche Verteilung
anschaut, dann ist das auch wirklich so, mit jedem
Lebensjahr steigt die Inzidenz bei den Kindern.
Korinna Hennig
Also verläuft es eigentlich linear.
Sandra Ciesek
Genau. Wenn Sie null bis eins, eins bis zwei, Zweijährige, Dreijährige, Vierjährige bis 15-Jährige nehmen,
dann sieht man, dass das wirklich mit jedem Lebensjahr ansteigt. Ich weiß nicht, das ist wirklich schwierig
zu sagen, wo man den Cut-off setzt. Ich denke, da
muss man dann andere Gründe mit einbeziehen oder
die Machbarkeit mit einbeziehen. Da spielt nicht nur
die Virologie eine Rolle, sondern auch zum Beispiel
anstehende Schulwechsel. Bestimmte Klassenstufen
haben eine andere Bedeutung als ein Wechsel auf eine
weiterführende Schule. Das müssten Pädagogen und
die Kultusministerien sich gemeinsam überlegen.
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