Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
... Mich hat, als ich 1980 nach Deutschland kam, tatsächlich erschüttert, wie viele Studenten-Kollegen das Bedürfnis zu haben schienen, zu betonen, daß sie sich nicht als Deutsche sondern nur als Europäer fühlen .... So eine Aufgabe der eigenen Identität, ohne etwas vergleichbares als Ersatz ist mir sehr fremd. Bei mir hat das Deutsche mit der Zeit das Ungarische überdeckt, aber ich muß zu einem Volk dazugehören, finde ich. Begriffe wie "Weltbürger", "Europäer" assoziiere ich mit ohne Heimat, ohne Wurzeln, ohne echte Gemeinschaft, zu der man gehört.
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Ich finde, dass Du "Identität" hier sehr eng definierst, für meinen Geschmack zu eng. Ich selbst bin Österreicher, Europäer, Mann, Vater, Triathlet usw... Die verschiedenen Bereiche, aus denen ich meine Identität schöpfe, ließen sich fast unendlich fortsetzen. Die Überhöhung der Zugehörigkeit zu einem Volk oder einer Nation als de facto einziges identitätsstiftendes Merkmal finde ich nicht angemessen und für mich persönlich auch absolut nicht zutreffend.
Aber wahrscheinlich bin ich damit auch in meiner engeren Heimat nicht mehrheitsfähig. Kleine Identitäts-Anekdote: Als meine Heimatstadt einem anderen politischen Bezirk zugeordnet wurde, war die Hauptsorge vieler, dass ein eigenes Autokennzeichen her muss, um die "Stadt-Identität" zu demonstrieren und nicht mit dem Kennzeichen der Bezirkshauptstadt herumfahren zu müssen. Der Bürgermeister hat das freudig aufgegriffen und letztendlich erfolgreich für das identitätsstiftende Autokennzeichen gekämpft, statt sich um wichtige politische Probleme zu kümmern. Und die Mehrheit war offenbar damit glücklich. Wurscht, was sonst schief läuft, Hauptsache das Autokennzeichen passt.
