Zitat:
Zitat von Hafu
Ich würde mal sagen, dass du diesen Generalverdacht vielleicht nicht geäußert, aber schon relativ deutlich suggeriert hast.
Frankes Aussage stammt von 2010, also kurz nachdem z.B. die Dopingpraktiken eines Ricardo Ricco in allen Details bekannt geworden sind.
Der Radsport war damals sicher ein anderer als heute im Jahr 2021 und es spricht einiges dafür, dass dies auch für den Skilanglauf gilt.
Ein gutes Indiz ist z.B. die enorme Dominanz der zweifellos dort flächendeckend gedopten Russen bei den Olympischen Spielen in Sootchi. Man denke nur an Rang 1, 2 und 3 bei der Königsdisziplin 50km.
In einer komplett dopingverseuchten Sportart ist eine Dominanz einer einzigen Nation eher unwahrscheinlich, wenn man nur an die Ära Armstrong, Ullrich, später Ricco denkt, da bei kompletter Verseuchung ja eine Art Waffengleichheit herrscht.
Wenn eine einzelne, nachweislich gedopte Nation einen Sport dominiert (so wie die Russen in Sootchi), sehe ich das eher als Indiz (natürlich nicht als Beweis!), dass die meisten der unterlegenen Sportler anderer Nationen mit fairen Mitteln agiert haben.
Da hast du sicher recht für diejenigen, die hier aktiv mitdiskutieren und Argumente austauschen. Ich glaube aber, auch angesichts der Views, dass es wie bei anderen Threads auch hier eine beträchtliche Anzahl an stillen Mitlesern gibt, die die Thematik interessiert und die trotzdem nicht so tief im Thema drin stecken.
Nochmal kurz zusammengefasst meine Position zum Langlauf und zum Biathlon, nicht dass ich hier zu naiv rüberkomme:
Natürlich gibt es im Langlauf (und auch im Biathlon) nach wie vor Doping, wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie es Prof. Franke 2010 beschrieben hat.
Im Biathlon haben die wiederholten Razzien (zuletzt erst 2020 beim Weltcup in Antholz) ebenso wie mehrere Dopingsperren nach positiven Tests für diverse osteuropäische Athleten/ Athletinnen sicher zu einer Besserung der Lage geführt. (IMHO). Wenn schon nicht aufgrund der Einsicht von Betreuern und Sportlern, dann zumindest aufgrund der stark erhöhten Aufdeckungswahrscheinlichkeit von Manipulationen.
Ob man sich im Umfeld von Großereignissen in irgendwelchen Hotels Blut transfundieren lässt, wird sich mancher gefährdete Sportler nach den Ereignissen von Seefeld auch dreimal überlegen.
Für mich persönlich spielt es auch durchaus eine Rolle, wie die Stars des Sportes über erwischte Dopingsünder sprechen und wie sie mit ihnen umgehen, wenn sie zurückkommen. Hier hat der mehrjährige Dominator im Biathlon Martin Fourcade (der mittlerweile seine Laufbahn beendet hat) IMHO einen exzellenten, glaubwürdigen Job gemacht, indem er mehrfach Dopern Handschläge verweigert, teilweise sich geweigert hat, das Siegespodest mit Ex-Dopern zu teilen und indem er auch wiederholt den eigenen Verband kritisiert hatte, wenn dieser nicht aktiv genug im Antidopingkampf war.
Auch im schon mehrfach erwähnten Doppelzimmer-Podcast hört man bei den sehr offenen Gesprächen von Peiffer und Lesser mit gewisser Sensibilität sehr oft heraus, hinter welchen Leistungen die beiden eher Training und Talent vermuten und wo sie tendenziell argwöhnisch werden
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Da schau her, plötzlich ist der Name Riccardo Ricco auch hier angekommen. Natürlich nur, um zu behaupten, dass der Radsport vor 10 Jahren ein anderer war als heute. Ja klar. Dass damals ein Jahr später der Stern von Sky aufging ist ja auch ein sehr gutes Indiz dafür, dass sich ab da alles zum Besseren gewandt hat

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Erwischt worden sind dann noch immer genug und wenn viele nicht erwischt worden sind, niemals positiv getestet worden sind und nun erst durch staatliche Ermittlungsbehörden des Dopings überführt worden sind zeigt das eher die Cleverness der Doper, die recht schlechten Möglichkeiten der Anti- Doping Organe, sofern sie selber überhaupt Interesse an einer wirklichen Verfolgung haben.
Wer ist denn von den bekannten Radfahrern die jetzt öffentich wurden positiv getestet worden? Niemand.
Aus fehlenden positiven Tests abzuleiten, dass der Sport sauberer geworden ist sehr einfach- und sehr falsch. Auf dieser Argumentationsgrundlage könnte man auch sagen, dass die Russen in Sootchi sauber waren. Leider kam im Nachhinein doch etwas anderes raus. Was dann auch noch gleich noch meine Kritik an dem Umkehrschluss der These dass die Russen in Sootchi gewinnen gedopt- die anderen, die nicht gewinnen sind demnach sauber hier angeht.
Nur weil die Proben verschwinden konnten und somit zeitlich vielleicht noch etwas näher gedopt werden konnte heißt das lange noch nicht, dass die anderen Länder im Vorfeld nicht gedopt haben, bzw. sogar in Sootchi nicht gedopt haben.
Die Möglichkeit die positiven Proben Verschwinden lassen zu hat wahrscheinlich noch dreisteres Doping ermöglicht.
Die Bilder von Sportlern, die sich direkt beim WK noch den Blutbeutel im Waschbecken auftauen und das Blut zurückführen, dürften noch allen präsent sein.
Dass die Razzien ein Umdenken bewirkt haben sollen ist doch lächerlich. Solch eine Dopingrazzia gab es früher schon (mit Trainern, die dann aus dem Fenster spranngen um mit dem Auto zu entkommen) und augenscheinlich hat da kein Umdenken stattgefunden. Warum auch? Solange niemand als Whistleblower auspackt wird kaum jemand positiv getestet oder gar ein Sportler in fagranti erwischt.
Und wenn schon wieder die Zeit von 10 Jahren hier als Grund für die Möglichkeit des Wandels angeführt wird: gerade jetzt ist erst halbwegs der Skandal um die Lieferung von Testosteron an British Cycling/ Sky in einer Untersuchungskomission aufgearbeitet worden. Folgen gibt es für die Sportler keine, ist alles verjährt, es ließ sich auch nach dem Verschwinden/Zerstörung der Beweismittel auch nicht mehr belegen.
https://cyclingtips.com/2021/01/clos...-dope-a-rider/
So lange hat das leider gedauert, ebenso wie häufig andere Verfahren auch, etwa das der gedopten Deutschen National MTB Fahrerin. Erst nach massiven Gerüchten und zwei Jahre wurde dort versucht begerenzt den Fall aufzuarbeiten. Bis dahin war die Doperin schon längst nicht mehr aktiv, verschwand quasi über Nacht spurlos "aufgrund von körperlichen Problemen".
Aktuelle Fälle wird man deshalb nie sehen, schon gar nicht in Deutschland, wo alles aus Datenschutzgründen erstmal ganz lange unter Verschluss gehalten wird.
Das in der Zwischenzeit munter weiter gedopt (aber nicht positiv getestet)wird sieht man ja.
Aber klar, das hat sich alles geändert

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Und zu der Aussage zu Prof.Dr. Franke: der ist sehr wahrscheinlich deutlich besser in der Materie vernetzt um so eine Aussage zu treffen. Und auch weniger befangen(als ein Ex Präsi eines Triathlon LVB und Vater eines angehenden Profi Triathleten). Jürgen Zäck, Nina Kraft, Scott Molina, Stephan Vuckovic (Silbermedaille Olympiade mit Doping Trainer Springstein...), Hütthaler.
Plus wie schon von mir erwähnt die Triathleten, die schon früher in Saarbrücken bei Tests der Sportwissenschaft mit Testosteron gedopt worden sind um die "verbesserte Regenerationsfähigkeit" zu erkunden, nicht etwa um bessere Leistungen zu erzielen...staatlich finanziell gefördert übrigens!
Aber klar, heute ist alles besser, sauberer, ehrlicher.
Na dann, weiter so!
Ich kann diese Dinge nicht mehr hören!
Nach solchen Argumenten wie bei Hafu hat es früher auch keinen Missbrauch im Sport gegeben, man hat ja angeblich nie etwas darüber gehört, gelesen, etc.
Da treiben Personen Jahre und Jahrzehnte ihr Unwesen, aber geben gibt es das nur dann, wenn Sportler an die Öffentlichkeit gehen, ihre Scham überwinden und sich dem ganzen Medienrummel aussetzen. Eine eigenständige Aufklärung ist in diesen Bereichen NIE vom Verband oder den verantwortlichen Stellen gekommen. Da wurde und wird genauso vertuscht und geleugnet wie im Bereich Doping.
Ein Gegenbeispiel, wo trotz drakonischer Sperren und Strafen genauso gedopt wird wie früher ist offensichtlich das Gewichtheben. Wo hat sich denn da etwas gewandelt?