Zitat:
Zitat von trithos
Das finde ich grundsätzlich richtig. Das Problem ist allerdings, dass die älteren Bürger damit den "Schwarzen Peter" bekommen - unter dem Tarnmantel der Entscheidungsfreiheit.
Denn die Entscheidung, ob ich ein Risiko eingehen will, hängt doch von der Höhe des Risikos ab. Wenn also die Infektionszahlen niedrig sind, entscheide ich mich wohl eher für menschlichen Kontakt. Wenn sie aber insgesamt sehr hoch sind, bleibt mir doch de facto gar nichts anderes übrig, als mich in "Selbstisolation" zu begeben. Unter diesen Voraussetzungen an Entscheidungs"freiheit" zu denken, scheint mir vermessen, auch wenn ich die Entscheidung formal dem Einzelnen überlasse.
Natürlich bleibt das dann eine Einzelentscheidung, aber die Risikofaktoren so groß werden zu lassen, dass der durchschnittlich lebensfrohe alte Mensch keine wirkliche Wahl hat, finde ich unangemessen.
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Die Höhe des Risikowahrnehmung, und die Bereitschaft, ein Risiko einzugehen, ist höchst individuell. Zu sagen, daß bei hohen Corona-Inzidenzzahlen jemand "keine wirkliche Wahl" hat, ist angesichts der Zahl der aktiven Infektionen reichlich übertrieben (für meine Risikowahrnehmung). Es klingt so, als ob eine Infektion nur durch totale Isolation verhindert werden kann.
Meine Betrachtung: auch bei hohen Inzidenzen ist es wenig wahrscheinlich, daß mehr als 1 von 100 Menschen den Virus trägt. Davon ist ein Großteil zu Hause, und nicht jedes Treffen mit so jemandem (Supermarkt, Plausch am Straßenrand oder auch 30 Minuten im Cafe) führt zwangsläufig zu einer Infektion. Eigenschutz wie FFP-Maske, gezieltes Achten auf Abstand, etc. trägt weiter zur Risikoreduzierung bei. Also ist die Wahrscheinlichkeit bei jedem Verlassen des Hauses infiziert zu werden geschätzt weit unter 1:1000, je nach Verhalten höher oder niedriger.
Diese Option gilt übrigens in meinen Augen vor allem den selbständig lebenden Risikopersonen. In Heimen müssten sinnvollerweise zwei getrennte Flügel eingerichtet werden (so Konzepte wurden schon im Sommer diskutiert, aber mangels Geld nur selten ausgeführt): die, denen das Leben in der Gemeinschaft wichtiger ist, ziehen in einen anderen Flügel als die, die sich auf einen maximalen Schutz verlassen wollen oder müssen, und nichts von außen reinlassen mögen.