Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Ich kann Dir die Frage nicht beantworten. Von meiner Perspektive eines Amateur-Triathleten hinter seinem Laptop würde ich antworten wie Du: Der Kerl bekommt keinen Vertrag, schließlich gibt es genügend ähnlich gute Fahrer mit besserem Ruf.
Hätte ich hingegen wirklich die hier fiktiv angenommene Verantwortung für ein Profiteam, ist die Antwort schwieriger zu geben. Denn um in diese Position innerhalb des Radsports zu kommen, hätte ich vermutlich viele Jahre im professionellen Radsport verbracht. Ich wäre ein anderer als heute. Ich wüsste mehr darüber, wie üblich oder unüblich Doping in diesem Berufssport ist. Ich wüsste mehr über die anderen Fahrer, die ich anstelle von Majka verpflichten könnte – sind sie tatsächlich besser beleumundet, auch unter Insidern?
Ferner wäre noch die Frage zu klären, ob der Anti-Doping-Kampf tatsächlich an dieser Stelle, mit dieser Personalentscheidung, ausgetragen werden soll. Vielleicht würde ein Team mit 100% sauberen Fahrern aus der Welt des erstklassigen Radsports ausscheiden, aus Mangel an Erfolgen. Ein anderes Team würde nachrücken – vielleicht eines aus Kasachstan oder Spanien, in welchem nicht so genau hingesehen wird? Was wäre dann gewonnen? Vielleicht würde es mir in dieser fiktiven Position aussichtslos, weltfremd und zynisch erscheinen, wenn man von mir erwartete, ich solle ein strukturelles Problem des Radsports lösen, dass ich gar nicht lösen kann.
Mangels Kompetenz würde ich mich also einer Antwort enthalten. 
|
Tja,
und da schlittern wir gleich in die nächste Frage:
warum gab es anscheindend für einen vorbelasteteten Majka keine Alternative bei einem Team, was sich öffentlich für einen Wandel im Radsport einsetzt. Warum nicht für einen Sagan, der aus mehereren später nachgewiesenerweise sehr belasteten Teams kam?
Wiese gab es für das Team ISN keine Alternative statt einen gealterten und vorbelasteten Froome für eine immens hohe Summe zu verpflichten, anstatt fürs gleiche Geld sich mehrere junge Talente zu sichern?
Die Antwort ist immer die Gleiche: weil Namen und deren Erfolgsaussichten bei den Sponsoren zählen. Die finden ein sauberes Team bestimmt super, aber wenn keine Identifikationsfigur da ist bleiben die Bora Trikots im Laden liegen.
Wenn man mal die Käufer von Profi Trikots fragt kauft keiner das Trikot wegen der tollen Qualität, sondern weil er Fahrer X/Y/Z aus dem Team cool findet.
Und leider konterkariert das dann die Bemühungen wirklich saubere oder unbelastete Fahrer zu verpflichten. Letztendlich hängt alles am Geld, nicht an wirklich moralischen Fragen.
Was das für die restlichen Sachen wie Ehrlichkeit, Moral, Ethik und letztendlich die Akzeptanz von Doping (solange man nicht erwischt wird, denn dann ist der Aufschrei von seiten der Teammanager immer groß!)bedeutet kann jeder selber für sich beantworten.
Und häufig akzeptiert der Sponsor das Doping stillschweigend oder deckelt das noch solange er meint alles im Griff zu haben.
Aber er akzeptiert es nicht, dass seine Fahrer jahrelang hinterherfahren. Erfolge müssen her, egal wie.