Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Niemand sagt "alle".
Stattdessen wird gesagt, dass es im Profisport, insbesondere im Radsport, ein strukturelles Problem mit Doping gibt. "Strukturell" ist als Gegenposition zu der Haltung zu verstehen, es handle sich um Einzelfälle.
|
Dann müssten wir vielleicht im Detail definieren, wo und wie es aktuell im Radsport ein "strukturelles" Problem mit Doping gibt.
Für mich klingt die These von strukturellem Doping schon so, als ob alle Teams dopen würden, zumindest alle Teams die sportlich erfolgreich sind.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Doping zeigt sich in erster Linie an der Leistung. Daher ist es für mich plausibel, dass man um so mehr gedopte Fahrer findet, je weiter man sich der absoluten Weltspitze nähert. Das ist aber kein Beweis und will auch keiner sein...
|
Bei funktionierenden Blutpässen und engmaschigen Trainingskontrollen (die Problematik im Pandemiejahr 2020 ist mir wohl bewusst) zeigt sich
für mich Doping heutzutage nicht in erster Linie an der Leistung. Die Dopingmethoden, die wirklich zweifelsfrei die Leistung steigern, sind heutzutage auch nachweisbar, wie das heute vormittag von dir gepostete Beispiel der beiden (erwischten) Marathonsieger des Sofia-Marathons unterstreicht.
Ich bin ja keine ausgewiesener Dopingexperte, beschäftige mich aber immerhin seit 25 Jahren sehr intensiv mit dem Thema. Mal (hypothetisch) alle moralischen Argumentationen beiseite geschoben:
ich wüsste nicht, was ein Profisportler im Ausdauerbereich egal ob Läufer, Radsportler oder Triathlet, der regelmäßig im Training kontrolliert wird, sich aktuell mit minimaler Aufdeckenswahrscheinlichkeit reinpfeifen könnte und das ihm gleichzeitig eine große Leistungssteigerung verschafft.
Der gedopte irische Triathlet, der letzte Woche eine vierjährige Sperre erhielt (Ben Shaw) und der der erste erwischte Triathlonprofi seit längerem war, ist durchaus kein unbekannter Name aber fiel trotzdem in den vergangenen 10 Jahren durchaus nicht durch überragende Leistungen auf und ähnlich ist es auch bei sehr vielen Dopingfällen der letzten zwei bis drei Jahre im Profiradsport (inklusive der bekannt gewordenen Namen aus der Operation Aderlass):
es dopen überproportional häufig die Athleten der zweiten oder dritten sportlichen Reihe, bei denen es nicht um Grand-Tour-Siege oder WM-Titel geht, sondern eher um die berufliche Existenzsicherung im Profi-Sport.
In solch einer Situation steigt die Risikobereitschaft. Oder eben auch die Verzeiflung.