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Zitat von Klugschnacker
Wo ist das Problem? Warum schließt Du aus, dass die besten 20 gedopt sein könnten? Es gab Zeiten, da waren weitaus größere Teile des professionellen Radsports gedopt. Vom Kapitän bis zum hintersten Wasserträger. Es sind genügend Radprofis erwischt worden, die wären froh gewesen, mal irgendwo unter die ersten 20 zu kommen.
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Ein komplett flächendeckendes Doping über ein ganzes Jahrzehnt funktioniert nicht ohne entsprechende Organisationsstrukturen und würde früher oder später (durch Fehler beim Dopen und/oder durch Beichten ausgeschiedener Ex-Profis) ans Licht kommen. So lief es doch mit den Dopingstrukturen der 90er Jahre auch, die spätestens ab 2003 in mannigfaltigen Details bekannt waren.
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Zitat von Klugschnacker
Es sind genügend Radprofis erwischt worden, die wären froh gewesen, mal irgendwo unter die ersten 20 zu kommen.
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Gerade für solche Profis, mit zu wenig Talent ist in der Tat die Versuchung zu dopen weitaus größer als für die Weltspitze, denn die stehen unter echtem existenziellem Druck. Jemand wie Alex Dowsett (ohne dass ich damit irgendwas unterstellen will), der mangels Vertrag für 2021 kurz vor der Arbeitslosigkeit stand/ bzw. wohl immer noch steht, während die Freundin hochschwanger ist, ist doch in einer komplett anderen Situation als z.B. Van Aert, der in der Radsportpresse und auf Twitter gerade als Looser gehandelt wird, weil er ein paar Rennen hintereinander nur auf dem Podium statt als Sieger beendet hat, der aber seit frühester Jugend nie auch nur im entferntesten irgendeinen Existenzdruck verspürt hat, weil sich stets fast jedes Team in jeder Phase seiner sportlichen Karriere um ihn gerissen hat.
Für Top-Fahrer wie Van Aert oder auf Deutschland bezogen für Fahrer wie Max Schachmann, Emu Buchmann, Nils Politt geht es beim Kampf um Plazierungen nie um echte existenzielle Dinge, sondern allenfalls um die Höhe des Anschlussvertrages. Mit ein paar Podiumsplazierungen oder Siegen mehr bekommt jemand wie Schachmann allenfalls statt einem Anschlussvertrag mit 600 000€ evt. einen Vertrag mit 800 000,-€ Jahresgehalt. Das sind im Vergleich zu Fahrern der zweiten und dritten Reihe reine Luxusprobleme, bei denen jeder vernünftig denkende Mensch sich zehnmal überlegen würde, ob es sich hierfür lohnt, mit Nutzung unerlaubter Maßnahmen seine gesamte berufliche Karriere aufs Spiel zu setzen.
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Zitat von Klugschnacker
Man sehe sich mal Patrick Sinkewitz an. Nach seinem ersten Dopingfall und der Suspendierung durch das Team T-Mobile fuhr er für die drittklassigen Teams PSK Whirlpool, ISD-Neri, Farnese Vini-Neri Sottoli und Meridiana Kamen Team. Man sollte doch meinen, das Niveau dort schafft er auch ungedopt. ...
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Warum sollte man das meinen?
Jemand der es selbst gedopt nicht an die Spitze seines Sportes schafft und gerade mal Helfershelfer in einem T-Mobile-Team war, das 2006/ 2007 längst sportlich auf dem absteigenden Ast war, ist offensichtlich nur begrenzt talentiert und die Lebenserfahrung lehrt bekanntlich, dass die meisten die einmal gedopt haben, früher oder später rückfällig werden.
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Zitat von Klugschnacker
Damit will ich sagen, man kann im Radsport nicht einfach die zweite Reihe für sauber erklären, mit der Begründung, es sei die zweite Reihe. Denn auch dort wird gedopt.

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Da würde ich dir zu 100% recht geben.
In der zweiten Reihe des Radsportes, insbesondere jenseits der Pro-Tour wird vermutlich sogar mehr gedopt, weil dort auch deutlich weniger Trainingskontrollen stattfinden, weil der Existenzdruck dort (s.o.) erheblich höher ist und weil dort naturgemäß die Fahrer unterwegs sind, die genauso viel und genauso hart trainieren wie die Weltklasse, aber die schlechtere genetische Voraussetzungen mitbekommen haben.