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Alt 15.09.2020, 08:39   #48
Tomsen
Szenekenner
 
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Beiträge: 192
Mitteldistanz Triathlon Erkner 2020

Wie erwartet war alles ganz anders als sonst in Erkner:
Die Wettkampfbesprechung fand online eine Woche vor dem Wettkampf statt. Die Ausgabe der Startnummern erfolgte ausschließlich an den Tagen vor dem Wettkampf. Rund um die Wechselzone durften sich maximal 1000 Menschen aufhalten, also wurden nur Athleten zugelassen. Keine Zuschauer. Dazu wurden Möglichkeiten zur mehr Abstand zwischen den Sport Treibenden geschaffen. Die Fahrräder standen weiter auseinander. Beim Schwimmen wurde der Rolling Start eingeführt. Und überall Masken. Man erkannte sogar die Menschen nicht, mit denen man sich dort verabredet hatte. Sehr seltsam. Trotzdem war überall die Freude zu spüren, endlich wieder im Wettkampf zu starten. Denn einige der Maßnahmen sind geeignet, auch in normalen Zeiten durchgeführt zu werden.

Ein Beispiel dafür ist der Schwimmstart. So imposant der Massenstart beim Triathlon anzusehen ist, mir selber gefällt der Rolling Start besser. Im Vorfeld sortierten sich ca. 270 Frauen, Männer und Staffelstartende (neues Genderkriterium J ) in mehrere Vorstartboxen ein, die der zu erwartenden Schwimmzeit entspricht. Ich wählte die Langsamste, also 39min bis open End. Bis auf wenige in Neo, mit Badekappe, Schwimmbrille, Mundschutz und Abstand. Pünktlich um 8:00 starteten die Schnellsten unter dem Applaus der Anderen. Jeder einzeln im 5s Abstand, auf dem Weg ins 19Grad warme Wasser, die Maske im Mülleimer entsorgend. Irgendwann war ich dran, viel schneller als ich erwartet hatte. Das funktioniert also. Mit einem Grinsen bin ich im Wasser. Das fühlt sich erfreulich warm an. Der Rest ist schnell erzählt. Ein Tritt in den Bauch bei einer Wende, ein Schlag auf die Brille an einer weiteren. Irgendwann auf dem 2 Rundenkurs rutscht mir die Badekappe weg und ich wechsle in Rückenschwimmen, um das zu richten. Dabei schiebe ich mir selber die Brille weg und alles läuft voll Wasser. Kurz vor Ende stelle ich fest, dies ist gefühlt das beste Schwimmen, an das ich mich erinnern kann. Die Uhr sagt dann leider was Anderes: 1800m in knapp 40 Minuten. Da ich aber wieder mal nicht die Ideallinie getroffen habe und genug Mit streitende sogar 2000m und mehr gemessen haben, bin ich am Ende doch einigermaßen zufrieden, weil ich genau in der Erwartung geblieben bin. Für die magischen 2Minuten/100m reicht’s also auch dieses Mal wieder nicht.

swim: 1900m – 40:37min – 2:08min/100m (Platz 168)

Nach dem Schwimmen will der Neo will nicht aufgehen, da ist überall Gras an den Füssen und was muss ich jetzt eigentlich alles machen? Irgendwie passt dann irgendwann alles und ich sitze auf dem Rad.


T1: 3:24min (Platz 149)


Raus aus der Stadt, Radweg mit Überholverbot. Dann auf die Runde, die 3x zu fahren ist. Windstill, angenehme Temperatur, schnelle Strecke. Ich fühle mich unheimlich gut und begehe den Anfängerfehler und überziehe. Die ersten 40 km in 1h10min. 34km/h. Das ist Bestzeit. Die nächsten 20 Minuten mit 198W. 10W zu viel. Hört sich nicht doll an. Ich weiß aber da schon, was mich später erwartet. Noch grinse ich. Noch. Bei Kilometer 85 fangen die Beine an, schwer zu werden. Die überlange Radstrecke trägt nicht gerade zur Erholung bei. Aber allein die 3malige Durchfahrt durch das Dörfchen Hartmannsdorf mit den frenetisch anfeuernden Anwohnern ist es wert.

bike: 98km – 2:58:27h - 33.3km/h – 184W/ 191W NP (Platz 148 )

Dann kann ich einmal zeigen, was ich kann.

T2: 1:32min(Platz 17)

Raus aus der Wechselzone bin ich dann überrascht, wie viele Menschen an der Strecke sind. So restriktiv die Regeln innerhalb der Zäune sind, so undiszipliniert sind leider die Menschen außerhalb. Aber wer will es Ihnen verdenken? Traumwetter, endlich wieder soziale Interaktion zum Anfassen. Ich mittendrin und hin- und hergerissen zwischen „verteilt euch“ und „danke für`s Anfeuern“. Anlaufen klappt super. 5:10min/km. Zu schnell. Der Plan war solide schwimmen, hart fahren und mal sehen, wie es (sich) dann läuft. In Zahlen ausgedrückt: Die ersten 10km in 5:30min/km = 55min und dann all out. Klappt nahezu perfekt. Mit dem Schönheitsfehler, dass all out auf der zweiten 10km Runde irgendwo bei 6:20min/km liegt und nicht bei 5:20min/km wie gehofft. Auch wenn ich das vielleicht schon häufiger sagte, auch dieses Mal passt es wieder: die härtesten Laufkilometer meines Lebens. Mehr als einmal muss ich eine Gehpause machen. Vorzugsweise dort wo es Trinkwasser gibt. Mehr als üblich möchte ich einfach stehen bleiben. Dabei geht es mir eigentlich gut, ich bin gut versorgt, kann einigermaßen klar denken. Aber meine Beine wollen einfach nicht mehr Laufen. So klar das bei Kilometer 40 auf dem Rad war, so hart fühlt es sich jetzt an. Was mich sonst in so einer Situation zum Weitermachen bewegt, vermag ich aktuell nicht zu sagen. Heute ist es das Gefühl, Teil von etwas Besonderem zu sein. Hier und heute aufhören, bei diesem Rennen? Bei diesem einzigen Rennen 2020? Man ignoriere also die schweren Beine, trinke Red Bull, entschuldige sich bei den Kindern wegen nicht-abklatschen-wegen-Corona, bedanke sich bei den überall freundlichen Helfern und laufe irgendwann dann doch die finale Stadionrunde. Ohne Zuschauer, ohne die Familie( die natürlich an der Strecke im Rahmen der Möglichkeiten großartigen Support gab), aber mit dem guten Gefühl, etwas Großartiges geleistet zu haben.

run: 19.5km - 1:55:47h – 5:54min/km (Platz 171)

Gesamt: 1.9km/98km/19.5km - 5:39:47 (Platz 166 Gesamt / AK 26)


Danke Erkner!
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