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Zitat von Klugschnacker
Braucht es wirklich derart tiefgreifende Änderungen unseres Wirtschaftssystems? Genügt es nicht, die Emission von Treibhausgasen stark zu verteuern oder zu verbieten?
Früher hat die Industrie Kühlschränke mit FCKW produziert. Das wurde verboten, und seither funktionieren sie ohne FCKW. In gleicher Weise könnte man die Emission von Treibhausgasen verbieten bzw. einschränken. Die Wirtschaft sucht sich dann andere Produktionsmethoden, ohne sich deshalb komplett umzukrempeln.
Ich habe noch nicht verstanden, warum Deiner Meinung nach eine Planwirtschaft eine Voraussetzung für eine klimaneutrale Produktion wäre.
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Verbote gehören zu direkten staatlichen Steuerungsmethoden, bei Bepreisung erwartet man positive Effekte über den Markt. Wäre ersteres notwendig, beträfe es zentrale Sektoren der Produktion und des Konsumverhaltens (vor allem Energie, Verkehr, Landwirtschaft), bei letzerem habe ich meine Zweifel, ob es wirkungsvoll genug angewendet wird und ob höhere Preise für Flugreisen, Mobilität, Energie, Lebensmittel etc. nicht einfach durch Lohnerhöhungen abgefangen werden statt zu erwünschten neuen Alltagsgewohnheiten führen, welche den CO2-Verbrauch pro Person senken, oder ob die Besteuerungen auch teilweise ausgeglichen werden durch die Verbilligung anderer Waren des individuellen Bedarfs, welche künftig automatisch produziert werden.
Die Umsetzung eines weltweiten FCKW-Verbotes betrachte ich als eine Vereinbarung auf dem Hintergrund anderer Verbote von Stoffen oder der Festlegung von schädlichen Grenzwerten weltweit, während unser jetziger Wohlstand massgeblich durch die ungezügelte, billige Verbrennung fossiler Energie entstanden ist.
Ich könnte mir persönlich als Modell eine Kombination von Rahmenplan- (zur Erfüllung der CO2-Budget-Einsparziele) und Marktwirtschaft vorstellen, was ja bei der Dekarbonisierung passiert, allerdings über umstrittene Entschädigungen an Konzerne und zu lange Zeitphasen.
Auch der Berliner Mietendeckel stellt eine gesetzlich verpflichtende Preisvorgabe für die Ware Mietwohnung dar und ich bin gespannt, wie das Bundesverfassungsgericht entscheidet. (CDU und FDP reichten Klage ein).
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Zitat von Klugschnacker
Das ist ein schwieriges Beispiel. Der letzte Satz enthält ein Missverständnis: Ich bin nicht der Meinung, dass eine globale Abrüstung zu mehr Frieden führen würde. Ich halte es im Gegenteil für notwendig, dass sich alle Nationen wehren können. Deshalb sollten wir Geld für unsere Wehrhaftigkeit ausgeben. Pazifismus kann nicht dauerhaft funktionieren. Meinen jetzt üblichen Ausflug in die Spieltheorie erspare ich Dir und den Mitlesern an dieser Stelle ausnahmsweise.
Alle Nationen haben ein gemeinsames Interesse am Frieden (ebenso wie am Erhalt der ökologischen Lebensgrundlagen). Das erfordert, dass alle Nationen sich wehren können. Dieser Gemeinnutz steht in einem Spannungsverhältnis zum Eigennutz: Wir wollen als Nation militärisch wehrhaft sein, haben aber kein Interesse an der Wehrhaftigkeit des Irans und jeder anderen, einzelnen Nation. Das ist der Konflikt: Der Gemeinnutz erfordert die Wehrhaftigkeit alle Länder, der Eigennutz fordert die Wehrhaftigkeit nur des eigenen Landes. Beides gilt es vernünftig auszubalancieren.
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Wie funktioniert es aktuell? Indem einige Groß- und Mittelmächte mithilfe ersteren rücksichtslos aufrüsten sowie sinnlose, zerstörerische Massenvernichtungswaffen anhäufen. Ich sehe in Anbetracht der Vergangenheit (zweier Weltkriege) und der wachsenden Gefahr eines dritten wenig rationale Balance zwischen Eigen- und Gemeinnutz.
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Zitat von Klugschnacker
Im Klimaschutz haben wir dasselbe Spannungsverhältnis. Als globale Gemeinschaft wollen wir den Planeten schützen. Als einzelner Marktteilnehmer wollen wir ihn kostenlos verdrecken. Das gilt es auszubalancieren.
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Die (vermeintliche) Balance, übertragen auf den Klimaschutz, liess das Zerstörungspotential (hier Treibhausgase) bis dato munter weiter anwachsen. Mich stimmen die Erfahrungen aus der Hochrüstung, übertragen auf den Klimaschutz, im Unterschied zu Dir sehr pessimistisch.
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Zitat von Klugschnacker
Meiner Meinung nach kann das durch Gesetze geschehen, die global gelten und durchgesetzt werden müssen. Die Gesetze geben den Rahmen vor, innerhalb dessen sich der Kapitalismus entfaltet.

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Absolute Zustimmung. Die Menschheit braucht globale Rahmengesetze für den Klimaschutz. Woran scheitert es bisher und weshalb?